"Leben nach dem Tod": Exoplanet dürfte auf seiner Bahn nicht mehr existieren

Ein seit Jahren bekannter Exoplanet dürfte auf seiner Bahn nicht existieren, sein Stern sollte ihn verschlungen haben. Für den Fund gibt es mehrere Hypothesen.

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Planet nah an hellem Stern

Künstlerische Darstellung von Halla

(Bild: W. M. Keck Observatory/Adam Makarenko)

Lesezeit: 3 Min.

Astronomen haben einen Exoplaneten entdeckt, der eigentlich nicht mehr existieren dürfte, weil sein Stern ihn komplett verschluckt haben sollte. 8 Ursae Minoris b umkreist demnach in nur 0,5 Astronomischen Einheiten (AE) seinen 530 Lichtjahre von uns entfernten roten Riesenstern. Angesichts des Stadiums, in dem der sich befindet, muss der sich in seiner Geschichte aber bereits einmal auf einen Radius von 0,7 AE aufgebläht haben, der Planet dürfte also an dieser Position nicht existieren. Eine Erklärung, warum sich der Planet mit dem Namen Halla trotzdem dort befindet, haben sie nicht. Es gibt aber mehrere Hypothesen. Ihre Namen haben er und sein Stern Baekdu nach einem Vorschlag aus Südkorea erhalten.

Wie die Forschungsgruppe erläutert, wurde Halla (8 UMi b) 2015 entdeckt. Das ist mit der sogenannten Radialgeschwindigkeitsmethode gelungen, bei der der periodische Blau- und Rotverschiebungen des Sternenlichts Exoplaneten verraten, die an ihrem Stern ziehen. Dank weiterer Analysen haben die Forscher dann herausgefunden, dass der Stern in seinem Kern Helium verbrennt. Das war demnach der Beweis dafür, dass er sich bereits einmal aufgebläht haben muss. Nachdem sie das herausgefunden haben, haben sie zwischen 2021 und 2022 weitere Messungen zur genauen Bahn des dortigen Planeten vorgenommen. So konnten sie bestätigen, dass der für einen Umlauf 93 Tage braucht und seit mindestens zehn Jahren stabil auf seiner Bahn unterwegs ist.

So habe man vor dem Rätsel gestanden, wie dieser Planet überhaupt überlebt haben kann, erklärt Daniel Huber von der Universität Hawaii. Es handle sich um einen sogenannten heißen oder warmen Jupiter, wozu es im Sonnensystem keine Entsprechung gibt. Vorstellbar sei nun, dass er erst nach dem Aufblähen seines Sterns an diese Position gewandert ist, angesichts der schnellen und extremen Veränderungen sei das aber äußerst unwahrscheinlich. Möglich sei aber auch, dass der Stern nie so groß geworden ist, sondern durch eine Verschmelzung mit einem ehemaligen Begleiter seinen heutigen Zustand erreicht hat. Vorstellbar sei schließlich auch noch, dass Halla überhaupt erst nach dem Aufblähen entstanden ist – aus einer bei dieser Kollision entstandenen Gas- und Staubwolke.

Eine Antwort hat das Team bislang nicht, vorgestellt wird die Arbeit jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature. Sollte man hier tatsächlich eine bislang unbekannte Entwicklungsstufe eines Doppelsternsystems sehen, mache das nur deutlich, dass wir immer noch nicht vollständig verstehen, wie dort Planeten entstehen, sagt Studienleiter Marc Hon. Gegenwärtig erscheine es damit zumindest schon einmal plausibel, dass mehr Exoplaneten um Sterne existieren, die in ihrer Entwicklung bereits sehr weit fortgeschritten sind. Bei Halla könnte es sich jedenfalls um einen Planeten der zweiten Generation um den Stern Baekdu handeln.

(mho)