Kobra und Photon M3 – neue FDM- und Resindrucker von Anycubic

Seite 2: Ausprobiert: Photon M3 Plus

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Von dieser Maschine schickte der Hersteller uns vorab ein Testgerät. Dessen 6K-Display belichtet Objekte bis zu einer Grundfläche von 19,7 cm × 12,2 cm und 24,5 cm Höhe. Das ist für ein Resin-3D-Drucker durchaus groß, für Anycubic allerdings kein Neuland, denn das Modell Mono X aus gleichem Haus bietet praktisch denselben Bauraum und hat auch äußerlich sehr viel Ähnlichkeit mit dem M3 Plus, sodass man auf die Idee kommen könnte, dass Teile des Chassis hier einfach weiterverwendet wurden. Frisch zum Erscheinen des Neuankömmlings wurde die Mono-X-Version mit 6K-Display nochmal rabattiert und ist jetzt etwas günstiger als der Photon M3 Plus, druckt aber auch etwas langsamer.

Ausprobiert: Anycubic Photon M3 Plus (10 Bilder)

Die gelbe Lichtschutzhaube sitzt nur lose auf dem Anycubic Photon M3 Plus. Allerdings registriert der Drucker, wenn die Haube während eines Druckjobs abgenommen wird und pausiert dann automatisch. Durch die gelbe Haube ist hinter der Maschine die Ersatzflasche mit Resin zu sehen ...

Ein paar Neuerungen aus der M3-Serie sind aber auf den ersten Blick zu erkennen. So kann man auf der Rückseite des Druckers eine Resinflasche einhängen. Statt des Standarddeckels schraubt man ihr dann einen speziellen Austauschdeckel auf, aus dem zwei Metallröhren ragen; das Ganze wird dann mit zwei Kabeln und zwei Schläuchen mit einer Luftpumpe am Drucker verbunden. Das Resin ist elektrisch leitfähig, so reicht es, zu prüfen, ob zwischen zwei ins Becken hängenden Drähten eine Verbindung besteht, um einen einfachen Harzstandsensor zu erhalten. Meldet der zu wenig Resin im Becken, wird Luft in die Ersatzflasche gepumpt und damit frisches Material durch den Schlauch ins Becken gedrückt. Falls der Spezialdeckel nicht ganz luftdicht sitzt, muss man sich allerdings was einfallen lassen und beispielsweise einen zusätzlichen Gummiring zur Dichtung einfügen, sonst tröpfelt das Harz nur.

Der Vorteil eines solchen Refill-Mechanismus: Auch bei wirklich großen Drucken geht das Material nicht auf halbem Weg aus, zumal ein zweiter Sensor auch den Harzvorrat der Nachfüllflasche im Auge behält. Dass das Harz vor dem Druck zu Ende ist, ist sonst leider keine Seltenheit: Die gängigen Harzwannen bei Resindruckern fassen stets nur einen Bruchteil der theoretisch nötigen Harzmenge, falls das Werkstück den gesamten Bauraum ausfüllen würde.

Montage der Teile des Refill-Systems: links unten die Luftpumpe, die auf dem Druckergehäuse sitzt, rechts unten der Austauschkopf für die Ersatz-Resin-Flasche mit den Kabeln zum Sensor, rechts oben die Durchführung der beiden Schläuche für Harz und Luft unter der Abdeckhaube des Druckers heraus (Ausschnitt aus der Aufbauanleitung des Druckers)

Die Fläche des Drucktischs zeigt ein gelasertes Quadratmuster, was für gute Haftung des Werkstücks sorgt – fast zu gut, denn die fertigen Drucke lassen sich zum Teil nur schwer wieder davon lösen (wir experimentieren noch mit einer Reduktion der Belichtungszeit bei den unteren Lagen). Eine gute Haftung ist allerdings bei diesem Drucker wichtig, weil er zum Lösen der jeweils frischen Schicht vom Boden des Harzbeckens einfach den Tisch in Richtung der z-Achse zieht und dabei die ganze Werkstückfläche auf einmal belastet; das bei anderen Druckern übliche Schwenken des Beckens ist hier nicht vorgesehen.

Die zuvor auf dem Rechner geslicten Druckdaten kommen entweder klassisch per USB-Stick auf den Drucker oder über WLAN bzw. Ethernet-Kabel. Als Austauschplattform hat Anycubic jetzt eine eigene Cloud gestartet, in die man sich sowohl auf dem Slicer auf dem Desktop als auch auf dem Drucker selbst einloggt. Zusätzlich gibt es eine Android-App, über die sich der Druckfortschritt auch unterwegs online verfolgen lässt und von der man auch zuvor vorbereitete Druckjobs starten kann. Eine optionale Kamera soll später zusätzlich den Kontrollblick erlauben, ob das Werkstück noch seiner Vorlage ähnelt oder ob es sich lohnt, zur Harzersparnis den Druck abzubrechen.

In unserem ersten Test machte der Drucker insgesamt einen soliden und präzisen Eindruck. Er wird praktisch gebrauchsfertig geliefert, lediglich das Harzbecken und der Drucktisch müssen montiert und die z-Achse justiert werden. Eine garantiert dichte Verbindung zwischen dem Tauschkopf des Nachfüllmechanismus und der Resinflasche ab Werk wäre allerdings wünschenswert, damit sich nicht jeder selbst um die Abdichtung kümmern muss. Auch die Standardprofile für die Belichtung (zumindest der hauseigenen Harze) sollten der gesteigerten Haftung der Objekte auf dem Drucktisch Rechnung tragen, aber beides sind keine unüberwindlichen Hürden. Bleibt am Ende vor allem die Frage, ob man so große und so detaillierte Objekte aus Resin drucken möchte, dass sich die Anschaffung eines solchen Druckers lohnt. Immerhin benötigen große Drucke auch bei Aushöhlungen eine Mege Harz und das ist auch nicht gerade geschenkt. Immerhin ist man bei Resin-Druckern im allgemeinen nicht darauf angewiesen, das Harz eines bestimmten Herstellers zu benutzen, es reicht, eines zu kaufen, dass für die Standard-Wellenlänge 405 nm empfindlich ist. (pek)