Kunsthalle zeigt "Lost Places – Verlorene Orte"

Verwaiste Mülldeponien, heruntergekommene Nobel Hotels und der leere Stuhl des Bundeskanzlers: "Lost Places – Verlorene Orte" sind in der Hamburger Kunsthalle zu sehen.

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Dirt Field, 2008 (aus der Serie Trona – Armpit of America)

(Bild: Sammlung Halke / Courtesy KOW, Berlin © Tobias Zielony)

"Lost Places – Verlorene Orte" stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle. Zu sehen sind bis zum 23. September rund 20 unterschiedliche Positionen zeitgenössischer Fotografen. "Es geht nicht um einen festgelegten Raumbegriff, sondern um die verschiedenen Sichtweisen von zeitgenössischen Künstlern auf Orte und Räume und deren heutige Funktionen, seien sie real oder inszeniert", sagte Kuratorin Petra Roettig am Dienstag in Hamburg. Zusammen mit Bernd und Hilla Bechers Dokumenten einer verschwindenden Industriekultur bilden die seit den 90er Jahren erworbenen Fotografien von Andreas Gursky, Candida Höfer, Thomas Ruff und Thomas Struth den Ausgangspunkt für die Schau.

Ohne Titel XIII (Mexico), 2002 Photographie, 276 cm × 206 cm

(Bild: Dauerleihgabe der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen © SHK/Hamburger Kunsthalle/bpk/ VG Bild-Kunst, 2012, Photo: Elke Walford)

So zeigen die Fotografien von Andreas Gursky menschenleere Orte wie den Flughafen von "Schiphol" oder eine vor kurzem geschlossene mexikanische Mülldeponie. Das tägliche Treiben auf dem Flughafen und das Gefühl von Fernweh entsteht nur in den Augen des Betrachters, ebenso wie die Assoziationen Konsum und Umweltzerstörung beim Betrachten der Mülldeponie. Der amerikanische Fotograf Joel Sternfeld hält in seinen Fotografien Orte fest, die Schauplatz eines Verbrechens waren.

Thomas Demand ist dafür bekannt, dass er reale Tatorte zunächst als Modell nachbaut, um sie dann abzulichten. Basis seiner Arbeit sind Bilder, die er den Medien entnimmt, öffentlich kursierende Aufnahmen, die eine Berichterstattung begleitet haben oder auch einfach sinnbildlich für eine gesellschaftliche Situation stehen. Für die Schau hat der gebürtige Münchner zwei Arbeiten beigesteuert. Vorlage für "Parlament" (2009) ist eine Aufnahme des alten Bundestages in Bonn mit dem leeren Stuhl des Bundeskanzlers, der an die westdeutschen Wirtschaftswunderjahre erinnert. "Haltestelle" (2009) zeigt ein Bushaltestellenhäuschen aus der Gemeinde Loitsche, an der Bill und Tom Kaulitz von der Teenie-Band Tokio Hotel auf den Bus gewartet haben und das versteigert wurde.

Wende-Gelände 01, 2006 C-Print, 122 cm × 150 cm

(Bild: Privatsammlung / Courtesy Galerie Feldbuschwiesner, Berlin© Sarah Schönfeld)

Die junge deutsche Fotografin Sarah Schönfeld besuchte alte Orte ihrer DDR-Kindheit und fotografierte diese im gegenwärtigen Zustand, wobei sie beide Momente miteinander konfrontiert. Der südafrikanische Künstler Guy Tillim lichtete Stätten kolonialer Architektur in Angola, Benin, Kongo, Mosambik und Ghana ab. Sie zeigen verwaiste Orte wie das ehemalige Grande Hotel in Beira in Mosambik, das seit seiner Errichtung 1955 als eines der luxuriösesten Hotels Afrikas galt. Inzwischen ist es zum nackten Betonskelett verkümmert, zum Elendsquartier. Der israelische Künstler Omer Fast erzählt in seiner fiktiven Video-Installation "Nostalgia" die Geschichte illegaler Auswanderer aus verschiedenen Perspektiven. (keh)