Kleines Zeitfenster für Verkauf der Western-Wireless-Töchter

Im Zuge der Übernahme von Western Wireless überlegt der US-Mobilfunknetzbetreiber Alltel nun doch, sich der außerhalb der USA gelegenen Töchter von Western Wireless International zu entledigen.

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Im Zuge der Übernahme von Western Wireless (WWC) überlegt der US-Mobilfunknetzbetreiber Alltel nun doch, sich der außerhalb der USA gelegenen Töchter von Western Wireless International (WWI) zu entledigen. Zunächst hatte die bisher nur in den USA tätige Alltel beabsichtigt, am Geschäft von WWI festzuhalten. Dennoch sind von unterschiedlichen Seiten Angebote für einzelne Netze gelegt worden. Nun wurde die Deutsche Bank damit beauftragt, in einem strukturierten Prozess Angebote für alle Auslandsbeteiligungen einzuholen und zu bewerten. Allerdings muss dies sehr flott geschehen, denn die Verkäufe müssten aus steuerrechtlichen Gründen vor dem noch für das laufende Quartal geplanten Abschluss der WWC-Übernahme duch Alltel abgeschlossen sein. Nach der Übernahme gilt eine dreijährige Behaltefrist, innerhalb derer Veräußerungsgewinne versteuert werden müssen, was einen Verkauf finanziell unattraktiv macht.

Wertvollstes Unternehmen im Portfolio (mit über einer Milliarde Euro) ist der viertgrößte österreichische Mobilfunk-Netzbetreiber tele.ring, der im ersten Quartal 2005 mit einer EBITDA-Marge (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von über 35 Prozent aufhorchen ließ. Im nationalen und internationalen Vergleich ist dies ein sehr guter Wert, der laut tele.ring aber nicht für das Gesamtjahr erwartet wird. Zum Quartalsende zählte tele.ring 1,036 Millionen Kunden, davon 917.400 im Mobilfunkbereich. Im Vergleich mit dem ersten Quartal 2004 stieg der Umsatz um knapp neun Prozent auf 126,1 Millionen Euro, das EBITDA gar um 60 Prozent auf 44,6 Millionen. Der Reingewinn verbesserte sich von 20 auf 23 Millionen Euro (plus 15 Prozent). Außer in Österreich ist WWI in Irland (Meteor), Slowenien (vega), Bolivien (Viva), Ghana (Westel) und Haiti (ComCEL) aktiv, eine Minderheitsbeteiligung besteht in Georgien (MagtiCom). Welche dieser Netze in der wenigen Wochen tatsächlich einen Käufer finden werden, ist offen.

Die irische Gerüchtebörse handelt Denis O'Brien, Gründer von O2 Ireland, als Meteor-Interessenten. Dem irischen Festnetzbetreiber eircom wird schon länger die Lust am Kauf von Meteor nachgesagt. Das Unternehmen habe bereits Morgan Stanley und Goodbody als Übernahmeadjudanten engagiert, heißt es. Eircom hatte seine Mobilfunktochter Eircell 2001 an Vodafone verkauft, das damals vereinbarte Konkurrenzverbot ist vergangenes Jahr ausgelaufen. Der Wert der irischen Meteor wird auf rund 400 Millionen Euro geschätzt.

Als tele.ring-Käufer dürften hingegen vor allem Finanzinvestoren in Frage kommen. Zuletzt haben verschiedene Studien eine Konsolidierung am österreichischen Mobilfunkmarkt, der von hartem Wettbewerb und niedrigen Preisen gekennzeichnet ist, prophezeit. Entsprechend wurde von Medien T-Mobile Österreich als wahrscheinlicher Käufer genannt. Branchenbeobachter gehen jedoch davon aus, dass T-Mobile nicht so viel Geld in Österreich investieren wird, wo sie ja bereits über ein gut ausgebautes Netz und den zweitgrößten Kundenstock verfügt. Zudem spricht der Zeitdruck gegen die Übernahme von tele.ring durch einen Konkurrenten. Lukrativ ist auch die Beteiligung an der georgischen MagtiCom, dem größten Mobilfunkanbieter des Landes. Nicht gut entwickelt hat sich hingegen die slowenische vega, was das Unternehmen auf wettbewerbsfeindliche Regulierung und mangelhafte Umsetzung von EU-Recht in Slowenien zurückführt. Ein Schadenersatzprozess gegen Slowenien ist im Laufen. Der Buchwert der vega wurde von WWI im ersten Quartal um 24 Millionen Dollar reduziert. (Daniel AJ Sokolov) / (vza)