Kernel-Log: Dateisystem Tux3 angekündigt, neues rund um X.org

Das noch nicht mal in den Kinderschuhen steckende Dateisystemdesign Tux3 soll einige Limitationen heutiger Dateisysteme beseitigen; weitere Vorabversion des X-Servers 1.5 veröffentlicht; neues rund um die X.org-Grafiktreiber intel, radeon und radeonhd.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Kernel-Log-Logo

Nachdem der langjährige Kernel-Entwickler Daniel Phillips kürzlich mit mehreren  Mails zu Grundlagen beim Dateisystemdesign auf sich aufmerksam machte, hat er mit Tux3 nun das Design und die Entwicklung eines neuen Dateisystems angekündigt, das einige seiner Ideen umsetzen soll – funktionierenden Tux3-Quellcode gibt es aber noch nicht. Die Ankündigung von Tux3 geht auf die Besonderheiten und Unterschiede zu existierenden Dateisystemen detailliert ein. Öffentliche Antworten bekam Phillips aber in der vergangenen Woche nicht. Es wird sich ohnehin zeigen müssen, ob Phillips mit Tux3 mehr Erfolg hat als beim von ihm gestarteten Vorgänger Tux2, das nie wirklich veröffentlicht wurde – Patentprobleme sollen daran Schuld gewesen sein.

Mit Btrfs existiert zudem bereits ein noch recht neues und von Grund auf frisch entwickeltes Linux-Dateisystem. Das bietet genau wie das Tux3-Design einige der vom Solaris-Dateisystem ZFS her bekannten Features und soll einige der Limitationen von aktuellen Dateisystemen umgehen – dazu kann man neben dem verbreiteten Ext3 zumindest teilweise auch dessen noch recht jungen und noch nicht ganz fertigen Nachfolger Ext4 zählen. Btrfs ist zwar noch in einem frühen Entwicklungsstadium, aber damit dem bisher nur vage umrissenen Tux3 schon um Längen voraus; zudem unterstützen mittlerweile zahlreiche Entwickler und Firmen die Weiterentwicklung des von Oracle-Entwickler Chris Mason gestarteten Btrfs.


Die ursprünglich für Ende April geplante Version 7.4 des X-Window-Systems von X.org wurde immer noch nicht veröffentlicht – die Entwickler warten auf die Freigabe von Mesa 7.1. Einen Vorgeschmack auf das nächste X.org bietet solange eine neue Vorabversion des zu X.org 7.4 gehörenden X-Servers 1.5. Das zumindest von außen eher chaotisch erscheinenden Release-Management von X.org dürfte auch auf dem diesjährigen X Developers Summit (XDS) zur Sprache kommen, den die X-Entwickler Anfang September in Edinburgh abhalten.

Die Entwickler des im Rahmen von X.org entwickelten Grafiktreibers Intel haben derweil die Version 2.4.0 freigegeben. Er unterstützt nun die Anfang Juni vorgestellten Intel-Chipsätze der Serie 4 (G43, G45 und Co.), steuern Bildschirme via HDMI an und sollen beim 965er-Chipsätzen bessere EXA-Performance liefern. Einer der Programmierer des Intel-Grafiktreibers gibt derweil in seinem Blog einen Statusbericht zu den seit Längerem entwickelten Änderungen am Vblank-Mechanismus, die insbesondere bei Notebooks die Leistungsaufnahme durch Abschalten der Interrupts reduzieren soll.

AMD hat derweil einen Parser für das bei den Grafikkarten genutzte ATOM-BIOS veröffentlicht. Das dürfte die Entwicklung eines Linux-Grafiktreibers für Kernel-based modesetting (kms) vereinfachen. Eine rudimentäre Version eines solchen für Radeon-X1000-Karten hat der Entwickler des Radeon-Treibers wenig später in seinem Blog angekündigt. Radeonhd-Entwickler Luc Verhaegen erklärt derweil in seinem Blog die Vorteile der bislang in einem eigenen Entwicklungszweig von Rdeonhd programmierten Treibervariante mit Unterstützung für Command Submission (CS).


Jonathan Corbet, Kernel-Entwickler und Leiter von LWN.net, hat auf der LKML mehrere lange Dokumente als Patch vorgestellt, die detailliert beschreiben, wie der Entwicklungsprozess des Linux-Kernels funktioniert. Er beschreibt in dem Rahmen auch ausführlich, warum es für Programmierer wichtig ist, alle Verbesserungen und Treiber in den Hauptentwicklungszweig einzubringen. Dabei geht er auch auf die beim Einsenden von Patches wichtigen Aspekte näher ein. Die hatte kürzlich auch Andi Kleen in dem Vortrag "On submitting kernel patches" beschrieben – dieser Vortrag bietet genau wie viele andere Präsentationen vom Ottawa Linux Symposium (OLS) 2008 zahlreiche interessante Hintergrundinformationen zu verschiedenen Linux-Themen.


Kernel-Log-Staccato

  • Dateisystem-Expertin Valerie (Val) Henson wird in Zukunft Teilzeit bei Red Hat arbeiten; einige der Dinge, die sie im Rahmen dieser Tätigkeit erledigen will, beschreibt sie in ihrem Blog.
  • Nachdem bei der derzeit laufenden 2.6.27-Entwicklung nun linux-next das erste Mal so richtig eingebunden war, hat Linus Torvalds in einer Mail einige seiner Erfahrungen mit linux-next zusammengefasst.
  • Wie Kernel-Module aufgebaut sind und geladen werden, beschreibt ein kürzlich veröffentlichter Artikel auf IBMs Portal developerWorks.
  • Ein im Hauptentwicklungszweig eingepflegter Patch sorgt bereits für Oprofile-Unterstützung von Intels im Herbst erwarteten Prozessoren mit Nehalem-Kern. Auch Unterstützung für die neuen Befehle XSAVE und XRSTOR im E0-Stepping der CPU-Baureihen Core 2 Duo E8000, Core 2 Quad Q9000 und Xeon 3000 hat Intel bereits in Vorbereitung.
  • Ein AMD-Entwickler hat den bislang Intel-spezifischen Code zum Laden von aktualisiertem CPU-Microcode so überarbeitet, dass er in Zukunft auch mit AMD-Prozessoren zusammenarbeitet.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open.

(thl)