Kritik an Österreichs Regierung wegen neuen Siemens-Anlaufs bei VA Tech

Der Vorstand des österreichischen Technologiekonzerns zeigt sich düpiert, Mitarbeiter fürchten um die Jobs, die potenziellen Neueigentümer beschwichtigen: Der neue Anlauf von Siemens zur Übernahme von VA Tech hat große Irritationen ausgelöst.

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Von
  • Irmgard Schmidmaier
  • dpa

Der Vorstand des österreichischen Technologiekonzerns VA Tech zeigt sich düpiert, Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs, die möglichen künftigen Eigentümer beschwichtigen: Der überraschend schnell erfolgte neue Anlauf des deutschen Elektrokonzerns Siemens, die in Linz beheimatete VA Tech zu übernehmen, hat in Österreich große Irritationen ausgelöst. In der Debatte um die geplante Übernahme bezieht nun die Regierung in Wien Prügel. Kommentatoren und Wirtschaftsexperten beklagen fehlende politische Konzepte für die staatliche Industrie-Holding ÖIAG.

"Während die Regierung viele, viele Millionen Euro in Eigen-PR und Coaching der Minister und Staatssekretäre investiert, gibt es kaum Studien über Zukunftsszenarien heimischer Schlüsselindustrien", monierte etwa der liberale Standard. Die überregionalen Salzburger Nachrichten erinnern an die "Sündenfälle" bei den geplatzten Privatisierungen der Telekom Austria und der voestalpine.

Das Blatt kritisiert, dass die Politik sich zwar "heftig eingemischt, dann aber nicht den Mut hatte, selbst initiierte Varianten durchzuziehen". Beim ersten Versuch von Siemens, die VA Tech zu übernehmen, war sogar der Auftrag an die österreichische Industrie-Aufsichtsgesellschaft ÖIAG als staatliche Privatisierungsbehörde abgeändert worden, um das Vorhaben zu stoppen. Die Kritiker gestehen durchaus zu, dass die Situation nun eine andere sei als vor zwei Monaten. Der hoffnungsfrohe neue Eigentümer Siemens pocht darauf, dass das Kaufangebot von Siemens Österreich kommt und nicht von der Konzernzentrale in München. Damit will man der Forderung nach einem österreichischen Kernaktionär nachkommen. Darin sieht nun Finanzminister Karl-Heinz Grasser einen entscheidenden Unterschied. Grasser hatte vor zwei Monaten den Verkauf mit dem Argument abgelehnt hatte, es gebe "zu große Parallelitäten" zwischen Siemens und VA Tech, eine freundliche Übernahme sei daher auszuschließen. Nun findet er lobende Worte für Siemens Österreich.

Siemens selbst warb am Dienstag mit ganzseitigen Anzeigen in Tageszeitungen um das Vertrauen der rund 8000 VA Tech-Mitarbeiter. Generaldirektor Albert Hochleitner und Finanzvorstand Peter Schönhofer betonen in dem offenen Brief den "österreichischen Weg", den man gemeinsam beschreiten solle. Eine Standortgarantie und der Hinweis, man werde sich an alle bei der VA Tech geltenden Kollektivverträge (Tarifverträge), Betriebsvereinbarungen und Pensionsregelungen halten, sollen Betriebsräte und Mitarbeiter beruhigen. Denn an den VA Tech-Standorten in Linz, Wien und Weiz herrscht Angst um die Arbeitsplätze. Dies gilt besonders für Weiz in der Steiermark mit 1400 Mitarbeitern. VA Tech produziert dort Turbo-Generatoren und Gas-Kombikraftwerke für General Electric. Nun wird befürchtet, der amerikanische Konzern, der selbst Interesse an VA Tech hatte, könnte aus Verärgerung die Kooperation mit dem Weizer Werk aufkündigen. Dann wären dort und in Wien rund 900 Arbeitsplätze in Gefahr. (Irmgard Schmidmaier, dpa) / (jk)