Kurze Redefreiheit: Hype-App Clubhouse erreicht China – und wird blockiert

Für wenige Tage konnten Chinesen über Umwege auf Clubhouse und frei reden. Damit ist aber schon Schluss, denn Peking reagierte schnell und sperrte die Hype-App.

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(Bild: Camilo Concha/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Nachdem die Audio-App Clubhouse in den vergangenen Tagen auch in China immer populärer wurde, hat die Führung der Volksrepublik offenbar reagiert und eine Sperrung angeordnet. Das legen Berichte von Journalisten in China nahe, die auf Twitter schreiben, dass die App seit dem heutigen Montag blockiert wird. Zuvor hatten verschiedene Medien berichtet, dass die App sichtlich an Popularität gewonnen hatte, obwohl sie in China gar nicht angeboten wird, nur auf iPhones funktioniert und Nutzer eine Einladung benötigen. Auffällig waren demnach offene Gespräche über Themen, die in der Volksrepublik eigentlich der Zensur unterliegen.

Clubhouse ist in den USA bereits seit 2020 verfügbar, in Deutschland sorgt die App seit Mitte Januar für Aufsehen. Nutzer können sich darin an Live-Podcastrunden beteiligen, die Themen können die jeweiligen Organisatoren vorgeben. Tausende können zuhören und einzelne können direkt auf die Bühne geholt werden, um sich am Gespräch zu beteiligen.

Kritik kommt nicht nur von Verbraucherschützern, auch Teilnehmer einzelner Gesprächsrunden dürften das danach bereut haben. So gab es einige Kritik an allzu freimütigen Äußerungen des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und vergangenen Woche sorgte eine Gesprächsrunde mit dem Berliner Clan-Chef Arafat Abou-Chaker für Aufregung.

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Wie die South China Morning Post aus Hongkong schreibt, hatte der Hype um Clubhouse China erreicht, nachdem ein Gespräch zwischen Tesla-Chef Elon Musk und dem CEO der Broker-App Robinhood weltweit für viel Interesse gesorgt hatte. Einladungen zu Clubhouse seien in China für umgerechnet bis zu 50 US-Dollar angeboten worden. Tausende hätten das genutzt, es kam demnach zu freien Debatten etwa mit Taiwanern über die Beziehungen der beiden Staaten, über das Vorgehen gegen die muslimischen Uiguren oder den Status von Hongkong. Beobachter sprachen von einem "kleinen Bissen Freiheit", wiesen aber auch darauf hin, dass die Clubhouse-Nutzer sicher nicht repräsentativ waren für chinesische Internetnutzer. Alle hatten demnach bereits erwartet, dass Chinas Behörden die App blockieren würden.

Das ist nun wohl geschehen, schreibt etwa Paul Mozur von der New York Times. Er erwartet nun eine chinesische Kopie, auf der KI-basierte Zensurtechnik aus dem Land dafür sorgt, dass unerwünschte Themen nicht zur Sprache kommen. Dass dies möglich ist, würden andere Livestreaming-Dienste bereits zeigen.

(mho)