"Wie ein Spiegel": Weltraumteleskop Cheops findet den glänzendsten Exoplaneten

Wolken aus Metall sorgen wohl dafür, dass LTT 9779 b so hell glänzt wie kein anderer Planet, den wir kennen. Dabei dürfte der Exoplanet gar nicht existieren.

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Ein Stern und ein heller Exoplanet

Künstlerische Darstellung von LTT 9779 und LTT 9779 b (rechts)

(Bild: Ricardo Ramírez Reyes (Universidad de Chile))

Lesezeit: 3 Min.

Reflektierende Wolken aus gasförmigem Metall machen LTT 9779 b zum glänzendsten Exoplaneten, den wir bisher entdeckt haben. Das berichtet die Weltraumagentur ESA, mit deren Weltraumteleskop der Nachweis jetzt gelungen ist. Der Exoplanet reflektiert demnach ganze 80 Prozent des einfallenden Lichts, es sei der erste Himmelskörper, der damit die Venus (75 Prozent) übertrifft – die Erde kommt hier auf etwa 30 Prozent. Weil LTT 9779 b in etwa so groß ist wie unser Neptun, handle es sich um den größten uns bekannten "Spiegel" im Universum. Der hohe Wert der sogenannten Albedo sei eine Überraschung gewesen, ordnet die ESA den Fund noch ein.

"Stellen Sie sich eine brennende Welt vor, die eng um ihren Stern kreist und von schweren Wolken aus Metall umhüllt wird, aus denen Tropfen aus Titan fallen", beschreibt der Astronom James Jenkins, wie er sich den Exoplaneten vorstellt. Das ungewöhnliche Erscheinungsbild von LTT 9779 b hat Cheops demnach ermittelt, indem winzige Helligkeitsunterschiede vor, während und nach dem Verschwinden des Exoplaneten hinter seinem Stern vermessen wurden. Angesichts der so berechneten Daten habe man aber vor einem Rätsel gestanden, denn LTT 9779 b ist seinem Stern so nahe, dass es dort überhaupt keine Wolken geben dürfte, auch nicht solche aus Metallen. Offenbar sei die Atmosphäre einfach übersättigt, weswegen sich die Wolken trotzdem bilden.

LTT 9779 b habe sie aber noch vor ein weiteres Rätsel gestellt, schreibt die Forschungsgruppe. So handle es sich aufgrund der Größe und Temperatur um einen sogenannten "ultra-heißen Neptun", der seinem Stern aber so nah ist, wie kein vergleichbarer Himmelskörper. Der Exoplanet liegt also in der sogenannten "Neptun-Wüste" und sollte "eigentlich nicht existieren", meint die an der Studie beteiligte Astronomin Vivien Parmentier. Eigentlich sollten ihre Sterne die Atmosphären solcher Planeten abtragen und lediglich den festen Kern zurücklassen. Die Metallwolken könnten das Rätsel klären, meint die Gruppe. Weil sie so viel Strahlung reflektieren, verhindern sie wohl eine zu starke Aufheizung, während sie gleichzeitig zu schwer sind, um weggeweht zu werden.

Die ESA-Sonde Cheops (CHaracterising ExOPlanet Satellite) wurde 2019 gestartet und widmet sich nicht der Suche nach Exoplaneten, sondern Folgebeobachtungen bei bereits entdeckten Objekten. Dabei habe sich LTT 9779 b jetzt als ideales Forschungsobjekt für weitere Analysen durch die Weltraumteleskope Hubble und James Webb herausgestellt, meint die ESA. Beide könnten breitere Spektren untersuchen und so genauer ermitteln, woraus sich die Atmosphäre dort zusammensetzt. Die ESA selbst will mit Plato und Ariel in diesem Jahrzehnt noch zwei Sonden zur Analyse von Exoplaneten starten. Die wissenschaftliche Studie zu LTT 9779 b wird jetzt im Fachmagazin Astronomy & Astrophysics vorgestellt.

(mho)