Kopierte Zwischenablage: iOS-Nutzer verklagt LinkedIn

Das Berufsnetzwerk hatte auf iPhone und iPad in seiner App häufiger auf das Clipboard zugegriffen – ist aber bei weitem nicht der einzige Missetäter.

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Microsoft und LinkedIn

LinkedIn gehört Microsoft.

(Bild: dpa, Ritchie B. Tongo)

Lesezeit: 2 Min.

Ein erster App-Hersteller bekommt in den Vereinigten Staaten rechtlichen Ärger, weil er unter iOS und iPadOS ohne Nachfrage beim Nutzer vielfach auf die Zwischenablage zugegriffen hatte. Eine neue Sicherheitsfunktion im kommenden iPhone-Betriebssystem iOS 14, das derzeit in einer Betatestphase ist, hatte das Verhalten der "Clipboard-Spionage" in der Anwendung des populären Berufsnetzwerks LinkedIn aufgedeckt – sowie in den Apps diverser weiterer Hersteller.

LinkedIn, das zu Microsoft gehört, gab dazu an, es handele sich um "einen Fehler" in der App. Zuvor hatten Nutzer entdeckt, dass die App offenbar jedes einzelne Zeichen, das eingegeben wird, erfasst und – zumindest potenziell – übertragen könnte. Ein LinkedIn-Vizepräsident schrieb auf Twitter, man habe das Problem auf einen "Codepfad" zurückverfolgt, der einen "Gleichheitsvergleich zwischen den Inhalten der Zwischenablage und dem aktuell eingetippten Content einer Textbox" vornehme. Man speichere oder übertrage die Clipboard-Inhalte aber nicht.

Dem LinkedIn-Nutzer Adam Bauer aus New York reicht diese Erklärung aber nicht. Er reichte beim Bundesgericht in San Francisco nun Klage gegen LinkedIn ein, weil die App potenziell sensible Inhalte aus der Zwischenablage gelesen und womöglich "zweckentfremdet" habe. Die Klage spricht dabei explizit von einer kombinierten macOS- und iOS- beziehungsweise iPadOS-Funktion, das sogenannte Universal Clipboard. Ist dieses aktiv, werden Inhalte der Zwischenablage vom Mac auch auf iPhone und/oder iPad übertragen sowie umgekehrt. Entsprechend wären potenziell auch Mac-Eingaben bei LinkedIn gelandet.

Bauer will aus seiner Einzelklage eine Sammelklage machen und hat einen entsprechenden Antrag stellen lassen. LinkedIn habe gegen die Datenschutzgesetze Kaliforniens sowie gegen geltende Rechtspraxis verstoßen, heißt es zur Begründung. Bauer möchte offenbar Schadenersatz erhalten.

Das Verfahren hat Pilotcharakter: Mindestes 52 weitere Apps auch bekannter Anbieter wurden kürzlich "erwischt", das Clipboard regelmäßig einzusehen. Apples neue Sicherheitsfunktion sorgt nun dafür, dass dies jeweils angezeigt wird. Bedient sich eine App besonders aggressiv der Zwischenablage, sind viele Benachrichtigungen zu sehen. (bsc)