Reddit vs. Wall Street: Auch Robinhood nimmt alle Beschränkungen zurück

Auch Nutzer der US-Trading-App Robinhood können nun wieder so viele Gamestop-Aktien kaufen, wie sie wollen. Die haben aber deutlich an Wert verloren.

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(Bild: mundissima/Shutterstock.com)

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Die US-Aktienhandels-App Robinhood hat nach mehr als einer Woche alle zwischenzeitlich geltenden Handelsbeschränkungen aufgehoben und damit womöglich dem kontinuierlichen Wertverlust der Gamestop-Aktie entgegengewirkt. Nach einer beispiellosen Kurs-Rally der Wertpapiere des kriselnden Spielehändlers hatte Robinhood vergangenen Donnerstag den Kauf der Aktien von Gamestop sowie einigen anderen Unternehmen untersagt und war damit in die Kritik geraten.

Hintergrund der Einschränkungen war ein Kräftemessen zwischen Leerverkäufern ("Shortseller") und vor allem, aber nicht nur Kleinanlegern. Leerverkäufer leihen sich Aktien für einen bestimmten Zeitraum, verkaufen sie sofort zum Tageskurs und setzen darauf, die Papiere bei fallenden Kursen später günstiger einkaufen und zurückgeben zu können, wenn die Leihe endet. Auf Leerverkäufe spezialisierte Hedgefonds hatten große Summen auf einen fallenden Kurs der Gamestop-Aktie gesetzt.

Kleinanleger, die sich vor allem auf Reddit organisieren, haben jedoch durch massive Käufe den Kurs der Gamestop-Aktie in die Höhe getrieben und damit die Pläne der Leerverkäufer durchkreuzt. Die Leerverkäufer waren gezwungen, ihre fälligen Gamestop-Aktien zu den hohen Kursen einzukaufen und fuhren große Verluste ein. Der milliardenschwere Hedgefonds Melvin Capital stand dadurch kurz vor der Zahlungsunfähigkeit.

Doch Robinhood und ähnliche Apps hatten den Handel mit der Aktie eingeschränkt und den Kursanstieg unterbrochen. Robinhood hatte den Schritt mit einer "anhaltenden Marktvolatilität" begründet. Andere Broker, wie etwa das deutsche Start-up Trade Republic, hatten ähnlich reagiert, die Restriktionen aber früher wieder zurückgenommen.

Kleinanleger hatten sich auf ihrer Gewinnstrecke ausgebremst gefühlt, es folgten schwere Vorwürfe. Sie hegen den Verdacht, dass die Handelsplattformen den Hedgefonds den Rücken freihalten wollten. Robinhood und Co. streiten dies ab: Aufgrund der immens angewachsenen Handelsaktivität habe die Gefahr bestanden, dass finanzielle Absicherungen nicht mehr reichten. Doch die Empörung war nicht nur bei der Anleger-Community groß, sondern auch in der Politik. In den USA sind bereits Untersuchungen der Vorgänge angekündigt.

(mho)