Kernel-Log: 2.6.27 nähert sich Fertigstellung, Btrfs bald im Kernel?

Mit der Veröffentlichung von 2.6.27-rc8 befindet sich die Entwicklung von 2.6.27 auf der Zielgraden; Ursache des e1000e-Treiberproblems weiter unklar; Btrfs-Entwickler strebt Aufnahme des experimentellen Dateisystems in den Hauptentwicklungszweig an.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

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Bei der Freigabe der achten Vorabversion von Linux 2.6.27 deutete Linus Torvalds an, dass dies der letzte RC vor der Veröffentlichung der nächsten größeren Kernel-Überarbeitung sei (So yet another week, another -rc. This one should be the last one: [...]). Üblicherweise vergehen von solchen Andeutungen bis zur Freigabe der jeweiligen Version noch ein bis zwei Wochen – nicht selten erscheint auch trotz solcher Signale doch noch ein weiterer RC.

Torvalds merkt aber auch an, dass es noch reichlich Probleme gibt, die 2.6.26 noch nicht gezeigt hat. Aus diesem Kommentar entstand eine weitere Diskussion um das vermutlich mit dem e1000e-Treiber und den RCs von 2.6.27 in Verbindung stehende Problem beschädigter Intel-Netzwerk-Hardware (1, 2). Die genaue Fehlerursache haben die Entwickler laut dem neusten Statusbericht von Intel-Entwickler Jesse Brandeburg noch nicht gefunden. Daher ist auch nicht sicher, ob die von Brandeburg und anderen Kernel-Hackern entwickelten Patches tatsächlich Beschädigungen an den Daten im Netzwerk-EEPROM verhindern.

Während Brandeburg und zahlreiche andere Kernel-Hacker weiter auf der Suche nach der Fehlerursache sind, haben andere Entwickler bereits verkündet, welche neuen Funktionen und Änderungen sie für 2.6.28 vorgesehen haben. So soll das Libata-Subsystem in Zukunft Unterstützung für Disk Shock Protection bieten, während zum Netzwerksubsystem vier neue Treiber für Netzwerkchips von Atheros, Cisco, Jmicron und Qlogic hinzustoßen sollen. Die KVM-Entwickler haben gleich drei Patch-Serien vorbereitet (1, 2, 3); durch einige der dort enthaltenen Patches sollen sich PCI-Geräte an KVM-Gäste durchreichen lassen.


Chris Mason hat den Quellcode des experimentellen Dateisystems btrfs in ein Git-Repository überführt. Das soll anderen Kernel-Hackern die Begutachtung erleichtern und Diskussionen zur Aufnahme in den Hauptentwicklungszweig von Linux anregen. Seiner Meinung nach wäre es das beste, die Weiterentwicklung von nun an im Rahmen des offiziellen Linux-Kernels fortzuführen. Btrfs solle dabei aber deutlich als noch nicht für den Alltagsbetrieb reif gekennzeichnet werden – ähnlich machen es auch die Entwickler des Ext4-Dateisystems, an dessen Fertigstellung die Kernel-Hacker seit 2.6.19 im Rahmen des Hauptentwicklungszweigs von Linux arbeiten.

Doch während sich die Hauptentwicklungsphase von Ext4 mit 2.6.27 langsam dem Ende nähert, gibt es bei Btrfs noch einiges zu tun, bis das Dateisystem reif für Anwender ist. So ist das Format der Dateisystemdaten auf dem Datenträger (On-disk Format) noch nicht finalisiert – Mason hofft aber, das Format noch dieses Jahr festklopfen zu können. Zudem gibt es auch bei der Fehlerbehandlung noch einiges zu verbessern; die ToDo-List im Wiki von btrfs listet zahlreiche weitere geplante Funktionen des von den Kernel-Entwicklern viel beachteten und unter anderem vom Ext-Dateisystementwickler Theodore Ts'o gelobten Dateisystems.


Kernel-Log-Staccato

  • Die Entwickler des Hplip-Projekts haben die Version 2.8.9 der Hplip-Treiber für HP-Drucker und -Multifunktionsgeräte veröffentlicht. Sie unterstützt erstmals die Scan-Funktion einiger Geräte der LaserJet-Reihe sowie fünf neue Drucker der Photosmart-Serie.
  • Nvidia veröffentlicht derzeit fast wöchentlich neue Beta-Treiber für Linux – die derzeit Neusten tragen die Versionsnummer 177.78.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open.

(thl)