LTE-Status: Vom Roaming-Frequenzband und doppeltem Surf-Tempo

Die Interessenvertretung GSA meldet, dass weltweit immer mehr Netzbetreiber auf Band 3 bei der LTE-Versorgung setzen, was das Roaming voranbringt. Auch LTE-Advanced fasst Fuß, die Technik, mit der Basisstationen bis zu 300 MBit/s liefern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 74 Kommentare lesen
LTE-Roaming: Standard-Frequenzband kristallisiert sich heraus
Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die GSA, eine Interessenvertretung der Mobilfunk-Industrie, meldet in ihrem jüngsten Statusbericht zur Entwicklung der LTE-Mobilfunktechnik, dass nun 331 Provider LTE-Netze in 112 Ländern betreiben. Ende 2014 werde die Zahl auf 350 Netze angewachsen sein, schätzt die GSA und ergänzt, die 4G-Mobilfunktechnik sei damit weltweit etabliert.

Davon konnte man bereits seit Jahresanfang ausgehen. Die übrigen Zahlen können Interessenten helfen, die ein neues Smartphone suchen. Bezogen auf die Funktechnik erscheinen zwei Aspekte bedeutsam: Die Roaming-Möglichkeiten sowie die Modem-Spezifikation, also die LTE-Gerätekategorie.

Beim Roaming kristallisiert sich das LTE1800er Band als Standard heraus (Band 3 gemäß der 3GPP-Nomenklatur). Weltweit setzen viele LTE-Netzbetreiber auf diese Frequenzen und außerdem nimmt die Zahl an Geräten zu, die genau dafür ausgelegt sind. Band 3 kann man daher als wesentliche Roaming-Voraussetzung sehen. In einigen Teilen der Welt ist es freilich weiterhin nicht für LTE in Gebrauch, etwa in Nord-Amerika. Dort sind eher Band 4 und Band 17 gebräuchlich (AWS 1 im 1700- und 2100-MHz-Bereich sowie das 700-MHz-Band).

Viele Netzbetreiber, die zu Beginn der digitalien Mobilfunkära GSM-Frequenzen bekommen haben, widmen diese für LTE um (Spectrum Refarming). Dabei sei das Interesse an der Umwidmung des 1800-MHz-Bands anhaltend groß. Das 1800er Band ist beliebt, weil sich damit städtische Gebiete gut abdecken lassen; eine Basisstation kann mit dem 1800er Band zum Beispiel doppelt so große Zellen aufspannen wie unter Verwendung des 2,6-GHz-Bandes. Auch lassen sich Antennen und Kabel von GSM- oder UMTS-Systemen weiter verwenden und viele Betreiber haben breite 1800-er Bänder, mittels derer sie viele Teilnehmer mit schnellen Diensten versorgen können. Beispielsweise hat die Telekom im 1800er Band 20 MHz zur Verfügung und liefert darüber LTE-Brutto-Raten bis 150 MBit/s.

Das 1800-MHz-Band setzen inzwischen 150 kommerzielle Netze in 71 Ländern ein, entweder als Single-Band- oder als Teil von Multi-Band-Systemen. Das sind rund 45 Prozent aller LTE-Netze. In 23 weiteren Ländern sind LTE1800-Systeme in Vorbereitung.

Seit Beginn der LTE-Ära wurden weltweit bis Mitte Oktober laut der GSA über 2200 verschiedene LTE-Geräte angekündigt. Den Angaben zufolge waren davon 944 Modelle, also 42,5 Prozent, für das LTE1800-Band ausgelegt. 532 davon sind allein im Laufe des vergangenen Jahres auf den Markt gekommen. Bei den weitaus meisten Geräten handelt es sich um Smartphones, nämlich um 497 verschiedene Modelle, also 52,6 Prozent aller zurzeit am Markt erhältlichen Geräte, die für das Band 3 geeignet sind. Tablets, die im LTE1800-Band funken, machen nur 9,1 Prozent aus (86 Produkte).

Bemerkenswert ist auch, dass inzwischen die zweite große LTE-Ausbaustufe Fuß fasst; immer mehr Netzbetreiber rüsten ihre Netze mit LTE-Advanced aus (LTE-A), um Funkspektren besser nutzen zu können. Von den LTE-A-Spezifikationen verwenden die Betreiber am liebsten die Trägerbündelung (Carrier Aggregation, CA). Damit lassen sich separate Spektrum-Blöcke zu virtuellen Trägern zusammenfassen. So kann eine Basisstation etwa 1800-MHz- und 2,6-GHz-Bänder kombinieren.

Mit dem LTE-Maximum von 20 MHz liefern die Basisstationen bis zu 150 MBit/s und können bis zu 50 MBit/s pro Sekunde empfangen (Downlink, Uplink). Um diese Datenraten auszuschöpfen, genügen die heute verbreiteten LTE-Geräte der Kategorie 4 (Category 4 oder kurz: Cat 4). Unter den 944 LTE1800-Produkten sind 350 gemäß der Cat-4-Spezifikation gebaut, beispielsweise auch das kürzlich vorgestellte iPhone 6.

Aber wenn Betreiber durch Trägerbündelung mehr als 20 MHz bereitstellen – beispielsweise 40 MHz –, können Cat-4-Geräte die damit erzielbaren Datenraten nicht nutzen. Für 40-MHz-Kanäle sind neue Geräte gemäß der Cat-6-Spezifikaton erforderlich. Sie können dann bis zu 300 MBit/s empfangen. Zurzeit verzeichnet die GSA welweit lediglich 14 Modelle, die gemäß Cat 6 im LTE1800er Band funken. Leider nennt die GSA traditionell weder Hersteller noch Modellnamen. Nutzer, die Geräte mit LTE-A-Modems suchen, können sich immerhin anhand von Herstellerangaben orientieren. Weltweit waren im August 60 Netzbetreiber mit LTE-Advanced befasst, entweder mit Feldversuchen oder bereits mit kommerziellem Netzbetrieb.

In Europa haben erste Mobilfunknetze den LTE-A-Betrieb in diesem Sommer aufgenommen, beispielsweise die Schweizer Swisscom, die Bouygues Telecom in Frankreich. In Frankreich wollen außerdem Orange France und SFR folgen. In Deutschland haben die Netzbetreiber noch keine konkreten Pläne in dieser Richtung offenbart, aber erproben die Technik ebenfalls längst. Beispielsweise zog die Deutsche Telekom im Februar dieses Jahres Aufmerksamkeit mit ihrem LTE-A-Test auf sich. Auch Telefónica und Vodafone bereiten sich auf LTE-A vor.

Update [17.11.2014 - 14:05] Die Telekom will heute den LTE-A-Betrieb aufnehmen. (dz)