Medienbericht: Musk zeigt sich in Mail an Mitarbeiter unzufrieden mit X-Geschäft

Elon Musk gab 44 Milliarden Dollar fĂĽr Twitter aus. Er gewann politisch an Einfluss, wirtschaftlich lassen die Erfolge aber offenbar bis heute auf sich warten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 60 Kommentare lesen
Silhouette Elon Musks vor dem Logo von X

(Bild: kovop/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
Inhaltsverzeichnis

Elon Musk beklagt sich laut Medienberichten über das Geschäft seiner Online-Plattform X. "Unser Nutzerwachstum stagniert, der Umsatz ist nicht beeindruckend – und wir kommen kaum über die Runden", zitierte das "Wall Street Journal" aus einer E-Mail an die Mitarbeiter von Januar. Musk reagierte Stunden später auf den Artikel: "Dieser Bericht ist falsch. Ich habe keine solche E-Mail verschickt. Das WSJ lügt." In der Zwischenzeit hatte allerdings auch "The Verge" das Zitat mit eigener Quelle bestätigt.

Das "Wall Street Journal" erwähnte die Reaktion des Tech-Milliardärs dann auch nur in einem Update des Artikels neben dem unveränderten Zitat und dem Hinweis, dass man die E-Mail gesehen habe. Musk wirft Medien immer wieder Lügen und Propaganda vor. Stattdessen predigt er X-Nutzern: "Ihr seid jetzt die Medien."

Wie das WSJ ebenfalls berichtet, versuchen einige der Geldgeber für Musks Twitter-Deal inzwischen, ihre Forderungen bei Musk weiterzuverkaufen. Demnach würde die US-Investmentbank Morgan Stanley planen, demnächst rund drei Milliarden Dollar der Schulden, die Musk bei dem Finanzhaus und anderen, wie der Bank of America oder Barclays hat, zu verkaufen.

Dem Bericht zufolge hoffen Musks Gläubiger, die Schulden für einen Preis zwischen 90 und 95 Cent pro Dollar abstoßen zu können. Ein solcher Weiterverkauf von Schulden ist für Investmentbanken nichts Ungewöhnliches. Nur passieren solche Geschäfte in der Regel schon wenige Monate, nachdem einem Kreditnehmer das Geld geliehen wurde. Im Fall der Twitter-Übernahme gestaltete es sich jedoch deutlich schwieriger.

X baut auf dem Kurznachrichtendienst Twitter auf, den Musk im Oktober 2022 für rund 44 Milliarden Dollar kaufte. Zum einen gilt der Twitter-Kauf als einer der schlechtesten Deals überhaupt, den die US-Banken seit der Finanzkrise 2008 unterstützt haben. Zum anderen hatte Musk sich nach dem Kauf noch einen Streit mit Twitter darüber geliefert, ob der Deal überhaupt rechtskräftig sei. Und nicht zuletzt warf der Kurs des Twitter-Nachfolgers X nicht nur inhaltlich, sondern auch wirtschaftlich viele Zweifel auf. Dementsprechend erschien es potenziellen Investoren nicht gerade als kluges Geschäft, Musks Kreditschulden bei seinen Gläubigern anzukaufen. Um nicht mit Verlust verkaufen zu müssen, hielten die Banken lieber weiter ihre Forderungen.

Das änderte sich maßgeblich mit dem US-Wahlsieg Donald Trumps, mit dem Musk eng verbündet ist. Musk, der Trump auch maßgeblich im Wahlkampf unterstützte, gilt seitdem als deutlich einflussreicher. Und das lässt die Banken auch an eine wirtschaftliche Verbesserung bei X glauben, die sie nun auch möglichen Schuldankäufern glaubhaft machen konnten, berichtet das WSJ unter Berufung auf eine anonyme Quelle.

Da die Firma hinter X seit der Musk-Übernahme nicht an der Börse notiert ist, gibt es keine öffentlich zugänglichen Informationen dazu, wie das Geschäft läuft. Bekannt ist allerdings, dass die Umsätze nach der Übernahme einbrachen. Musk sagte mehrfach, die Erlöse hätten sich in etwa halbiert. Wie viel genau Twitter aktuell einnimmt, ist nicht bekannt.

Schon der Kauf durch den polarisierenden Tech-Milliardär hatte einige Werbekunden abgeschreckt. Mehr gingen von Bord, nachdem Online-Forscher demonstriert hatten, wie ihre Anzeigen neben Beiträgen mit Hassrede auftauchen können. Musk hatte die bei Twitter geltenden inhaltlichen Einschränkungen für Beiträge weitgehend aufgehoben.

Die von Musk eingesetzte X-Chefin Linda Yaccarino, die einst beim Medienkonzern NBC Universal für das Anzeigengeschäft zuständig war, sagte seit 2023 mehrfach, Werbekunden kehrten wieder auf die Plattform zurück.

Unterdessen fängt der Facebook-Konzern Meta an, bei seiner X-Alternative Threads Werbeanzeigen zu platzieren. Zunächst sei das in einem Test in eingeschränktem Umfang geplant, hieß es in einem Blogeintrag. Threads hat mehr als 300 Millionen monatlich aktive Nutzer und könnte für X-Werbekunden damit attraktiv sein. Allerdings kündigte Meta-Chef Mark Zuckerberg jüngst an, ebenfalls die inhaltlichen Einschränkungen für Beiträge zurückzufahren – und mit den geänderten Hassrede-Regeln können den Anzeigenkunden ähnliche Probleme wie bei X drohen.

(nen)