Kyocera-Chef: Chinesische Fabriken lohnen sich nicht mehr

Hersteller überdenken ihre Investitionen in China. Die US-Sanktionen erschweren auch Exporte aus China in andere Länder.

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Kyocera-Drucker Ecosys PA6000x

Kyocera-Drucker Ecosys PA6000x.

(Bild: Kyocera)

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Große Hersteller, nicht nur aus der Halbleiterbranche, ziehen sich offenbar aus China zurück. Kyocera-Chef Hideo Tanimoto meint, dass sich der Bau neuer Fabriken in China nicht mehr lohnt, wenn es um die Produktion für den globalen Markt geht.

"Es funktioniert, solange [die Produkte] in China hergestellt und in China verkauft werden. Aber das Geschäftsmodell, in China zu produzieren und ins Ausland zu exportieren, ist nicht mehr tragfähig", sagte Hideo Tanimoto im Gespräch mit der Financial Times. "Es sind nicht nur die Löhne gestiegen, sondern es ist offensichtlich, dass es bei all den Ereignissen zwischen den USA und China schwierig ist, aus China in einige Regionen zu exportieren."

Kyocera ist hierzulande am ehesten für seine Drucker und Multifunktionsgeräte bekannt, stellt aber auch in der Halbleiterwelt eine wichtige Größe dar: Die Firma baut (Fein-)Keramikkomponenten für Lithografie-Systeme, etwa Linsenringe und Kammern, sowie allerlei Gehäuse für Chips, die keine Metall-Heatspreader benötigen, darunter Speicherbausteine und Sensoren.

Im Jahr 2022 setzte Kyocera gut 2 Billionen japanische Yen um – nach derzeitigem Umrechnungskurs rund 14 Milliarden Euro. Fast ein Fünftel davon entfielen auf Halbleiterprodukte. Diese stellten zuletzt Kyoceras zweitgrößtes Standbein dar, knapp hinter Büroausrüstung. Zuletzt stieg die Firma zudem in den Markt für Photovoltaik-Systeme ein.

Derzeit plant Kyocera den Bau von drei Fabriken in Japan – die ersten japanischen Neubauten der Firma seit fast 20 Jahren. Weltweit steigende Subventionen zur Stärkung der lokalen Produktionen fördern solche Vorhaben.

Primär sollen die US-Sanktionen den Ausbau der Halbleiterindustrie in China verhindern. Chipauftagsfertiger wie TSMC und Samsung dürfen ihre Halbleiterwerke nur noch im Rahmen von Ausnahmelizenzen ausbauen, weil sie sonst keine modernen Lithografie-Systeme bekommen, etwa von ASML.

Andersherum erheben die USA Strafzölle auf chinesische Güter oder verbieten den Import komplett. Das betraf Anfang 2021 auch PC-Komponenten wie Grafikkarten und Mainboards, die vorwiegend in China fertig gebaut werden. Inzwischen gelten für diese aber anhaltende Ausnahmeregelungen.

(mma)