Landgericht Stuttgart verdonnert Pay-TV-Piraten zu langen Haftstrafen​
Die Stuttgarter Richter haben vier Betreiber einer großen IPTV-Piraterieplattform wegen schwerer Urheberrechtsverletzung und bandenmäßigen Betrugs verurteilt.​
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(Bild: REDPIXEL.PL/Shutterstock.com)
Die Betreiber einer illegalen IPTV-Plattform sind vom Landgericht Stuttgart teils zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Die Urteile gegen die vier Hauptverantwortlichen seien inzwischen rechtskräftig, bestätigte das Gericht am Montag gegenüber heise online. Ein internationaler Verband der Medienbranche begrüßte die "entschiedene Haltung" der deutschen Justiz gegen Urheberrechtsverletzungen. Die Urteile fielen bereits im Juli (Az.: 11 KLs 27 Js 17982/23).
Nach Angaben der Alliance for Creativity and Entertainment (ACE) war die Gruppe bereits seit 2006 aktiv, damals hauptsächlich mit der Weiterverbreitung von Satelliten-Pay-TV. Später habe sie sich "ins illegale IPTV-Geschäft" ausgedehnt. Die Plattform soll über eine umfangreiche Bibliothek mit 24.830 Filmen, 23.730 TV-Episoden und einem umfassenden Angebot an TV-Kanälen verfügt haben.
Dieses Angebot sollen die nun Verurteilten widerrechtlich Dritten gegen Entgelt zur VerfĂĽgung gestellt haben, so das Gericht. Die illegalen Handlungen, die ohne Zustimmung der Rechteinhaber erfolgten, sollen sich ĂĽber einen langen Zeitraum von mindestens rund zehn Jahren zwischen 2014 und 2023 hingezogen haben.
Mehr als drei Jahre Knast
Ein Angeklagter muss wegen banden- und gewerbsmäßigen Computerbetruges in 3787 Fällen 3 Jahre und 9 Monate ins Gefängnis. Erschwerend hinzu kam hier in 2.561 Fällen die "Beihilfe zum Ausspähen von Daten in Tateinheit mit gewerbsmäßiger unerlaubter Verwertung".
Ein zweiter Beschuldigter wurde wegen ähnlicher Vergehen zu einer Haftstrafe von 3 Jahren und 7 Monaten verurteilt. Der dritte Angeklagte muss für 2 Jahre und 10 Monate hinter Gitter. Etwas glimpflicher kam der vierte Beschuldigte davon, dessen Freiheitsstrafe von einem Jahr und 11 Monaten zur Bewährung ausgesetzt wurde.
Die ACE, der vor allem Unternehmen aus der Film- und Medienindustrie angehören, begrüßte die Verurteilungen. "Das Urteil bestätigt die entschiedene Haltung Deutschlands gegen Urheberrechtsverletzungen", erklärte Larissa Knapp, Vizepräsidentin der Motion Picture Association (MPA), die eine der treibenden Kräfte hinter ACE ist. ACE lobte zudem die Esslinger Polizei für ihre Ermittlungen. Die Anti-Piraterie-Koalition geht regelmäßig gegen illegale Streaming-Portale vor.
(vbr)