LNG-Terminal in Wilhelmshaven: Das ist nach der Inbetriebnahme geplant

Am Wochenende soll das LNG-Terminal in Wilhelmshaven in Betrieb genommen werden. Betreiber Uniper hat bereits weitere Pläne für Ammoniak und Wasserstoff.

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Früheres Kohlekraftwerk in Wilhelmshaven aus der Luft

Luftaufnahme des früheren Uniper-Steinkohlekraftwerks in Wilhelmshaven. Auf dem Gelände soll ein Elektrolyseur gebaut werden, um Wasserstoff mithilfe von Offshore-Windstrom herzustellen.

(Bild: mki / heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Vor der offiziellen Inbetriebnahme des LNG-Terminals in Wilhelmshaven am Samstag hat das Betreiberunternehmen Uniper auf weitere Projekte in der Nordseestadt hingewiesen, die das Unternehmen nach der Fertigstellung ins Visier nimmt. Im Mittelpunkt stehe dabei, einen Beitrag zur Abkehr von fossilen Energieträgern zu leisten. So sei ein Ammoniak-Import-Terminal geplant, um grünen Wasserstoff zu importieren. Ferner wird der Aufbau eines Elektrolyseurs mit bis zu 1000 Megawatt angestrebt, der mithilfe von Offshore-Windenergie Wasserstoff herstellen soll.

Laut einem Blogpost von Uniper soll das Ammoniak-Terminal zwischen 2025 und 2030 in Betrieb gehen und grünen Wasserstoff aus sonnenreichen Ländern importieren, wo mithilfe von Solarstrom Wasserstoff per Elektrolyse erzeugt wird. Um diesen einfacher transportieren zu können, wird dieser mit Stickstoff versetzt und als Ammoniak (NH3) per Schiff nach Deutschland transportiert.

Das Ammoniak soll in Wilhelmshaven mit einer Spaltanlage, einem sogenannten Ammoniak-Cracker, wieder in Wasserstoff und Stickstoff umgewandelt werden. Das Terminal könne nach Unternehmensangaben rund 295.000 Tonnen pro Jahr importieren – dies entsprecht 10 Prozent des für 2030 erwarteten Bedarfs in Deutschland. Abnehmer für Wasserstoff werden zunächst vor allem Stahlindustrie, chemische Industrie und Raffinerien sein, die im Zuge der in Deutschland angestrebten Klimaneutralität auf neue Energieformen umrüsten müssen. Es sei weltweit die erste Anlage in dieser Größe.

Uniper beabsichtigt in Wilhelmshaven Ammoniak in Wasserstoff umzuwandeln. Außerdem ist vor Ort auch die Erzeugung von Wasserstoff mithilfe von Offshore-Windenergie geplant.

(Bild: Uniper)

Der Elektrolyseur soll indessen am Standort eines vor wenigen Jahren stillgelegten Steinkohlekraftwerks entstehen. Der erzeugte Wasserstoff soll in einem gemeinsamen Projekt mit der Salzgitter AG und Rhenus Logistics verwendet werden, um pro Jahr zwei Millionen Tonnen Roheisen herzustellen.

Am Samstag, 17. Dezember 2022, soll das erste staatlich initiierte LNG-Terminal Deutschlands im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) in Betrieb genommen werden. Schon fünf Tage später, am 22. Dezember, soll das erste Gas eingespeist werden, teilte Uniper in einer Marktmitteilung mit.

Dieses erste Gas bringt das Regasifizierungsschiff Hoegh Esperanza mit, das in dieser Woche in Wilhelmshaven erwartet wird. Die FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) dient eigentlich als Zwischenspeicher und zur Regasfizierung des -162 Grad kalten, flüssigen Erdgases. Sie ist das Herzstück der zunächst schwimmenden Terminallösung. Laut Uniper wird das Schiff, das unter norwegischer Flagge fährt, 170.000 Kubikmeter LNG mitbringen – etwas weniger als der halbe durchschnittliche Gas-Tagesverbrauch Deutschlands an einem Novembertag.

Die Hoegh Esperanza befand sich am Montag noch auf dem Atlantik vor Frankreich. Sie wurde zuletzt in Brest einer vorgezogenen Wartung unterzogen und in Teilen umgebaut. Nach Inbetriebnahme des LNG-Terminals in Wilhelmshaven soll das Schiff laut Uniper langsam die Gaszufuhr hochfahren. Ab Mitte Januar soll dann der kommerzielle Betrieb mit etwa 155 Gigawattstunden pro Tag aufgenommen werden. Dann werde auch der erste LNG-Tanker an der FSRU festmachen. Die FSRU werde die nächsten 10 Jahre an der Jade stationiert sein und könne bis acht Prozent des deutschen Gasbedarfs decken. Unter Volllast können bis zu 70 LNG-Tanker pro Jahr entladen werden.

Die Abläufe bei Herstellung und Regasifizierung von LNG in einer Infografik.

(Bild: Uniper)

Die Arbeiten an der 26 Kilometer langen Pipeline zwischen LNG-Terminal und dem Gasfernleitungsnetz sollten am Montag mit der symbolischen letzten Schweißnaht beendet werden. Die Rohrverbindung führt ins ostfriesische Etzel, wo in unterirdischen Salzkavernen Gas eingelagert wird und Anschluss an das deutsche Gasnetz besteht. Sie war wie das LNG-Terminal binnen weniger Monate errichtet worden und befindet sich seit Kurzem schon komplett in der Erde.

Laut Uniper waren für das LNG-Terminal, das schon länger geplant war, ursprünglich fünf Jahre Bauzeit vorgesehen. Nach Beginn des Angriffskriegs Russlands in der Ukraine und Drosselungen russischer Gaslieferungen nach Deutschland setzte sich die Bundesregierung dafür ein, mit LNG-Terminals unabhängiger von russischem Gas zu werden. Durch ein Beschleunigungsgesetz konnte die Bauzeit auf weniger als ein Jahr reduziert werden.

(mki)