LNG-Terminal Wilhelmshaven: Jetzt im Regelbetrieb, aber erste Störung

Deutschlands erstes Flüssig-Erdgas-Terminal hat bei einer Abnahme seine Genehmigung für den Regelbetrieb erhalten. Im Februar gab es eine erste kleine Störung.

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Die FSRU "Höegh Esperanza" am LNG-Terminal in Wilhelmshaven

Die FSRU "Höegh Esperanza" am LNG-Terminal in Wilhelmshaven

(Bild: mki / heise online)

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Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven befindet sich nach einer mehrwöchigen Erprobung jetzt offiziell im Regelbetrieb. Der Energiekonzern Uniper, der für den Betrieb zuständig ist, teilte mit, dass am 28. Februar die Schlussabnahme durch die zuständigen Behörden stattgefunden habe. Indessen wurde bekannt, dass es Anfang Februar zu einem ersten kleinen Störfall an einer Anlage gekommen ist, der aber glimpflich verlief. Gleichwohl wurde vom Land Niedersachsen eine bessere Kommunikation angemahnt.

Bei dem Vorfall in den frühen Morgenstunden des 4. Februar hatte ein defekter Drucksensor an einer Leitung, die die Landanlagen mit der FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) verbindet, eine Abschaltung ausgelöst. Dies sorgte für einen Wärmeüberschuss an Bord des Spezialschiffes, das daraufhin Wasserdampf ablassen musste. Die hierfür eingesetzten Sicherheitsventile hätten wie vorgesehen funktioniert, heißt es von Uniper. Der Dampf wird verwendet, um das tiefkalte Erdgas zu erwärmen. Das niedersächsische Wirtschaftsministerium erklärte auf Anfrage von heise online, dass es sich um keine kritische Situation gehandelt habe und der Vorgang einem bestimmungsgemäßen Betrieb entspreche. Allerdings habe das Land Uniper gebeten, künftig zeitnah über solche Vorgänge zu informieren. Der Vorfall, der sich um 4.02 Uhr ereignete und eine größere Dampfwolke am Heck der FSRU zur Folge hatte, war erst Wochen später bekannt geworden. Von Uniper heißt es, dass alle relevanten Instanzen zeitnah ausgiebig informiert wurden. "In Zukunft wird es bei ähnlichen Vorkommnissen darüber hinaus einen kurzen öffentlichen Hinweis geben", sagte ein Sprecher heise online.

Deutschlands erstes Flüssig-Erdgas-Terminal war am 21. Dezember 2022 nach nur wenigen Monaten Bauzeit in Betrieb genommen worden. Vorteilhaft wirkte sich dabei aus, dass in der Nordseestadt im Nordwesten schon seit Jahrzehnten Pläne für ein LNG-Terminal existierten, die aus Wirtschaftlichkeitsgründen immer wieder verworfen wurden. Als nach Beginn des Angriffskriegs Russlands in der Ukraine die Abhängigkeit von russischem Gas reduziert werden sollte, erwies es sich als Vorteil, dass auf freigehaltene Trassen für den Pipelineverlauf ein ausreichend großes Grundstück hinter dem Deich und weitere bereits erledigte Vorplanungen zurückgegriffen werden konnte.

Die jetzt erfolgte Prüfung durch die Behörden war im Genehmigungsbescheid im Dezember vorgeschrieben, wie Uniper mitteilt. Nach der Inbetriebnahme im Dezember, an der unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teilnahm, gab es einen Probebetrieb. Seither werde jede Woche ein LNG-Tankschiff entladen und das auf -162 Grad gekühlte flüssige Erdgas auf dem Spezialschiff "Höegh Esperanza" regasifiziert. Von dort gelangt es per Rohrleitung zu einem Einspeisepunkt in Etzel, wo Anschluss an das deutsche Gasfernnetz besteht.

Aktuell gibt es Pläne für eine weitere, 70 Kilometer lange Anschlussleitung, die das LNG-Terminal mit Gasspeichern im westlichen Ostfriesland bei Leer verbinden soll. Die EWE Netz GmbH als Antragstellerin will dazu einen Anschluss an die vorhandene Leitung zwischen Wilhelmshaven und Etzel errichten. Die Pipeline soll künftig auch zur Weitergabe von Wasserstoff in das nachgelagerte Netz verwendet werden, um Industriekunden und Haushalte zu versorgen, heißt es in den Antragsunterlagen.

Laut Uniper sei Wilhelmshaven momentan das einzige deutsche LNG-Importterminal, das mit signifikanten Erdgasmengen zur Versorgungssicherheit beitrage. In Lubmin und Brunsbüttel befinden sich ebenfalls schwimmende Terminals, die sich aber noch in der Probephase befinden oder – wie im Falle Brunsbüttels – wegen ausstehender Bauarbeiten zunächst mit begrenzter Kapazität Gas einspeisen können.

Über das Wilhelmshavener Terminal könne rund sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs gedeckt werden. Seit Aufnahme des kommerziellen Betriebs zum 15. Januar 2023 hat die Gesellschaft des Bundes, die Deutsche Energy Terminal GmbH (DET) die Rolle als Anlagenbetreiberin und Genehmigungsinhaberin übernommen. Die LNG Terminal Wilhelmshaven GmbH, ein Tochterunternehmen von Uniper, hat die Aufgabe der technischen und kommerziellen Betriebsführung des LNG-Terminals übernommen.

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Aussagen von Uniper wurden ergänzt.

(mki)