Know-how Farben (Teil 4): Schwarz, Weiß und andere Rätsel

In dieser Folge werden wir uns die Extremwerte des Farbraums etwas näher ansehen und dabei feststellen, dass eine wichtige Eigenschaft – die Helligkeit – völlig undefiniert ist.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Ralph Altmann
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Eine Gewissheit sollten Sie nach den bisherigen Folgen gewonnen haben: Ein Bild, das mit einem Farbprofil versehen ist, hat exakt definierte Farben – schließlich wurden die ICC-Farbprofile ja genau dafür geschaffen. Doch ist das wirklich so? Schauen Sie sich das folgende Bild an, das ein sRGB-Profil hat. Es besteht aus einem Graukeil mit 32 Stufen und drei ebenfalls "unbunten" Quadraten in Schwarz, Mittelgrau und Weiß. Diese unbunten Farben sind natürlich auch Teil des Farbraums, sie bilden die Grauachse. Unsere Behauptung: Auf jedem Monitor, auf dem dieses Bild angezeigt wird, sehen Schwarz, Weiß und alle Grautöne dazwischen ein wenig anders aus. Mal heller, mal dunkler, mal gelblicher, mal bläulicher. Wir setzen dabei natürlich voraus, dass Farbmanagement arbeitet und alle Monitore farbkalibriert sind – andernfalls wäre solch eine Behauptung ja trivial. Wie drastisch unterschiedlich die gleichen Farben auf unkalibrierten Bildschirmen dargestellt werden, demonstriert unfreiwillig jedes TV-Verkaufsregal im Elektronikmarkt.

Unser Testbild und die Lage der Graustufen im RGB-Farbraum, dargestellt mit ColorInspector 3D (http://www.f4.fhtw-berlin.de/~barthel/ImageJ/ColorInspector/hilfe.htm).

(Bild: Ralph Altmann)

Was für die Grautöne gilt, gilt eingeschränkt auch für alle echten Farben: Auch sie unterscheiden sich in Helligkeit und Tönung, je nachdem, auf welchem Monitor sie angezeigt werden. Das Medium – hier der Monitor, aber auch das Papier, auf dem ein Bild ausgedruckt wird – hat bei der Farbdarstellung drei entscheidende Wörtchen mitzureden, die da heißen Helligkeit, Kontrastumfang und Farbtemperatur. Am Monitor brauchen Sie ja nur am Helligkeitsregler zu drehen, um die Darstellung zu verändern. Kein Farbmanagement kann dies verhindern, denn die Helligkeit ist im klassischen ICC-Farbprofil ebensowenig definiert wie der Kontrastumfang, auch Dynamikumfang genannt: der Unterschied zwischen Schwarz und Weiß. Das tiefste Schwarz – der "Schwarzpunkt" mit R=G=B=0 - ist stets das tiefste darstellbare Schwarz, der "Weißpunkt" mit R=G=B=255 ist stets das hellste darstellbare Weiß.

Wir sehen: Das Farbprofil liefert zwar ein eindeutiges Maßsystem für Farben, mit dem sich Farbton und Sättigung eindeutig festlegen lassen, die Helligkeit wird jedoch nur relativ festgelegt, relativ zu den Extremwerten Schwarz und Weiß. Bei Arbeitsfarbräumen ist diese Unbestimmtheit sehr sinnvoll, denn man weiß ja nicht vorher, auf welchem Medium das in sRGB oder AdobeRGB aus der Kamera kommende Foto ausgegeben werden soll. Zudem ist unser Auge in punkto Helligkeit extrem anpassungsfähig.

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