Telekom-Konzerne: Mobil mit Kimono und Holzschuh

Die drei Telefongesellschaften NTT DoCoMo, Hutchison Whampoa und KPN Mobile vereinbaren eine Zusammenarbeit zum Aufbau von UMTS-Netzen in Europa.

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Von
  • Christian Rabanus

Jetzt haben wir es amtlich: NTT DoCoMo, die größte japanische Telefongesellschaft, Hutchison Whampoa, ein Mischkonzern aus Hongkong, und KPN Mobile, die Mobilfunktochter der ehemals staatlich-niederländischen Telefongesellschaft KPN, wollen zusammenarbeiten, um ein Mobilfunknetz der dritten Generation in Europa aufzubauen. Die Kooperation der drei Gesellschaften bezieht sich auf Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Belgien – und damit auf einen Markt, in dem die drei Gesellschaften 210 Millionen Kunden und ein Finanzvolumen von 200 Milliarden bis 2010 erwarten. Mit rund 279 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung ist DoCoMo der an der Börse teuerste Konzern der drei kooperierenden Gesellschaften, Hutchison Whampoa kostet rund 60 Milliarden US-Dollar. KPN Mobile ist noch nicht separat notiert, die Muttergesellschaft KPN bringt es an der Börse insgesamt auf eine Marktkapitalisierung von rund 45 Milliarden US-Dollar.

Die Kooperationsvereinbarung ergibt einen globalen Verbund, vielleicht das erste wirklich weltweit operierende Bündniss auf dem Telekommunikationsmarkt. DoCoMo und Hutchison Whampoa decken den asiatischen Raum ab, KPN hat Beteiligungen in ganz Europa und ist über die Zusammenarbeit mit Qwest in dem Joint-Venture KPNQwest auch in den USA vertreten. Auch Hutchison Whampoa hat schon Beteiligungen in Amerika: So hält der Konzern aus Hongkong einen wesentlichen Anteil an der US-Mobilfunkgesellschaft VoiceStream, auf die die die Deutsche Telekom ein Auge geworfen haben soll.

Freilich beschränkt sich die Zusammenarbeit der drei Gesellschaften bislang auf relativ kleine Beteiligungen untereinander – was für die Konzerne wohl den positiven Effekt hat, dass sie sich nicht mit den Kartellbehörden herumschlagen müssen. Wie angekündigt, erwirbt DoCoMo für 4 Milliarden Euro einen 15-Prozent-Anteil an KPN Mobile. In Großbritannien erwirbt DoCoMo für 1,2 Milliarden Pfund einen Anteil von 20 Prozent an der britischen Hutchison-Tochter Hutchison 3G, über die Hutchison Whampoa zusammen mit der kanadischen Gesellschaft Telesystem International Wireless (TIW) die umfangreichste UMTS-Lizenz in Großbritannien für 4,4 Milliarden Pfund ersteigert hatte. KPN Mobile kauft für 900 Millionen Pfund 15 Prozent der Anteile an Hutchison 3G. Hutchison Whampoa behält die restlichen 65 Prozent, räumt aber TIW ein, noch 6,5 Prozent von diesem Anteil zu erwerben. Alle UMTS-Interessen der drei Gesellschaften DoCoMo, KPN Mobile und Hutchison Whampoa werden auf der Insel durch Huchinson 3G wahrgenommen.

In Deutschland formen Hutchison Whampoa und die KPN Mobile das Konsortium E-Plus-Hutchison, um gemeinsam eine UMTS-Lizenz zu ersteigern. Bei Erfolg will KPN Mobile seine Anteile an dem Konsortium an seine deutsche Tochter E-Plus abgeben. Das neue Konsortium wird dann nur das Netz aufbauen, E-Plus und Hutchison Whampoa werden aber ein getrenntes Geschäft führen. Zusammenarbeiten wollen beide Gesellschaften aber auch im Bereich des GSM-Mobilfunks.

Noch recht unkonkret sind die Überlegungen bezüglich der Zusammenarbeit in Frankreich und in Belgien. In Frankreich, wo die Lizenzen nach massiver Kritik am Versteigerungsverfahren in einem Schönheitswettbewerb vergeben werden, wolle man mit französischen Partner zusammenarbeiten, die man allerdings erst noch finden muss; entsprechende Gespräche seien aber schon im Gange. Die Pläne für Belgien sind wohl bislang noch unkonkreter. Man ist sich nur darüber einig, dass Hutchison Whampoa und KPN Mobile zusammen ein Bieterkonsortium bilden wollen.

Generell wolle man Know-how untereinander austauschen und gemeinsam technische Entwicklungen vorantreiben. Auch einen Roaming-Service für UMTS-Telefonie und gemeinsame Kunden-Zentren wolle man betreiben. Verwunderlich ist lediglich, dass keine Vereinbarung über eine Zusammenarbeit in den Niederlanden getroffen wurde. Dort zog sich nämlich Hutchison Whampoa am Tag der Auktionseröffnung aus dem Verfahren zurück. Beobachter werteten dies als Vorzeichen einer Zusammenarbeit zwischen KPN und Hutchison. Darin täuschten sie sich zwar nicht, dennoch gibt es offensichtlich keine über die allgemeinen Vereinbarungen hinausgehende Zusammenarbeit in den Niederlanden. (chr)