KPN und ABN Amro gründen europäische Internet-Bank

Der niederländische Telekom-Konzern KPN, in Deutschland etwa durch den Mobilfunkanbieter E-Plus vertreten, gründet mit ABN Amro ein Unternehmen für Finanzdienstleistungen über das Internet.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der niederländische Telekom-Konzern KPN, in Deutschland etwa durch den Mobilfunkanbieter E-Plus und den Internet-Carrier KPNQwest vertreten, steigt ins Geschäft mit Finanzdienstleistungen übers Internet ein. Zusammen mit der niederländischen Großbank ABN Amro will man die Gesellschaft Money Planet gründen, die Online-Banking für Verbraucher anbieten soll. Starten will das Unternehmen, an dem die beiden Partner zu je 50 Prozent beteiligt sind, in den Niederlanden, Deutschland und Belgien. Die Ausdehnung auf den gesamten europäischen Markt ist laut Aussagen der Beteiligten bereits geplant.

KPN und Amro rechnen in den ersten vier Jahren in den drei Startländern mit einer Million Kunden. In den Niederlanden, Belgien und Deutschland schätzen die Kooperationspartner den Markt für Finanz-Dienstleistungen über das Internet auf 19 Milliarden Euro, insgesamt belaufe er sich in Europa auf 65 Milliarden Euro. Für die Entwicklung in den drei Ländern, in denen Money Planet zuerst aktiv wird, wollen ABN Amro und KPN in den nächsten zwei Jahren 150 Millionen bis 200 Millionen Euro investieren. Nach vier Jahren möchte das Unternehmen bereits schwarze Zahlen schreiben.

Money Planet soll das komplette Spektrum von Finanzdienstleistungen offerieren: Von Kontenverwaltung über Brokerage und Investment-Fonds bis zu Versicherungen. Angebote, über die Amro nicht selbst schon verfügt und unter dem neuen Label vermarkten kann, wollen die Partner von anderen Firmen einkaufen. Zu den erweiterten Diensten sollen auch Wirtschaftsnachrichten, Realtime-Aktienkurse, Chat-Räume und Live-Übertragungen von Pressekonferenzen und Analystenmeetings gehören. Alle diese Angebote will KPN in seine eigenen Internet- und Mobile-Commerce-Portale integrieren.

Eigene Finanzdienstleistungen übers Internet und die hauseigenen Netze anzubieten, ist für KPN der nächste Schritt, sich zu einem europäischen Komplettdienstleister im Telekommunikations- und Internet-Business zu entwickeln. Neben France Telecom und British Telecom wird der niederländische Konzern mit riesigen Schritten zu einem Hauptkonkurrenten der Deutschen Telekom im europäischen Markt. Mit E-Plus und KPN Mobile beispielsweise hat KPN bereits ein recht gutes Standing in den Mobilfunknetzen; die Kooperation mit dem US-Konzern Qwest, an dem auch die Telekom interessiert sein soll, beschert den Niederländern nicht nur Internet-Dienstleistungen, sondern auch einen ersten Zugang zum amerikanischen Markt. Und nachdem KPN mit NTT DoCoMo, Mobilfunktochter der größten japanischen Telefongesellschaft, und dem Honkonger Mischkonzern Hutchison Whampoa eine Kooperation geschlossen hat, um in ganz Europa UMTS-Lizenzen zu ersteigern, erscheinen die Aussichten für den niederländischen Konzern gut, auch künftig in den Mobilfunknetzen der dritten Generation und beim "Mobile Commerce" ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.

KPN versorgt nach eigenen Angaben in Europa bislang 1,5 Millionen Surfer mit Internet-Zugängen und jeweils 9 Millionen Kunden mit Festnetz- und Mobilfunkanschlüssen. Mit ABN Amro hat sich der Telekom-Konzern nicht gerade einen schwachen Partner ins Boot geholt: Die Bank ist in praktisch allen europäischen Ländern vertreten und hat dort jeweils eine Lizenz für Finanzdienstleistungen und Mitgliedschaften in den regionalen Börsen vorzuweisen. (jk)