Lässt KDE die Unterstützung für alte Grafikchips fallen?

Kwin-Entwickler Martin Grässlin überlegt, die Unterstützung für Grafikchips fallen zu lassen, deren Treiber nur OpenGL 1.1 beherrschen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Martin Grässlin, Hauptentwickler des Compositing Window Manager Kwin des KDE-Desktops, hat in dem Blog-Eintrag "The Costs of Supporting Legacy Hardware" einige Überlegung zur Zukunft der OpenGL-1.x-Unterstützung in Kwin publik gemacht. Da die Pflege des für OpenGL 1.1 zuständigen Codes Arbeitsaufwand und Kosten erzeuge, erwägt er, diesen Code zu entfernen, weil nahezu alle modernen Grafikchips – auch die schwachbrüstiger Low-End-Systeme – und ihre Treiber das modernere OpenGL 2.0 beherrschen.

Auch Apple würde mit der nächsten Version von Mac OS X die Unterstützung für einige ältere Grafikchips fallen lassen; daraufhin habe er überlegt, was die Unterstützung alter Grafikchips in Kwin koste. Als "Legacy Hardware" stuft er Grafik-Hardware ein, die nicht mindestens OpenGL 2.0 unterstützt; um solch veralteten Chips zu nutzen, seien eigene Code-Pfade in Kwin erforderlich. Deren Optimierung könne die Qualität des Compositing Window Manager mindern. Zudem benötige man für Tests Systeme mit alten Komponenten.

Die Unterstützung von OpenGL-1.1-Hardware führe so zu erhöhter Komplexität und höheren Wartungskosten. Laut Grässlin bringen Hardware und Open-Source-Treiber für AMDs Grafikchips seit der R300-Generation (Radeon 9500), Nvidia Chips seit dem NV40 (GeForce 6) und Intel seit dem i965 alles für OpenGL 2.0 Nötige mit; diese Chips sind schon seit mindestens sechs Jahren auf dem Markt. Auch das alternative Grafiksystem Wayland werde nichts mit solch Legecy-Hardware anfangen können.

Das Entfernen der OpenGL-1.x-Unterstützung in Kwin könnte allerdings viele Systeme mit Grafikkernen von Intel betreffen; und auch beim Einsatz der proprietären Grafiktreiber von AMD müsste man auf viele 3D-Effekte mit Kwin verzichten. Da der Open-Source-Treiber laut Grässlin kein solches Problem zeige, bereite ihm das keine Bedenken.

Eine Lösung für Besitzer von Legacy-Hardware sei möglicherweise die optimierte Infrastruktur rund um den Llvmpipe-Treiber von Mesa 3D, durch die die Gnome-Shell bei Fedora 17 auch auf Systemen flüssig laufen soll, deren Grafiktreiber keine 3D-Beschleunigung liefert. Er will sich diesen Ansatz näher ansehen; bei ordentlicher Performance sei er versucht, die OpenGL 1.x-Unterstützung in Kwin zu entfernen. (thl)