Kernel-Log: Centrino-2-WLAN-Treiber iwl-5000 und Webcam-Treiber gscpa in Linux 2.6.27

Linux 2.6.27 wird neue Treiber fĂĽr die Centrino-2-WLAN-Module und Webcams verschiedener Hersteller mitbringen; neu ist ferner die TX[ ]Multiqueue Implementation im Netzwerksubsystem und die UnterstĂĽtzung fĂĽr den Betrieb als x86-64-DomU unter Xen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

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Nachdem Torvalds über das Wochenende unterwegs war und er zuvor in Anspielung auf andere deftige Aussagen nochmal einige freundliche Worte an die Linux-Tester gerichtet hat, nahm er zwischenzeitlich die Arbeit an der Linux-Version 2.6.27 wieder auf. Die rund 2000 in den vergangenen 48 Stunden für 2.6.27 eingepflegte Änderungen bringen dabei wieder einen ganzen Batzen von Neuerungen mit, von denen vielfach auch Endanwender profitieren.

So pflegte Torvalds unter anderem zahlreiche Patches vom Verwalter des V4L-/DVB-Subsystems in den Hauptentwicklungszweig ein. Darunter befindet sich auch der weitgehend mit Hilfe von Reverse Engineering entstandene Webcam-Treiber gspca. Er eignet sich für Kameras von verschiedensten Herstellern – darunter einige Modelle von Aiptek, Creative, Logitech oder Philips. Zusammen mit dem für kurz vor Toresschluss in Linux 2.6.26 integrierten USB-Video-Treiber uvcvideo unterstützt der Linux-Kernel somit in Zukunft eine Vielzahl verschiedener Webcams von Haus aus; bislang mussten Linux-Anwender die beiden Treiber nicht selten umständlich nachinstallieren.

Torvalds hat ferner größere Änderungen am Netzwerk-Subsystem eingepflegt. Dazu gehört unter anderem auch die von Netzwerk-Verwalter David S. Miller größtenteils selbst programmierte "Linux TX Multiqueue Implementation". Durch sie bietet der Netzwerk-Stack nun grundlegende Funktionen für Netzwerk-Hardware mit mehreren Transmit Queues. Viele der modernen WLAN-Chips bieten sie, um etwa Video oder Audio-Daten bevorzugt zu übermitteln.

Größere Änderungen gab es auch an den Treibern für die neueren WLAN-Chips von Intel. So wurde der Treiber iwl4965 stark umgebaut, sodass sich Teile von ihm beim parallel neu aufgenommenen Treiber iwl-5000 wiederverwenden lassen; Letzterer unterstützt Intels neue WLAN-Module der Familie "Wireless WiFi Link 5000AGN", die bei der kürzlich vorgestellten Centriono-2-Plattform zum Einsatz kommen. Die von einigen der Intel-Funkmodule gebotene Wimax-Unterstützung beherrscht der neu aufgenommene Treiber allerdings nicht; diese rüsten Patches und Programme nach, an denen Intel in einem eigenen Projekt arbeitet.

Den seit Linux 2.6.23 im Kernel enthaltene Treiber rtl8187 für den gleichnamigen USB-WLAN-Chip von Realtek überarbeiteten die Kernel-Hacker, sodass er in Zukunft auch mit dem Realtek-Chip RTL8187B klarkommt – im Linux-Kompatibilitätstest auf acht Billig-Notebooks in der aktuellen c't hatten wir den WLAN-Chip noch mit einem umständlich zu installierenden Treiber des Herstellers zur Funktion überreden müssen. Ebenfalls für 2.6.27 aufgenommen wurde eine größere Renovierung des rfkill-Frameworks, die die Interaktion zwischen Hardware, Kernel und Userspace-Programmen beim Betätigen der insbesondere bei Notebooks zu findenden Taster und Tastenkombinationen zum Ein- und Ausschalten von Funkverbindungen verbessern soll.

Ebenfalls für 2.6.27 aufgenommen haben die Kernel-Entwickler zahlreiche Verbesserungen an der Virtualisierungslösung KVM sowie Unterstützung für die Hypervisor-Schnittstelle paravirt_ops auf der von Intels Itanium genutzten IA64-Architektur. Über die zweite Ladung von Patches für die x86-Architektur fand ferner die Xen-DomU-Unterstützung für x86-64-Systeme den Weg in den Kernel – bislang unterstützte der im Kernel seit 2.6.23 enthaltene Code nur den Betrieb eines x86-32-Linux unter einem Xen-Hypervisor. Der Code zum Betrieb einer privilegierten Xen-Domain (Dom0) fehlt dem Kernel allerdings weiterhin.


AMD hat die Version 8.7 der proprietären Linux-Grafiktreiber für neuere Radeon-Grafikchips freigegeben. In den Release-Notes finden sich Angaben zu den spärlichen Neuerungen; die bei Fedora 9 und der aktuellen Alpha von Ubuntu 8.10 eingesetzten Vorabversionen des für X.org 7.4 eingeplanten X-Servers 1.5 unterstützt der Treiber noch immer nicht.

Kernel-Log-Staccato:

  • Adrian Bunk hat die Kernel-Version 2.6.16.62 freigegeben, die zwei mit CVE-Einträgen versehene SicherheitslĂĽcken korrigiert.
  • Nachdem wieder einmal jemand auf der Linux-Kernel-Mailing-Liste nach ZFS-UnterstĂĽtzung fĂĽr Linux fragte, sieht es so aus, als wollte sich ein Programmierer mit UnterstĂĽtzung von Christoph Hellwig an die Entwicklung von Kernel-Code zur ZFS-Read-Only-UnterstĂĽtzung wagen.
  • Die kĂĽrzlich vorgestellte UDEV-Version 125 nutzt einen neuen Ort zum Speichern der mitgelieferten UDEV-Regeln.
  • Intel- und X.org-Entwickler Keith Packard gibt in seinem Blog einen guten Ăśberblick ĂĽber die HintergrĂĽnde und den Entwicklungsstand von Kernel Mode Setting, Initial Mode Selection, Output Hotplug, GEM, DRI2 und einigen anderen Entwicklungen, an denen die X.org- und Kernel-Entwickler arbeiten, um die UnterstĂĽtzung von moderner Grafikhardware zu verbessern.

Weitere HintergrĂĽnde und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ă„ltere Kernel-Logs finden sich ĂĽber das Archiv oder die Suchfunktion von heise open.

(thl)