Kryptogeld: Bitmain kündigt ersten ASIC-Miner für Ethereum an
Was beim Bitcoin seit langem Standard ist, könnte auch bald die Kryptowährung Ethereum ereilen: Der erste Mining-Rechner auf Basis effizienter ASIC-Technik soll im Juli kommen. Ist das Ethereum-Mining mit Grafikkarte bald vorbei?
Der chinesische Mining-Hardware-Hersteller Bitmain hat den ersten Ethereum-Miner auf Basis von ASIC-Technik angekündigt. Der für 800 US-Dollar vorbestellbare Antminer E3 soll eine Hashingleistung von 180 MH/s bringen, bei einer Leistungsaufnahme von 800 Watt. Bitmain erklärt, dass die angebene Hashingleistung nur eine "konservative Schätzung" sei und wahrscheinlich höher liege. Zum Vergleich: Bei einem Windows-10-PC mit zwei Radeon RX 480 konnten Kollegen der c't im Test einen konstanten Wert von 51 MH/s erzielen.
Die Lieferung soll im Laufe des Juli erfolgen, verspricht Bitmain. Der Hersteller gibt 180 Tage Garantie auf die Geräte. Pro Nutzer könne nur ein Gerät bestellt werden, nach China liefere man nicht. Gerüchte über den ersten Ethereum-ASIC machten bereits im Februar die Runde; ebenfalls munkeln manche in der Kryptogeld-Community, Bitmain schürfe bereits selber fleißig damit, bevor man die Geräte an die Kunden weitergebe.
GPUs dominieren bislang beim Ethereum-Mining
Ein ASIC, zu deutsch eine anwendungsspezifische integrierte Schaltung, ist speziell für die Verarbeitung einer bestimmten Aufgabe entworfen. Das macht ihn in seinem sehr engen Anwendungsgebiet effizienter und leistungsfähiger als etwa eine universell ausgerichtete CPU. Beim Bitcoin und ähnlichen Kryptowährungen werden die fürs Mining erforderlichen Hashwert-Berechnung praktisch nur noch mit ASIC-Minern in professionellen Rechenzentren erledigt. Privatleute mit der CPU oder GPU ihres Heimrechners sind schon lange aus dem Rennen, die vor Jahren auch eingesetzten FPGAs ebenfalls: Sie sind zu langsam und schlucken zu viel Strom.
Bei Ethereum sieht das dank des ASIC-unfreundlichen Hashing-Algorithmus bislang anders aus: Hier sind Grafikkarten noch die stärkste Waffe im Arsenal der Schürfer. Teurere, aber performantere ASICs, die keine andere Funktion außer der Hashwert-Berechnung erfüllen, würden das Kräfte-Verhältnis wahrscheinlich entscheidend verändern. Für Gaming-Freunde hätte das aber auch den Vorteil, dass im Grafikkartenmarkt die Knappheit und Preistreiberei ein Ende findet, die durch den Ethereum-Mining-Boom ausgelöst wurden.
Lohnt sich das überhaupt?
Potenzielle Käufer sollten sich die Anschaffung jedenfalls sehr gut überlegen und durchrechnen: Denn als Miner in Deutschland konkurriert man mit Minern in zahlreichen anderen Regionen, in denen der Strom deutlich billiger ist. Vergleichsdienste wie Cryptocompare oder Whattomine helfen bei der Entscheidung.
Und abgesehen davon sieht es nicht danach aus, dass Ethereum auch in Zukunft ausschließlich auf Mining mit dem rechenintensiven Proof-of-Work (PoW) setzt. Vielmehr soll ein Proof-of-Stake-Verfahren (PoS) stärker gemacht werden – statt der Absolvierung eines stromhungrigen Hashwertpuzzles soll hier der Einsatz von eigenem Kryptogeld den Ausschlag geben.
Wer sein Ether an bestimmten Adressen hinterlegt, wird als Validator bezeichnet und darf über neue Blöcke abstimmen. Je mehr man einzahlt, desto höher wird das Stimmrecht gewichtet. Der Rechenaufwand soll dadurch minimal ausfallen; das aufwendige ASIC-Wettrüsten würde durch rein virtuellen Kapital-Aufwand ersetzt. Und dafür erhalten die Validatoren eine Belohnung vom System. Sehr einfach gesagt: Validierungsrechte erkauft durch Festgeld.
Casper, der ASIC-unfreundliche Geist
Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin hatte bereits vergangenes Jahr ein Casper genanntes Protokoll dafür vorgestellt. Ein aktueller Implementationsvorschlag für die erste Stufe sieht zunächst einen Mischbetrieb aus PoW und PoS vor. Die Blöcke sollen dabei immer noch von den PoW-Minern erzeugt werden – allerdings mit einer deutlich abgesenkten Belohnung für diese: Statt derzeit 3 Ether sollen sie nur noch 0,6 Ether bekommen. Bei jedem fünfzigsten Block werden dann die Validatoren aufgerufen, über dessen Gültigkeit abzustimmen. Die Belohnung, die sie erhalten, wurde noch nicht spezifiziert.
Hinzu kommt: Die Entwickler-Community diskutiert auch bereits, wie man den Hashing-Algorithmus von Ethereum weiterhin ASIC-resistent halten könnte. Und letztlich ist es das erklärte Ziel Buterins, PoW komplett loszuwerden und durch etwas Effizienteres ersetzen. Das lässt nur einseitig nutzbare Mining-Hardware nicht gerade als zukunftssichere Investition erscheinen.
Das im Alphastadium befindliche Casper-Protokoll soll noch 2018 an den Start gehen. Es wäre aber auch nicht das erste Mal, dass die Entwickler ihre gesteckten Ziele nach hinten schieben müssen. (axk)