Keine NBC-Serien bei iTunes?

Apple hat wieder Ärger mit einem Inhaltelieferanten, der mehr Mitspracherecht bei der Preisgestaltung und Vermarktung seiner Produkte fordert. Den Vertrag mit Apple will NBC Universal vorsorglich nicht verlängern.

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Apple hat weiter Ärger mit den Inhaltelieferanten für den iTunes Store. Einem Bericht der New York Times zufolge will NBC Universal, der wichtigste Lieferant für Serien und Videos, abspringen. Den Ende des Jahres auslaufende Vertrag will das zum Mischkonzern General Electric gehörende Medienunternehmen nicht verlängern, bestätigte ein Firmensprecher gegenüber der Zeitung, wollte aber keine weiteren Einzelheiten nennen. NBC ist nach Universal Music der zweite Medienpartner, der aus dem Vertrag mit Apple aussteigen will.

Dem Bericht zufolge entfallen rund 40 Prozent der Videodownloads im amerikanischen iTunes Store auf Material von NBC Universal, darunter populäre TV-Serien wie "Battlestar Galactica" und "The Office". Apple droht also ein spürbarer Verlust. Der Computerhersteller will mit den Videos die Erfolgsgeschichte mit iTunes Music und dem iPod wiederholen. Online-Videos sollen den Verkauf von videotauglichen Geräten wie dem großen Pod und dem iPhone anregen.

Bei dem Streit geht es offenbar ums Geld: Die beiden Partner hätten sich nicht auf neue Konditionen für eine Verlängerung des Vertrages einigen können. Dem Zeitungsbericht zufolge sind die Medienunternehmen allgemein unglücklich darüber, dass sie in Sachen Vermarktung ihrer Produkte bei iTunes und bei der Preisgestaltung kein Mitspracherecht haben.

Konkret wünscht sich NBC einen besseren Schutz des Materials vor illegaler Verbreitung sowie die Möglichkeit, Videos im Paket – zum Beispiel eine Folge einer Serie mit einem Spielfilm – zu verkaufen und so die Umsätze zu steigern. Darüber hinaus ist den Medienkonzernen Apples Preissystem nicht flexibel genug, sie verlangen die Möglichkeit für unterschiedliche Preise. Apple will das verhindern und argumentiert, verschiedene Preise würde den gerade anlaufenden Verkauf von Videos unnötig kompliziert machen und auf die Nachfrage drücken.

Bisher sind Fernsehserien und Spielfilme bei iTunes nur in den USA erhältlich. Während Apple auf dem Musikmarkt inzwischen eine richtig große Nummer ist, beginnt sich der Online-Vertrieb von Videos erst zu entwickeln. Die Folge einer Serie kostet in den USA 1,99 US-Dollar, ein Spielfilm 9,99 US-Dollar. Bei dem gerade in Großbritannien gestarteten Videovertrieb nimmt Apple 1,89 Pfund (2,79 Euro) pro Folge, in Deutschland ist das Angebot noch nicht erhältlich.

Die Film- und Fernsehindustrie hat vor allem Angst vor "Piraterie" und davor, ihre Inhalte unter Wert zu verkaufen. Mit dem sogenannten Bundling versucht sie offenbar, im Offline-Vertrieb erfolgreiche Konzepte der Wiedervermarktung von Katalogware auch online umzusetzen. Ob sich die höheren Preisvorstellungen der Industrie allerdings durchsetzen lassen, ist fraglich. Wer für 10 US-Dollar schon eine DVD bekommt, gibt nicht das Gleiche oder gar mehr für einen Download in schlechterer Qualität aus.

Noch ist das Kind allerdings nicht endgültig in den Brunnen gefallen. Die Verhandlungen gehen weiter, bis Dezember können sich Partner noch einigen. Die Branche wird sich das genau ansehen: Weitere Verträge stehen demnächst zur Verlängerung an; andere Zulieferer könnten sich an NBC ein Beispiel nehmen. (vbr)