Gegen Desinformation: Google setzt Videos als "Impfung" gegen Manipulation ein

Um der Desinformation über Geflüchtete aus der Ukraine zuvorzukommen, will Google in mehreren europäischen Staaten spezielle Videos ausspielen.

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(Bild: Innoculation Science)

Lesezeit: 3 Min.

Mit kurzen Videoclips will Google Menschen in Europa gezielt dabei helfen, Desinformation und Verschwörungstheorien über Geflüchtete aus der Ukraine besser erkennen zu können. Dafür greift Googles Tochterunternehmen Jigsaw auf Erkenntnisse aus einem Online-Experiment der Universität Cambridge zurück. Das hat gezeigt, dass Menschen im Internet gegen Taktiken aus dem "Drehbuch der Fehlinformationen" gewissermaßen geimpft werden können, wenn die erklärt werden. Wer etwa unter Zuhilfenahme eines Clips aus der TV-Serie "South Park" gezeigt bekommt, wie die Suche nach Sündenböcken funktioniert, könne das danach besser erkennen.

Die Initiative basiert auf einem Experiment, das unter der Leitung der Fakultät für Psychologie der Universität Cambridge durchgeführt wurde. Untersucht wurde, wie hilfreich das sogenannte "Prebunking" beim Kampf gegen Desinformation sein kann. Anders als beim "Debunking" also dem nachträglichen Entlarven falscher Behauptungen, gehe es darum, vorab dagegen vorzugehen. In sieben verschiedenen Versuchen – einen davon auf Youtube – sei gezeigt worden, dass spezielle Videos dabei helfen, "manipulative Techniken zu erkennen, bei der Suche danach selbstbewusster zu werden, wahre von unwahren Behauptungen zu unterscheiden und Inhalte online besser zu teilen".

Gemeinsam mit Jigsaw hat das Team mehrere kurze Videos erstellt, in denen manipulative Techniken mithilfe von "South Park", Homer Simpson, "Family Guy" und "Star Wars" erklärt werden. Die Videos sollen jetzt in Polen, der Slowakei und der Tschechischen Republik auf Youtube und anderen Plattformen gezeigt werden sollen, "um Desinformationen im Zusammenhang mit ukrainischen Flüchtlingen zuvorzukommen". Polen wurde ausgewählt, weil dorthin besonders viele Menschen aus der Ukraine geflüchtet sind, die Slowakei und Tschechien seien ein gutes Testgebiet für den Rest Europas, erklärte Beth Goldberg von Jigsaw gegenüber Reuters. Die Clips sollen auf Youtube, aber auch Twitter und den Plattformen von Meta ausgespielt werden.

Die Ausspielung sei jetzt eine Art Pilotversuch, meint Goldberg demnach noch. Mit der Kampagne solle in Kooperation mit Nichtregierungsorganisationen, Faktencheckern und der Forschung die Widerstandsfähigkeit gegen flüchtlingsfeindliche Narrative gestärkt werden. Das Forschungsteam meint, dass ihre Herangehensweise beim Kampf gegen Desinformation effektiver als das nachträgliche Factchecking, das auch unmöglich in großem Umfang gemacht werden könne und von einigen als Angriff verstanden werde. Stattdessen müsse Menschen beigebracht werden, "die Spielregeln der Fehlinformation zu erkennen, damit sie wissen, wann sie in die Irre geführt werden". Die Videos sollen als Werbung ausgespielt werden.

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Bei den anstehenden Wahlen in den USA soll die Methode nicht eingesetzt werden, es sei aber eine Option für die Zukunft. Das Vorgehen sei leicht zu skalieren, und bliebe dabei trotzdem vergleichsweise günstig. Erforscht werden müsse noch, wie lange der messbare Effekt anhalte, dass manipulative Techniken besser erkannt werden. In der Studie habe das jedenfalls konsistent bei Menschen im linken ("liberal") und im rechten ("conservative") Spektrum der USA gleichermaßen funktioniert. Das Forschungsteam hat die Studie im Fachmagazin Science Advances veröffentlicht, die Videos können online eingesehen werden.

(mho)