Kluft zwischen Verfügbarkeit und Nutzung von Glasfaseranschlüssen wächst

Die Nutzung des Glasfasernetzes wird in den kommenden Jahren deutlich hinter den Erwartungen von Wirtschaft und Politik zurückbleiben. Das zeigt eine Umfrage.

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Baustelle eines Neubaugebiets in Barsinghausen bei Hannover, im Vordergrund ein kleiner Bagger und eine Rolle Glasfaserkabel.

(Bild: juerginho/Shutterstock.com)

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Die Nutzung des Glasfasernetzes in Deutschland wird in den kommenden Jahren deutlich hinter den Erwartungen von Wirtschaft und Politik zurückbleiben, wie eine aktuelle Umfrage von der Unternehmensberatung BearingPoint zeigt. Demnach ist Glasfaser zwar zunehmend für mehr Haushalte verfügbar, doch bei einigen scheint laut Umfrage kein Interesse zu bestehen. Außerdem scheitert es noch an der Planbarkeit selbiger.

Laut Umfrage nutzt fast die Hälfte der Deutschen (49 Prozent) einen DSL-Internetanschluss, der nur Bandbreiten von bis zu 250 Mbit/s ermöglicht und somit nicht gigabitfähig ist. "Diese gigabitfähigen Anschlusstechnologien folgen erst auf dem zweiten Platz mit deutlichem Abstand und laut Aussage der Umfrageteilnehmer einem Anteil von jeweils 18 Prozent Glasfaser- sowie Kabelinternetnutzern", heißt es von BearingPoint.

Obwohl laut Breitbandatlas der Bundesnetzagentur ein Glasfaseranschluss für mehr als 30 Prozent der Haushalte in Deutschland möglich wäre, ist der Anteil der Haushalte, die Glasfaser nutzen, laut BearingPoint im Vergleich zu einer Vorjahres-Umfrage nur um zwei Prozentpunkte gestiegen.

Aus der Umfrage geht hervor, dass die Hauptgründe für die geringe Nutzung des Glasfasernetzes in der generellen Zufriedenheit der Kunden mit ihrem aktuellen Anschluss und dem Preis-Leistungs-Verhältnis liegen. Viele Kunden, die keinen Glasfaser-Vertrag haben und keinen Wechsel planen, seien mit ihrem aktuellen Anbieter zufrieden. Außerdem empfinden viele den Glasfaser-Tarif, der teurer ist als ein DSL-Tarif, als zu kostspielig.

"Gleichzeitig braucht es verlässliche Planungen seitens der Telekommunikationsunternehmen, aber auch der Politik. Ein Blick ins Ausland zeigt, dass gerade dann ein 'Fiber-Fieber' ausgebrochen ist, wenn die Kunden von den Anbietern sehr konkrete Service-Versprechen erhalten haben", sagt BearingPoint-Partner Julius Hafer. Menschen müssen teilweise Jahre auf ihren Glasfaseranschluss warten und werden immer wieder vertröstet.

Ein weiterer relevanter Grund sei die Informationslücke hinsichtlich der technologischen Vorteile von Glasfaseranschlüssen. 15 Prozent der Befragten können laut Umfrage keine technischen Vorteile aus der Nutzung von Glasfaserprodukten für ihren eigenen Internet-Alltag ableiten. 51 Prozent fühlen sich "nur mittelmäßig oder schlecht" über die Glasfasertechnologie aufgeklärt.

Laut Umfrage werde ein DSL-Anschluss derzeit am häufigsten von Menschen ab 55 Jahren genutzt (56 Prozent), während die Altersgruppe der 35- bis 44-jährigen Personen am häufigsten Glasfaseranschlüsse nutzen.

Für das Jahr 2030 plant die Bundesregierung, alle Haushalte mit Glasfaser zu versorgen, doch Ende 2023 verfügten lediglich 11 Prozent über einen Glasfaseranschluss. Laut Umfrage planen jedoch nur 49 Prozent der Nutzer einen Wechsel zu einem Glasfaseranschluss.

Die Umfrage stammt von BearingPoint, das dafür mit dem Marktforschungsinstitut YouGov zusammengearbeitet hat. Dafür wurden zwischen dem 2. Juli und dem 23. August 2024 rund 4.000 volljährige Personen in Deutschland befragt. Die Umfrage fand online statt, Yougov gibt an, sie sei repräsentativ.

(mack)