Katastrophenschutz-Chef: Manche Gegenden wegen Klimawandel nicht mehr besiedeln

Das Bundesamt für Katastrophenschutz hat einen neuen Chef. Angesichts der Flut im Ahrtal will der Klimaflüchtende innerhalb von Deutschland nicht ausschließen.

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Überflutungen im Ahrtal

(Bild: Nick_ Raille_07 / Shutterstock)

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Der Chef des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) meint, dass aufgrund des Klimawandels und der Bedrohung durch Umweltkatastrophen manche Flächen in Deutschland nicht mehr besiedelt werden sollten. Konkret bezog sich Ralph Tiesler gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe dabei primär auf Gebiete in Flussnähe wie im Ahrtal nach der Flutkatastrophe vom vergangenen Jahr, aber auch "an den Küsten stellt sich diese Frage".

Es sei aber noch Zeit, Schutzkonzepte zu entwickeln und es gebe keinen Ort oder Landstrich in Deutschland, "bei dem wir nicht genau hingucken müssen". In dem Interview wollte Tiesler auch nicht ausschließen, dass künftig Menschen innerhalb Deutschlands vor den Folgen des Klimawandels werden flüchten müssen.

Tiesler steht dem BBK seit einem Monat vor, er wohnt nur einen Kilometer vom Ahrtal entfernt. An die dortige Flutkatastrophe vor einem Jahr erinnert er sich als Schock: "Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was ich auf den Bildern gesehen habe." Dutzende Angestellte des BBK wohnen ebenfalls dort und seien plötzlich Teil der Katastrophe gewesen. Viele hätten vor Ort geholfen. Gleichzeitig nimmt er sein Amt einmal mehr in Schutz vor Kritik. Das BBK sei für den Schutz der Bevölkerung im Spannungs- und Verteidigungsfall zuständig, Katastrophenschutz sei Ländersache. Man werde aber die Kooperation und Koordination verbessern. Außerdem habe die Einführung von Cell-Broadcast-Warnungen schnell vorangetrieben, am 8. Dezember werde es einen Test-Warntag geben.

Angesichts des Klimawandels, der in "noch weitere Herausforderungen an uns stellen wird" und des Kriegs in der Ukraine fordert Tiesler noch, dass der Krisenmodus fortan zum allgemeinen Bewusstsein dazugehören müsse: "Wir müssen lernen, dass die Krise zum Alltag gehört." Gegenwärtig sei man dabei, lange zurückgefahrene Sicherheitsvorkehrungen wie etwa Bunker und das Netz aus Warnsirenen wie zu reaktivieren "oder neu zu denken". Während er nicht glaub, dass in Deutschland wieder Krieg geführt wird, drohten konkret Cyberattacken, warnt er noch.

Angesichts dieser Lage müssten sich die Menschen auch selbst helfen können. Die Bevölkerung solle nicht nur auf Angebote der Regierung warten, jeder müsse helfen, die Gesellschaft resilienter zu machen. Ein guter Tipp sei außerdem ein Notvorrat für mehrere Tage, am besten so umfangreich, dass auch Nachbarn geholfen werden kann: "Wir brauchen diesen Zusammenhalt in der Gesellschaft." An der Ahr hätten die Menschen gezeigt, wie das funktioniert.

(mho)