Kolumne: Innovation? Innovation! Warum Identität für Digital-Teams wichtig ist

Seite 2: Werkzeugkasten für Identität

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Heißt das, ich bilde ab und zu einen Stuhlkreis, bespreche diese Fragen, und das war’s? Reicht das schon aus, um eine Identität auszuprägen, die nach innen und außen wirkt? Klar, der gemeinsame Austausch ist ein wichtiges Mittel, um Identität in einem Team zu stiften. Doch es gibt zwei Gründe, warum der alleine nicht ausreicht:

  1. Bewusstsein alleine, also die bewusste Auseinandersetzung mit gemeinsamen Zielen und Werten, reicht nicht aus, um eine gemeinsame Identität tief im Innern zu verankern.
  2. Die Entwicklung und die Richtung solcher Diskussionen lassen sich von außen nur bedingt steuern.

Was also kann ich strukturell tun, um die Identität in Individualisten-Teams wie Digital-Einheiten zu prägen? Welche Gestaltungsmöglichkeiten habe ich hier?

Ich empfehle folgende Mittel der Identitätsstiftung:

• Namen und Bezeichnungen
Allein die Bezeichnung der Digital-Einheit und seiner Mitarbeiter und Beteiligten schafft einen Rahmen für gemeinsames Commitment und Identifizierung. Sie kennen bestimmt Sätze wie "Wir sind Siemensianer!" oder "Wir als Opelaner …". Sie zeugen von einer starken Identifizierung mit dem Unternehmen. Schaffen Sie also für die Digital-Einheit eine sprechende, identitätsstiftende (Arbeitgeber-)Marke, mit wenigen, prägnanten und anschlussfähigen Slogans. Haben Sie dabei beispielsweise auch Rollenbezeichnungen oder E-Mail-Footer im Blick.

• Eine gemeinsame Sprache
Wo heterogene, interdisziplinäre Teams zusammenarbeiten, darf ein Augenmerk auf die Sprache und Begriffsverständnis gelegt werden. Dies hat nicht nur einen positiven Effekt auf die Kollaboration, sondern wirkt sich auch auf die Ebene der Identität aus. Das Gefühl, das gleiche Verständnis von einer Sache oder einem Thema zu haben und dies vielleicht sogar mühsam gemeinsam entwickelt zu haben, schweißt ein Team oder sogar die ganze Digital-Einheit zusammen. Umso wichtiger ist es, dies zum Beispiel in einem Manifest oder in gemeinsamen Prinzipien entsprechend festzuhalten.

• Symbole und Metaphern
Auch Symbole und Metaphern sind mächtige Werkzeuge der Identitätsstiftung. Sie prägen die Haltung und das Mindset der Beteiligten in der Digital-Einheit. Logos sind gute Beispiele hierfür, aber auch Farben oder Vorlagen. Hier greifen viele Bezugspunkte aus dem Corporate Design, die gerne leichtgewichtig für Digital-Einheiten adaptiert werden dürfen.

• Rituale
Menschen sind "instinktarme Wesen", das heißt, sie können ohne verhaltenssteuernde Rituale nicht erfolgreich kommunizieren, geschweige denn zusammenarbeiten und Innovation hervorbringen. (Lesetipp: Dorothee Echter: Führung braucht Rituale.) So können Sie beispielsweise klar erkennbare, wiederkehrende Rituale in den Tagesablauf integrieren, sei es anlässlich der Einarbeitung neuer Mitarbeiter, im Rahmen der agilen Planungsrunden oder der Inspect-&-Adapt-Meetings, sei es zum Geburtstag der Mitarbeiter, bei Jubiläen, ja sogar bei der (womöglich konfliktbeladenen) Trennung von Mitarbeitern. Rituale sind Übereinkünfte, die von Komplexität, Konfliktrisiken, schmerzlichen Erfahrungen und Entscheidungsdruck entlasten und Involviertheit fördern. Neben den genannten Beispielen für Makrorituale spielen auch die kleinen Gewohnheiten wie beispielsweise die morgendliche Begrüßung, persönlicher Dank sowie Gesprächsrituale eine wichtige Rolle.

• Feste und Feiern
Egal ob beim initialen Start, beim einjährigen Geburtstag oder um einen besonderen Erfolg zu würdigen: Feiern Sie Feste. Sie sind Rituale und Magic Moments, die Gemeinschaft spürbar machen. Dabei kommt es gar nicht so sehr auf die perfekte Organisation von Location und Catering oder geschliffene Reden an. Viel wichtiger sind Herzlichkeit und Handschrift der Gastgeber (auch Auftraggeber, Entscheider und Sponsoren der Digital-Einheit) sowie Stimmung und Atmosphäre, die Kontakt schaffen und bleibende Erinnerungen setzen.

Doch bei aller Identitätsförderung heißt es auch: Bitte nicht die Individuen vergessen! Hier spielt der Begriff der Passung eine zentrale Rolle: Mitarbeiter einer Digital-Einheit, die sich – eventuell auch aufgrund einer persönlichen Veränderung und Weiterentwicklung – nicht oder nicht mehr mit der Digital-Einheit identifizieren können, behindern sich nicht nur selbst, sondern sprengen im Extremfall sogar die gesamte Einheit. (axk)