Kritische Infrastrukturen: Cybercrime und Klimawandel sind größte Bedrohung

Technikfolgen-Abschätzer des Bundestags fühlen mit einem Foresight-Report der Resilienz der Kritis-Systeme Energie, Landwirtschaft und Verkehr auf den Zahn.

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Dirchsichtige Weltkuge mit Schloss vor einer Stadt.

(Bild: VideoFlow/Shutterstock.com)

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Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung des Bundestags (TAB) hat erste Ergebnisse seiner strategischen Vorausschau zur Widerstandsfähigkeit kritischer Infrastrukturen (Kritis) mit Fokus auf die drei Infrastruktursysteme Energie, Landwirtschaft und Ernährung sowie Verkehr und Mobilität veröffentlicht. Mit dem Klimawandel verknüpfte Wetterextreme sind laut diesem Foresight-Report die Konstante, die die Funktionsfähigkeit und Stabilität all dieser Kritis-Sektoren bedroht. In den Bereichen Verkehr und Energie sehen die Forscher zudem Cyberkriminalität als großes Problem an. Bei der Versorgung mit Strom, Gas & Co. nennen sie zusätzlich geopolitische Konflikte als massive Herausforderung.

Der Bundestag hat das TAB 2023 beauftragt, seine Foresight-Aktivitäten auszubauen, um eine "zukunftsorientierte Politikgestaltung" angesichts von Krisen wie dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und dem fortschreitenden Klimawandel sowie "bahnbrechenden technischen Neuerungen" wie generativer Künstlicher Intelligenz (KI) zu ermöglichen. Mit dem Foresight-Report 2024 führen die Wissenschaftler dazu ein Resilienz-Radar ein. Ziel ist es, Trends und systemische Risiken auch wie Pandemien, Machtkonzentration etwa in den Händen von Big-Tech-Konzernen oder Blackouts zu identifizieren, die für die Widerstandskraft von Kritis relevant sind.

"Durch wachsende Systemkomplexität und zunehmende Digitalisierung nehmen die Gefährdungen durch Cyberangriffe sowie Technikversagen und eingeschränkte Technikbeherrschbarkeit zu", schreiben die Forscher etwa zum Kapitel zur Energieversorgung. Die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen solle durch einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien, den dafür erforderlichen Netzausbau, Elektrifizierung und Sektorkopplung erreicht werden. Das Infrastruktursystem sei komplex und befinde sich nicht zuletzt aufgrund der Transformationsbestrebungen in einer kontinuierlichen Veränderungsdynamik. Der Grad der Robustheit des Energiesystems insgesamt gegenüber allen systemischen Risiken wird von befragten Experten nur "mittel" eingeschätzt. Es gelte, Themen wie Dezentralität, die Rolle von Wasserstoff und KI-Anwendungen im Netz vertiefend auszuleuchten.

Im Sektor Verkehr prägen dem Bericht zufolge alternative Antriebe, vernetzte Mobilitätslösungen sowie automatisiertes und autonomes Fahren das Geschehen. Der Resilienzgrad gelte auch hier als durchschnittlich. Hier sollen die Elektrifizierung der Binnenschifffahrt sowie integrierte Mobilitätsdienstleistungen im Personenverkehr nebst Anschlüssen durch Roboter-Fahrzeuge näher untersucht werden. Marktabhängigkeiten und unsichere Lieferketten, die Verschlechterung der ökologischen Produktionsgrundlagen, wachsende Flächennutzungskonkurrenzen sowie die Digitalisierung hat das TAB in der Landwirtschaft als "Trendcluster" ausgemacht. Der Grad der Robustheit werde hier "als eher niedrig" eingeschätzt, die Gefährdungslage hoch. Weiter erforscht werden sollten etwa Feldroboter, Roboterschwärme und Wassermanagement.

(olb)