Kartellrecht: MGM-Deal von Amazon gerät in die Kritik

Amazons Zukauf des Filmstudios MGM löst bei US-Politikern kartellrechtliche Bedenken aus. Doch die Auswirkungen auf den Markt scheinen nicht besonders hoch.

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(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Die knapp 8,5 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme des Filmstudios Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) durch den Online-Händler Amazon zum Ausbau seines Streaming-Angbeots Amazon Prime Video stößt auf Kritik in der Politik. Die unter US-Politikern verbreitete Befürchtung, Amazon könnte wie andere große US-Digitalkonzerne durch Zukäufe marktrelevanter Unternehmen zu viel Macht ansammeln und Märkte diktieren, ist durch den Deal noch befeuert worden.

Die demokratische US-Senatorin Amy Klobuchar, die Vorsitzende des Kartellausschusses im Senat ist, rief kurz nach der offiziellen Bekanntgabe der MGM-Übernahme zu einer "gründlichen Untersuchung" auf, um "sicherzustellen, dass dieser Deal den Wettbewerb nicht schädigt", berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Auch von republikanischer Seite schlägt Amazon Kritik entgegen. Der republikanische Senator Josh Hawley schreibt auf Twitter: "Der Verkauf sollte nicht durchgehen. @amazon ist schon jetzt eine Monopolplattform, die E-Commerce, Versand, Lebensmittelgeschäfte und eine Cloud besitzt. Sie sollten nichts anderes kaufen dürfen. Punkt."

Doch es ist unklar, ob die MGM-Übernahme Amazon im Streaming-Bereich einen so starken Vorteil verschafft, dass höhere Preise und weniger Innovationskraft zu erwarten sind. Beides ist aber notwendig, damit ein Verfahren der Kartellbehörden auch vor Gericht standhält und der Zukauf verhindert werden kann.

Zwar fällt Amazon ein stattlicher Katalog mit 4000 Filmen unter anderem mit "James Bond" und Klassikern wie "Rocky", neuere Serien wie "Vikings" und "Fargo" sowie 17.000 Stunden Fernsehshows mit dem Kauf zu, allerdings liegen die guten Zeiten von MGM schon lange zurück. 2010 musste das Studio nach einer wechselhaften Geschichte mit damals Sony und weiteren als Eigentümer Insolvenz anmelden und wurde von Spyglass übernommen, restrukturiert und konnte erst dank rigider Sparmaßnahmen die aufgehäuften Schulden abbauen. Grundsätzlicher Erfolg ist zwar nicht ausgeblieben, doch in den letzten drei Jahren befand sich kein MGM-Film unter den erfolgreichsten Top-10-Titeln.

Die Konkurrenz im Streaming-Geschäft ist dagegen groß und finanzkräftig: Netflix, Disney und HBO Max können auf umfangreiche Filmkataloge und dank der Umsätze während der Corona-Pandemie auf eine gute Finanzbasis zurückgreifen. Hinzu kommt der Streaming-Dienst Apple TV+, den sich Apple einiges kosten lässt, wenngleich der Katalog derzeit noch eher übersichtlich ist. Angesichts dieser Größen ist also kaum anzunehmen, dass es durch die MGM-Übernahme zu einer Wettbewerbsverzerrung kommt, sodass der Deal durch die US-Kartellbehörden noch verhindert werden könnte.

Im Gegensatz zu den Wettbewerbern geht es Amazon ohnehin nicht darum, der Big Player im Streaming-Geschäft zu werden. Für Amazon ist Amazon Prime Video aber eine wichtige Komponente zur Kundenbindung. Denn wer für den kostenfreien schnellen Online-Versand im Amazon-Shop ein Prime-Abo kauft, erhält auch den Zugriff auf den Streaming-Dienst und einen Teil des Katalogs – ohne weitere Kosten. Ein Anreiz, der Kunden des Online-Geschäfts von Amazon bei der Stange hält.

Wie auch die anderen Streaming-Dienste muss Amazon dazu den Zuschauern ständig neues Futter bieten. Der Zukauf von MGM ist also neben den Eigenproduktionen und der Übertragung von Sportveranstaltungen, in die Amazon Milliarden Dollar investiert hat, eine Möglichkeit, sich von den anderen Wettbewerbern abzugrenzen und das eigene Angebot aufzustocken und attraktiver zu machen.

Für manche Beobachter war der MGM-Deal dabei gar nicht so lukrativ. Statt 8,45 Milliarden Dollar, wären wohl eher 5 Milliarden Dollar bis 6 Milliarden Dollar angemessen. Chris Sagers, Professor für Kartellrecht am Cleveland-Marshall College of Law fasst es so zusammen: "Es scheint, dass die Marktanteile nicht groß genug sind, um die heutige Aufmerksamkeit der Kartellbehörden zu erlangen." Vielmehr konstatiert er, dass die Leute besorgt sein werden, "weil es Amazon ist".

(olb)