Kameras und Konzepte: Canon Expo in Paris
Auf der im Fünfjahresturnus stattfindenden Hausmesse stellte der Imaging-Titan neben aktuellen Produkten aus dem gesamten Angebotsspektrum auch neue Technologien, Produktstudien und Konzepte vor, die in den nächsten Jahren zur Serienreife gelangen könnten.
- Carsten Meyer
Auf der alle fünf Jahre stattfindenden Hausmesse "Canon Expo" stellte der japanische Konzern neben aktuellen Produkten aus dem gesamten Angebotsspektrum auch neue Technologien, Produktstudien und Konzepte vor, die in den nächsten Jahren zur Serienreife gelangen könnten.
Die dreitätige Veranstaltung für Presse und Handelspartner aus der ganzen Welt fand diesmal in der historischen Pariser Grande Halle de la Villette statt, die mit 8000 qm Ausstellungsfläche einem überdimensionalen Messestand glich. Auf mehreren Ebenen konnten sich die geladenen Gäste über neueste Entwicklungen in den Bereichen Camcorder und Kameras, Sensortechnik, Augmented Reality, 3D-Visualisierung, Heim-, Büro- und Großformat-Drucktechnik und medizinische Geräte informieren.
Nachtsicht-Sensor
Mehrere Produktstudien zeigten die derzeitigen technischen Möglichkeiten auf. Besonders beeindruckend fanden wir den erst Ende August vorgestellten Riesen-Bildsensor, der vollflächig aus einem 300-mm-Wafer geschnitten wird und mit rund 200 mm Kantenlänge mehr als hundertmal so viel Fläche wie ein APS-C-Sensor aufweist. Mit 1,6 Millionen Pixeln löst er zwar bescheiden auf, liefert aber bis herunter auf 0,3 Lux Beleuchtungsstärke (vergleichbar mit einer Vollmondnacht) rauscharme Bewegtbilder. Als mögliche Anwendung nennt der Hersteller astronomische Kameras. Einen anderen Rekord stellt der 120-Megapixel-CMOS-Sensor in SLR-tauglicher Größe (Canon APS-H, 27,9 mm × 18,6 mm, KB-Cropfaktor 1,3) auf, dessen Auflösung weit über der des menschlichen Auges liegt (siehe Bilderstrecke unten).
Unsichtbare Farben
Für den neu entwickelten 50-Megapixel-Sensor (8984 × 5792, Pixel-Pitch 3,2 µm) stellte Canon bereits zwei Anwendungen vor: Eine damit ausgerüstete omnidirektionale Rundum-Panorama-Kamera liefert über einen asphärischen Spiegel hochauflösende 360°-Aufnahmen. Hochinteressant auch eine 50-MP-Kamera mit 6 statt 3 Farben im Farbfilter, deren Farbraum bis ins nahe Infrarot und Ultraviolett reicht. Ihre Fähigkeit, die sog. Körperfarben exakter aufzunehmen als die Metamerie-anfälligen Dreifarb-Sensoren, soll besonders bei der Reproduktion von Kunstwerken vorteilhaft sein. Canon zeigte eine Anwendung, bei der Motive unter verschiedenen Licht-Einfallswinkeln reproduziert wurden. Bei der Darstellung auf einem iPad konnte man den Lichteinfallswinkel durch Kippen des Tablett-Rechners variieren – die Schönheit eines schillernden Schmetterlings kam so erst richtig zur Geltung.
Crossover
(Bild: Canon)
Recht seriennah erschien uns eine recht kompakte Multifunktionskamera mit neu entwickeltem 2/3"-Sensor mit 8 Megapixeln, die 4K-Videos mit vierfacher Full-HD-Auflösung liefert – und das bei einer Bildrate von 60 fps. Sie besitzt ein vollelektronisch gesteuertes 20-fach-Zoom mit 24-480 mm Brennweite und einer Anfangslichtstärke von f/1,8. Als Gehäusematerial kommt ein Bio-Kunststoff zum Einsatz, der nicht mineralölbasiert ist.
Futuristischer gaben sich einige Designstudien, etwa für eine ungewöhnliche Spiegelreflex, eine zweilinsige 3D-Kamera oder eine 3D-Videobrille. Überhaupt nahm das Thema 3D-Visualisierung breiten Raum ein: Besucher konnten mit 3D-Videobrillen ihre Realität erweitern und in CAD-Modelle, technische Geräte, Traumwelten oder menschliche Körper eintauchen. Beeindruckend auch die Augmented-Reality-Bilderbücher: Durch in der Brille eingebaute Kameras und Lagesensoren konnten reale und virtuelle Umgebung beliebig gemischt werden (siehe auch unsere Bilderstrecke).
Canon Expo (14 Bilder)
120-MP-Sensor
(cm)
