LTO-Tapes weiternutzen statt vernichten

Viele Unternehmen nutzen Bandlaufwerke zur Sicherung wichtiger Daten. Beim Umstieg auf eine neue LTO-Generation verbleiben aber Daten auf den alten Bändern.

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(Bild: Insurgo)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Lutz Labs

Sicherheitsbedenken, die DSGVO, Angst vor Industriespionage – es gibt viele Gründe, die eigenen Daten vor Dritten zu verstecken. Ältere, nicht mehr benötigte, aber noch mit Daten bespielte Bänder etwa müssen Unternehmen aufwendig entsorgen. Große Mengen alter Bandkassetten dürften sich in vielen Unternehmen stapeln, häufig nach dem aktuellen LTO-Standard (Linear Tape Open).

Die üblichen Methoden zur Entsorgung sind Verbrennen, Schreddern und Degaussen, doch alle haben Nachteile: Beim Verbrennen ist die Temperatur auf den inneren Wickeln eventuell zu niedrig für eine vollständige Vernichtung, beim Schreddern bleiben Bandschnipsel von einigen Zentimetern Länge übrig und das Degaussen wirkt nicht auf die Metadaten im Flash-Speicher. Dort gespeicherte Infos zur Nutzung der Kassette, etwa Seriennummer, Anzahl der Einsätze oder verwendete Backupsoftware, sind weiterhin lesbar. Auch beim Schreddern ist aufgrund der Größe des Flash-Chips nicht sicher, dass dieser zerstört ist.

Neben den Sicherheitsbedenken spielt die Nachhaltigkeit eine Rolle. Die Bänder selbst lassen sich nicht recyceln, auch für die Plastikgehäuse gibt es aufgrund der meist grauen Farbe nur wenig Nachfrage.

Das britische Unternehmen Insurgo hat unter dem Namen KIT (Kill Information on Tape) ein Gerät im Programm, dass all diese Probleme lösen soll. Je nach LTO-Generation und damit Bandlänge dauert das Löschen zwischen drei und sieben Minuten, die Informationen im Flash-Chip bleiben je nach Sicherheitsanforderung zum Teil erhalten. Ein so gelöschtes Tape lässt sich wiederverwenden.

Der Einsatz des Tape-Löschers lohnt sich nur für Unternehmen, die regelmäßig viele Bänder löschen müssen. Sie bleiben dabei in den Unternehmen, Insurgo verleiht seine Geräte nur. Die gelöschten Bänder hingegen gehen auf Kundenwunsch auf die Reise zu Insurgo: Das Unternehmen verkauft die gebrauchten Tapes, ein Teil des Erlöses fließt an die ehemaligen Besitzer zurück.

Der Bedarf an Bandlaufwerken und Bändern geht zwar seit Jahren zurück, dennoch haben die Hersteller von LTO-Tapes im vergangenen Jahr noch Bänder mit einer Kapazität von rund 60 Exabyte verkauft. Die Technik spielt also durchaus noch eine Rolle, so ist etwa das Erbe der Deutschen – der Inhalt des Bundesarchivs in Koblenz – fast ausschließlich auf Tape gespeichert. Mehr als 1000 Bänder hatte das Bundesarchiv noch vor einigen Jahren im Einsatz.

Selbst wenn eines Tages keine Tapes mehr verkauft werden sollten: Die sichere Vernichtung der Daten darf nicht unterbleiben. Daher müssen sich sowohl Anwender als auch Hersteller bereits heute Gedanken um die Entsorgung machen. (ll)