Kinder ohne Handy angeblich "gefährdete Außenseiter"

Der Handy-Boom macht auch vor Kindern und Jugendlichen nicht Halt. Ein dänischer Pädagoge sieht Kinder ohne Mobiltelefon schon als sozial gefährderte Außenseiter.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Handy-Boom macht auch vor Kindern und Jugendlichen nicht Halt. Die britische Independent Expert Group on Mobile Phones (IEGMP) warnte in einer Untersuchung vor kurzem die Eltern sogar davor, den Kids Handys zu geben. Sie seien durch ihre dünnere Schädeldecke und die noch nicht abgeschlossene Wachstumsphase einem größeren Risiko ausgesetzt, was elektromagnetische Abstrahlungen, den so genannten Elektro-Smog, angehe.

Wenn Eltern ihren Kindern auf Grund möglicher Gesundheitsrisiken nun aber das Handy verweigern, setzen sie die Kids angeblich ganz anderen Gefahren aus. In machen Ländern stempelt ein fehlendes Handy die Kids zu Außenseitern, so jedenfalls die Meinung des dänischen Wissenschaftlers Carsten Jessen von der Pädagogischen Hochschule Kopenhagen. Laut einem dpa-Bericht meint er, dänische Kinder ohne eigenes Mobiltelefon seien als "Außenseiter" sogar sozial gefährdet. Sie seien vom Ausschluss aus dem Freundeskreis bedroht. Jessen hat in einem vierjährigen Forschungsprojekt die Auswirkungen von Mobiltelefonen auf den Alltag von Kindern untersucht. In der Zeitung Jyllands-Posten meinte Jessen am heutigen Donnerstag, ab der 6. Klasse spielten sich Kontakte aller Art einschließlich Verabredungen inzwischen zu einem großen Teil über Handys ab.

"Verantwortungsbewusste Eltern sollten eigentlich jedem ihrer Kinder ab zwölf Jahren ein Mobiltelefon geben, damit es unter Gleichaltrigen nicht isoliert wird", meinte der Pädagoge laut dpa – und gibt damit genau die entgegengesetzte Empfehlung wie die britischen Experten in ihrem Bericht. Jyllands-Posten ermittelte in einer zufällig ausgewählten Gesamtschule der Stadt Randers, dass in der 6. Klasse 59 Prozent und in der 7. Klasse 81 Prozent aller Schüler ein eigenes Handy hatten. (jk)