Kein Erdgas von Nordstream 1: Gasfüllstand bei 84 Prozent

Die Gasspeicher in Deutschland sind zu fast 84 Prozent gefüllt. Die EU erreichte ihr Speicherziel zwei Monate früher als geplant.

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Anlandestelle der Nord Stream 1 in Lubmin.

(Bild: Nord Stream AG)

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Die Gasspeicher in Deutschland waren bis Montag zu fast 84 Prozent gefüllt. Das geht aus einer Übersicht des Branchenverbands Gas Infrastructure Europe (GIE) hervor, der die Zahlen mit Verzögerung veröffentlicht. Europaweit sind die Gasspeicher zu 80 Prozent gefüllt. Damit hat die EU ihr Ziel zwei Monate früher erreicht als geplant.

Erdgas-Lieferungen aus Russland machten in den vergangenen Tagen nur einen Teil der in Deutschland eingespeicherten Mengen aus. Am Samstag beispielsweise wurden laut GIE in Deutschland rund 1336 GWh Erdgas eingespeichert. Über Nord Stream 1 flossen an diesem Tag etwa 347 GWh russisches Erdgas nach Deutschland, berichtet dpa. Aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden kamen an dem Tag laut Bundesnetzagentur rund 2750 GWh Erdgas nach Deutschland.

Eine Verordnung des Bundeswirtschaftsministeriums verlangt, dass die Gasspeicher in Deutschland bis zum 1. Oktober 2022 zu 85 Prozent gefüllt sind. Zum 1. November sollen es 95 Prozent sein, nach erhöhtem Verbrauch im Winter zum 1. Februar noch 40 Prozent.

Das Bundeswirtschaftsministerium geht "trotz des schwierigen Umfelds" davon aus, dass das Gas-Speicherziel für Oktober bereits in den kommenden Tagen erreicht werde. Es gelinge, russisches Pipelinegas zu einem sehr großen Teil zu ersetzen. Zudem schritten die Arbeiten an schwimmenden Flüssiggasterminals planmäßig voran.

Der russische Konzern Gazprom liefert wie angekündigt seit Mittwoch um 4 Uhr kein Erdgas mehr über die Pipeline Nord Stream 1. Die Gaslieferung soll wegen Wartungsarbeiten drei Tage lang unterbrochen werden. Bis zum Dienstag waren täglich 33 Millionen Kubikmeter Gas über Nord Stream 1 nach Deutschland gepumpt worden, etwa 20 Prozent der maximalen Kapazität. Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hatte gesagt, die Wartungsarbeiten seien technisch nicht nachvollziehbar. Auch die Bundesregierung zweifelt technische Gründe für die Gasunterbrechung an.

An der Verdichterstation Portovaya für Nord Stream 1 an der russisch-finnischen Grenze arbeitet zurzeit nur noch eine Turbine von maximal fünf, sie wird momentan gewartet, zitiert die russische Nachrichtenagentur Tass Gazprom. Am 3. September soll ebenfalls um 4 Uhr morgens das Erdgas wieder fließen. Falls es zu keinen Fehlfunktionen kommen werde, könne Gazprom wieder täglich 33 Millionen Kubikmeter liefern.

Bereits im Juli war die Gaslieferung durch Nord Stream 1 mehrere Tage lang eingestellt worden. Das geschah wegen alljährlicher Wartungsarbeiten, die die Nord Stream AG als Betreibergesellschaft langfristig angekündigt hatte. Seitdem flossen noch 20 Prozent des maximal möglichen Erdgases durch die Pipeline.

Vergangene Woche war bekannt geworden, dass nahe der Pipeline aktuell viel Gas verbrannt wird. Unter anderem die britische BBC hatte darüber berichtet und errechnet, dass sich der Wert, der dort in Licht, Ruß, Wärme und CO₂ aufgeht, auf etwa 10 Millionen Euro täglich belaufe.

(anw)