Künstlerbedarf

Seite 7: Photoshop Elements

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Photoshop Elements liefert professionelle Funktionen und Effekte. Leider fehlen etliche Basiswerkzeuge, die Photoshop vorbehalten bleiben.

Das Einsteiger-Photoshop hat etwas, das dem großen fehlt, nämlich einen Organizer, der die Bildverwaltung übernimmt und aussagekräftige Vorschaubilder erstellt. In IPTC-Daten abgelegte Schlagwörter importiert es als Kategorien. Per Drag & Drop kann man weitere Schlagwörter sowie Bewertungen oder farbige Etiketten zuweisen. Der Vollmodus bietet alle, der Quick-Modus nur elementare Werkzeuge. Hier bearbeitet man Farbe und Belichtung, beschneidet, schärft und korrigiert rote Augen. Der dritte Modus „Guided“ ergänzt eine Makrosammlung mit Einträgen für Tonwertkorrektur, Beschneiden, Schärfen, Aufhellen und Abdunkeln. Er unterstützt Nutzer, die mit den Tiefen der Bildbearbeitung auf Kriegsfuß stehen.

Bei Photoshop Elements schwankt man zwischen Begeisterung und Ärger: Begeisterung über die Qualität der Farbkorrektur und Retuschewerkzeuge, Ärger über teils unsinnige Beschränkungen gegenüber dem Profi-Photoshop. Die Gründe zur Freude im Detail: Farbkorrektur und Retusche laufen wie am Schnürchen. Die Vollbild-Echtzeitvorschau hat ihren Namen verdient und auch das Anwenden der Standard-Farb-, Helligkeits- und Störungsfilter flutscht. Die intelligente Auto-Korrektur verbessert Bilder, ohne sie zu übersteuern: Sie hellt Schatten auf, mildert Farbstiche ab und spendiert ein wenig mehr Kontrast. Um Farbstiche zu entfernen, genügt ein Klick mit der Kombi-Pipette. Der Hauttonmischer wiederum kühlt rot übersteuerte Köpfe ab oder bringt gesunde Farbe in Madame-Toussaud-reife Gesichter – global angewandt, erledigt er nebenbei noch manches Weißabgleichproblem.

Die Kehrseite der Medaille: Teure Photoshop-Technik gibt es nur in homöopathischen Dosen. Bei der Ebenentechnik hat Adobe so stark ausgedünnt, dass kein Profi ernsthaft auf die Idee kommen würde, Elements für Fotomontagen oder nichtdestruktive Korrekturen einzusetzen; Amateure aber auch nicht. Die Auswahl an Einstellungsebenen hat nur Alibicharakter. Nichtdestruktive Kontrastkorrekturen kann man zwar mit duplizierten Ebenen und Überlagerungsmodi noch einigermaßen nachbauen, muss dabei aber auf Masken verzichten. Die arg verstümmelten Gradationskurven sind nahezu unbenutzbar – dennoch fürchtet sich Adobe anscheinend davor, sie als Einstellungsebene einzubauen. Auch CMYK-Unterstützung, Pfadwerkzeug, Farbverwaltung und ein Makrorecorder fehlen. Flecken oder Hautunreinheiten lassen sich nichtdestruktiv entfernen, da Kopierstempel und Reparaturpinsel ihre Deckpflaster auf eine eigene Ebene legen können. Ansonsten darf man aber von der Ebenentechnik des kleinen Photoshop-Bruders nicht viel erwarten.

Mit dem Schnellauswahlwerkzeug malt man das freizustellende Objekt grob aus und überlässt der Software das Finden der Kontrastkanten. Die neue Erweiterung dieses Werkzeugs, der Smart Brush, überträgt Schwarzweißumsetzung, Farbfilter und viele andere Effekte im Handstreich aufs Bild. So gelangt man zu Einstellungsebenen mit Ebenenmasken, die man sonst nicht anlegen darf. Die Pinsel mit Voreinstellungen für Porträt oder Landschaft sind praktisch, aber keine echte Erweiterung: Sie kombinieren bloß geschickt die vorhandenen Einstellungsebenen mit den vorhandenen Auswahlwerkzeugen. Die Effektpalette bietet einige Verfremdungen an, die Photoshop nicht besitzt, beispielsweise die Effekte Papiercollage und Kunststofffolie. Beide liefern hochwertige Resultate.

Als einziges Programm im Test erstellt Photoshop Elements präsentable Webgalerien. Mit Flash-Effekten und edler Vulkanglasspiegelung können sich die Fotos im Web sehen lassen.

Die Photomerge-Technik bekommt neben Panoramafunktion, die Bilder perfekt perspektivisch ausrichtet, und Groupshot eine dritte Spielart: den Scene Cleaner. Wie bei Groupshot richtet er mehrere Bilder einer Szene aneinander aus. Statt nun die fröhlichsten Gesichter durchzupausen, geht es beim Scene Cleaner darum, die Leute in den roten Gore-Tex-Jacken aus der schönen Landschaft zu entfernen – als wäre man in der Touri-Hochburg mutterseelenallein gewesen. Photoshop Elements erstellt hochwertige Flash-Galerien mit Vulkanglasspiegelung und 3D-Übergängen. Allerdings fordern sie dem Rechner so einiges ab, sodass es in Firefox und Internet Explorer mächtig ruckelt. Außerdem besitzt es einen Editor für WMV und PDF-Diashows mit Hintergrundmusik, Clip-Arts und Effekten.

Bildbearbeitung für Heimanwender muss den Spagat schaffen zwischen hochwertigen Werkzeugen in einer reichhaltigen Palette und einfacher Bedienung, die jedermann versteht. Bis auf Gimp und PhotoLine bietet jedes getestete Programm einen Modus mit den wichtigsten Werkzeugen zur schnellen Korrektur. Implementierung und Ergebnis geraten bei Paint Shop Pro und Photoshop Elements am besten. PhotoImpact liefert unbrauchbare Resultate, bei PhotoPlus mangelt es an Bedienbarkeit. Bei Paint Shop Pro gefällt das Lernstudio. Es leistet beim Anklicken eines Werkzeugs schnelle Hilfe, die ist bei der Vielzahl an Knöpfen und Menüeinträgen aber auch bitter nötig. Photoshop Elements bietet nur eine Online-Hilfe und lässt den unerfahrenen Nutzer im Regen stehen. Paint Shop Pro und Photoshop Elements, aber auch PhotoLine bieten gleichermaßen qualitativ hochwertige Algorithmen und eine stabile Programmbasis. Paint Shop Pro und PhotoLine schränken dabei den Funktionsumfang weitaus weniger ein als Photoshop Elements, bieten allerdings keine Bildverwaltung und keine Ausgabe für Web und Video. Als Rundumpaket für versierte Nutzer bietet sich das Adobe-Programm an. Wer Profitechniken anwenden möchte und schnelle unbürokratische Hilfe braucht, sollte eher zu Paint Shop Pro greifen. (rst) (rst)