Kräfte als Triebfeder fotografischer Kreativität: Die Bilder der Woche KW 15
Die Bilder dieser Woche strotzen vor Kraft – auf ganz unterschiedliche Arten, einmal kaum wahrnehmbar, ein anderes Mal sieht man ihre Auswirkungen deutlich.
- Tom Leon Zacharek
Wenn man Kraft hört, denkt man zuerst an einen Menschen, der Gewichte hebt oder auch die Brandung am Meer, wo die Macht des Wassers sichtbar wird. Vielleicht kommt dem einen oder anderen auch die Leistung, die ein Motor generiert, in den Sinn, oder jene Kräfte, aus denen Strom erzeugt wird. In dieser Woche sehen wir verschiedene Beispiele, wie das Thema interpretiert werden kann. Haben auch alle Arbeiten diese Gemeinsamkeit, so könnten sie unterschiedlicher nicht sein.
Die Kraft der Fantasie zeigt sich im Bild Auferstehung von Klicker3D. Es sieht aus, als sei die Sonne der Kopf auf einem Torso, der sich im Wasser spiegelt. Tatsächlich handelt es sich um einen Pavillon der Herrenhäuser Gärten in Hannover. Die Form des Gebäudes eignet sich perfekt für diese Interpretation und der Sonnenstand vervollständigt die Komposition. Über die Entstehung berichtet der Fotograf: "Die sonst stille Wasseroberfläche wurde durch eine Reihe Gänse aufgewühlt und die Sonne stand gerade genau über dem Gebäude. Als ich das Bild auf den Kopf stellte, erschien eine Licht-Schatten-Gestalt aus dem Wasser, was mich zu dem Bildtitel führte. Die Kombination aus Bild und Titel steigert hier die Assoziationen, auch weil gerade Ostern war".
Holger Dunke (systemhaus d) nutzt die Kraft der Sonne, um in seinem Bild Morgenstimmung am Bach eine schöne Atmosphäre zu erzeugen. Nur mit einem Handy bewaffnet, hat er das Foto beim Morgenspaziergang mit seinem Hund aufgenommen. Wie er treffend sagt, braucht nicht jede Aufnahme eine "High-Tech-Linse". Die Farbstreifen am Horizont und der Nebel wirken so stark, dass die Wahl des Aufnahmegeräts wie bei allen guten Fotos zweitrangig ist. Der kleine Bach hilft zusätzlich, den Blick des Betrachters durch die Szene zu leiten und führt zum farbigen Hintergrund.
Windkraft ist das vorherrschende Thema auf dem Bild Saubere Energie vor schmutziger Energie von dermaeus. Die Windturbinen, die die Bedeutung der erneuerbaren Energien im Kontrast zum Kraftwerk im Hintergrund hervorheben, sind der Blickfang dieser Szene. Der unscharfe Vordergrund wechselt von hell zu dunkel und lenkt so die Aufmerksamkeit auf das Hauptmotiv. Die Wolken fügen ein dramatisches Element hinzu, das eine etwas bedrückende Atmosphäre erzeugt. Wenn man genau hinsieht, kann man zwei Personen rechts in der Aufnahme erkennen, die die Größe der anderen Elemente deutlich machen.
Die Kraft der Farbe zeichnet das Foto Mandarinente von 35mm aus. Der Vogel, der der Aufnahme den Titel verleiht, besticht besonders durch die unterschiedlichen Färbungen und die gut erkennbaren Details des Gefieders. Auch der Hintergrund ist sehr intensiv. Das orangefarbene Wasser bildet einen Kontrast zum Tier und rundet die Szene sehr schön ab.
Muskelkraft war nötig, um das Kunstwerk zu schaffen, das Galeriefotograf ispin in seinem Bild - offener Bruch - zeigt. Die Form des zerbrochenen Fensters erinnert an ein Herz oder einen Diamanten. Die Risse im umgebenden Glas bilden Linien, die ins Zentrum der Szene führen. Der dunkle Hintergrund sorgt dafür, dass die Form gut sichtbar ist, und leichte Reflexionen verleihen der Komposition zusätzliche Tiefe. Die Installation befindet sich im Dali-Museum in Girona.
Die Kraft des Wachstums zeigt sich in der Aufnahme Pflaume von Heike Maier. Die blühende Pflanze lässt Frühlingsgefühle aufkommen und besticht durch das klare Weiß der Blätter. Der Ast, an dem sie wachsen, sorgt für eine Reihung, die den Blick durch das Bild gleiten lässt. Auch die unterschiedliche Schärfe der Blüten bewirkt, dass der Betrachter sich auf den schärfsten Punkt am oberen Bildrand konzentriert. Schließlich ergänzt der leicht violette Hintergrund das vorherrschende Weiß des Bildes.
Die Antriebskraft ist es, die in PhanFans Bild Tic Tac Toe über München das Muster am Himmel entstehen lässt. Die Kondensstreifen der Flugzeuge, deren Routen sich hier kreuzen, ergeben das bekannte Schachbrettmuster des im Titel erwähnten Spiels. Der Kontrast zwischen den weißen Streifen und dem blauen Himmel lässt die Details der Strukturen gut erkennen. Zwei Wolken sind bereits in den passenden Kästchen platziert und es fehl nur noch eine weitere für den Sieg. Der Fotograf berichtet über den Anblick dieses Ereignisses: "Das Phänomen, dass Kondensstreifen in dieser Menge und Regelmäßigkeit über einen längeren Zeitraum erhalten bleiben, hatte ich noch nie zuvor wahrgenommen. Eigentlich hinsichtlich Umweltschutz ein eher bedrückendes Foto".
Alle Bilder dieser Woche finden Sie hier noch einmal als Übersicht:
Die Bilder der Woche KW 15 (7 Bilder)
Nikon D700 | 70 mm | ISO 200 | f/11 | / s
(Bild: Klicker3D)
(cbr)