Insiderhandel: Ehemaliger Coinbase-Angestellter angeklagt

Ein Ex-Produktmanager von Coinbase soll vertrauliche Informationen mit zwei Komplizen für Insiderhandel genutzt haben. Ein Fluchtversuch nach Indien scheiterte.

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(Bild: LightField Studios/Shutterstock.com)

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Ein ehemaliger Produkt-Manager der Kryptowährungsbörse Coinbase sowie zwei mutmaßliche Komplizen sind an einem Gericht im US-Bundesstaat New York wegen Insiderhandels angeklagt worden. Der in Seattle wohnhafte, 32-jährige Hauptverdächtige soll laut Mitteilung der US-Justiz seinen Zugriff auf vertrauliche Informationen der Börse genutzt haben, um gemeinsam mit seinem Bruder und einem Freund beim Handel mit Kryptowährungen Kasse zu machen.

Die auch in Deutschland aktive US-Kryptowährungsbörse Coinbase gehört zu den weltweit größten Handelsplätzen für Bitcoin & Co. Der Hauptverdächtige sei dort Teil eines kleinen Kreises von Mitarbeitern gewesen, die vorab informiert sind, wann Coinbase welche neuen Währungen in seinen Handel aufnimmt und auch darüber, wann das öffentlich bekannt gemacht wird. Solche Informationen sind hochvertraulich und wertvoll, denn gerade bei kleineren Kryptowährungen kann die Aufnahme durch einen großen Handelsplatz für einen erheblichen Kursschub sorgen.

Zwischen Juni 2021 und April 2022 soll der Coinbase-Angestellte in wenigstens 14 Fällen und bei 25 verschiedenen Kryptowährungen Hinweise über bevorstehende Listungen an seine Partner gegeben haben. Die kauften darauf die Währungen noch vor der Listung bei Coinbase und verkauften sie nach Listung dann zu höheren Preisen. Insgesamt soll das Trio umgerechnet 1,5 Millionen US-Dollar Gewinn mit der Masche gemacht haben, heißt es in einer Mitteilung der US-Justiz.

Bei ihren Trades hätten die Angeklagten Accounts auf Börsen genutzt, die auf Namen anderer Personen gelaufen seien. Ebenfalls sollen sie Gelder durch verschiedenen Ethereum-Adressen geschleust und regelmäßig neue Adressen dafür generiert haben, um unauffällig zu bleiben.

Im April dieses Jahres fiel das Spiel dann aber auf: Ein in der Kryptoszene sehr bekannter Twitter-Account habe auf eine Ethereum-Blockchain-Wallet hingewiesen, die 24 Stunden vor einer Coinbase-Mitteilung sechs darin enthaltene Coins für mehrere Hunderttausend US-Dollar gekauft habe. Coinbase reagierte darauf und erklärte, dass man den Fall untersuche. Ebenfalls begannen auch die Strafverfolger ihre Ermittlungen in der Sache.

Der Security-Chef von Coinbase habe den Hauptverdächtigen dann im Mai zu einem persönlichen Meeting bei Coinbase eingeladen. Der Verdächtige muss wohl Lunte gerochen haben, denn laut den US-Behörden kaufte er am Vortag des Meetings ein Flugticket nach Indien ohne Rückflug. Gegenüber Coinbase habe er kurz vor Beginn des Meetings per Mail um Verschiebung gebeten, weil er angeblich gerade noch auf der Rückreise aus Indien in die USA sei. Vor dem Boarding des Fliegers soll er noch seine mutmaßlichen Komplizen mit Anrufen und Textbotschaften über die Untersuchung von Coinbase informiert haben. Die Polizei habe seinen Versuch, das Land zu verlassen, aber verhindert.

Parallel zum Strafprozess haben die drei Angeklagten auch noch eine Klage der US-Börsenaufsicht SEC am Hals. Coinbase erklärte, dass man Hinweise auf den Missbrauch vertraulicher Informationen sehr ernst nehme, wie die umgehend eingeleitete interne Untersuchung auch zeige. Es gebe null Toleranz für solches Verhalten. Alle in der Untersuchung entdeckten Beweise habe man an die Behörden weitergegeben.

Beim NFT-Handelsplatz Opensea führte im Juni ein ähnlicher Fall zu einer Anklage: Auch hier soll ein ehemaliger Angestellter vertrauliche Informationen über Platzierungen von NFTs für Insiderhandel missbraucht haben.

(axk)