Kuscheln mit Roboterpuppe hilft beim Einschlafen

Forscher untersuchten, wie Erwachsene besser einschlafen können. Die "Hardware" dazu war eine weiche Puppe, die vom Roboterforscher Hiroshi Ishiguro stammt.

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Mit der Roboterpuppe "Hugvie" im Arm.

(Bild: ATR Hiroshi Ishiguro Laboratories)

Lesezeit: 3 Min.

Schlafstörungen sind ein zunehmendes Problem. Medikamente können die Symptome zwar bekämpfen, haben aber Nebenwirkungen und können zu Abhängigkeit führen. Andere Verfahren wie Entspannungsübungen, Meditation, Yoga oder ähnliches helfen zwar auch, verlangen von den Betroffenen aber viel Disziplin und Durchhaltevermögen. Ein japanisches Forschungsteam hat jetzt eine mögliche Alternative gezeigt.

Das Team um Satomi Kato Doi ließ rund 30 Patientinnen und Patienten, die an Schlafstörungen litten, jeden Abend drei Minuten lang Atemübungen durchführen, während sie eine Roboterpuppe im Arm hielten. Im Unterschied zur Kontrollgruppe verbesserte sich die Schlafqualität der Interventionsgruppe signifikant. Weil die Patienten die im Arm gehaltene Roboterpuppe als angenehm empfanden, waren sie eher motiviert, die regelmäßigen Atemübungen beizubehalten.

Die Roboterpuppe Hugvie ist bereits rund zehn Jahre alt und wurde ursprünglich mit einer ganz anderen Motivation entwickelt. Sie stammt aus den Laboren des japanischen Roboterforschers Hiroshi Ishiguro, der eigentlich für seine extrem lebensechten Humanoiden bekannt ist – die jedoch auf Menschen sehr unheimlich wirken. Ishiguro hatte daher damit begonnen zu erforschen, welche minimalen Features ein Roboter haben müsste, um von Menschen intuitiv als lebendig und nicht bedrohlich erkannt zu werden. Ein erstes Ergebnis war der "Telenoid" – eine Roboterpuppe, etwa so groß wie ein Kleinkind, die über minimale Gesichtszüge verfügt. Die Maschine sollte als Telepräsenz-Roboter ein "Gefühl der emotionalen Präsenz" erzeugen, indem der User Arme, Beine und rudimentäre Gesichtszüge fernsteuerte, während er gleichzeitig über das integrierte Mobiltelefon mit dem Empfänger spricht, der die Puppe im Arm hält. Auf mich wirkte die Maschine eher unheimlich – allerdings konnten Ishiguro und Kollegen tatsächlich zeigen, dass allein das in den Arm nehmen der Roboterpuppe das Stresslevel senkt.

Telenoid im Einsatz (7 Bilder)

Mensch oder Roboter: Roboterforscher Hiroshi Ishiguro (links) wurde mit seinen robotischen Abbildern bekannt.
(Bild: Hiroshi Ishiguro Laboratory, ATR)

Die Hugvie-Puppen haben nun keinerlei erkennbare Gesichtszüge mehr, und auch die Fernsteuerung von Armen und Beinen fällt weg. Als einzige technische Komponente bleibt ein eingebautes Smartphone, über das die Audio-Anweisungen für die abendlichen Atemübungen abgespielt werden. Die Forschenden konnten zeigen, dass die Schlafqualität, die durch eine standardisierte Befragung ermittelt wurde, sich signifikant verbesserte. Allerdings nur bei den Patienten, die nicht über andere psychische Probleme wie beispielsweise depressive Verstimmungen berichteten.

Ob künstliche Atembewegungen wie etwa beim Schalfroboter Somnox zusätzlich beruhigen würden, haben die Forschenden nicht untersucht. Das Gerät hatte bei seinem Markeintritt zwar für viel aufsehen erregt. Die Ergebnisse klinischer Untersuchungen dazu stehen aber noch aus.

(wst)