Krieg gegen die Ukraine: Welche High-Tech-Bauteile Russland aus dem Westen sucht

Die Ukraine hat aufgelistet, welche IT-Bauteile Russland für seine Waffen benötigt und wie viel Moskau bezahlen will – trotz der verhängten Sanktionen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 164 Kommentare lesen

(Bild: Negro Elkha/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die Ukraine warnt die Staatengemeinschaft, dass Russland "Einkauflisten mit Halbleitern, Transformatoren, Steckern, Gehäusen, Transistoren, Isolatoren und anderen Bauteilen" aus dem Westen erstellt hat, die für die Kriegsanstrengungen benötigt würden. Das berichtet das Politikmagazin Politico unter Berufung auf eine dieser Listen, die Kiew vorbereitet habe. Darauf stünden Bauteile, in welcher Priorität Russland danach strebe und welche Preise Moskau dafür zu zahlen erwartet. Der Inhalt passe zu dem, was Experten für Militärlogistik über den Zustand des russischen Militärs wüssten, versichert das Magazin, das die Liste nicht habe unabhängig bestätigen können.

Bei den 25 am dringendsten von Russland benötigten Bauteilen handelt es sich demnach fast ausschließlich um Mikrochips von den US-Firmen Marvell, Intel, Holt, ISSI, Microchip, Micron, Broadcom und Texas Instruments. Auch ein Produkt der Infineon-Tochter Cypress findet sich unter den Teilen, die Russland laut der Ukraine mit höchster Priorität zu bekommen sucht. Weiter unten finden sich außerdem Produkte der deutschen Firmen Harting, Würth Elektronik und auch direkt Infineon. Moskau erwartet demnach Preise zwischen umgerechnet 7 und über 1100 Euro für die günstigsten beziehungsweise teuersten Bauteile.

Der Chef des britischen Militär-Thinktanks Royal United Service Institute (RUSI) meint gegenüber Politico, dass Russland seit Jahren westliche Mikrochips aufgekauft haben dürfte, die Reserven aber inzwischen erschöpft schienen. Zwar sei das russische Beschaffungsprogramm umfangreich, gut finanziert und basiere auf einer immensen industriellen Basis. Aber in der Ukraine sei so viel verbraucht worden, dass sie jetzt viel Nachschub brauchen. Offenbar müsste Moskau sich richtig anstrengen, den zu bekommen. Hilfreich sind dabei wohl Staaten wie der Iran, der jahrelange Erfahrung damit hat, weitreichende Sanktionen zu umgehen. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine waren strikte Sanktionen gegen Russland verhängt worden, an deren Effektivität gibt es aber Zweifel.

Anfang August hatte RUSI auf Basis von sichergestellter russischer Waffentechnik in der Ukraine aufgeschlüsselt, welche Komponenten aus westlicher Fertigung darin zum Einsatz kommen. Viele Bauteile fallen demnach bereits deutlich länger unter Exportverbote gegen Russland. Die militärische Macht Moskaus hänge an einer Silizium-Lebensader, die noch immer nicht gekappt sei, stand in dem Bericht. Trotzdem zeigten sich aber auch Folgen der Sanktionen, versichert jetzt der belgische Waffenforscher Diederik Cops gegenüber Politicio. In der Ukraine würden aktuell mehr und mehr "dumme" russische Bomben gefunden. Russland kämpfe offensichtlich mit Lieferschwierigkeiten. Laut US-Geheimdiensten kauft Russland inzwischen sogar in Nordkorea Artilleriemunition und Raketen, berichtet die New York Times.

(mho)