Licht der allerersten Sterne oder Fehler? Zweifel an sensationeller Entdeckung

Vor vier Jahren hieß es, wir hätten die Spur des allerersten Sternenlichts im Universum gefunden. Ein Forschungsteam vermutet jetzt einen Instrumentenfehler.

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Künstlerische Darstellung eines der allerersten Sterne des Universums

(Bild: N.R.Fuller, National Science Foundation)

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Der angebliche Nachweis des Lichts der allerersten Sterne unseres Universums war ein gar keiner, stattdessen könnte ein Fehler in dem benutzten Instrument das Signal produziert haben. Das jedenfalls behauptet ein Forschungsteam um den Radioastronomen Ravi Subrahmanyan auf den Tag genau vier Jahre nach der Vorstellung des vermeintlichen Durchbruchs. Mit einem speziellen Versuchsaufbau haben sie nach dem Signal gesucht und es nicht gefunden, schreibt das Team im Fachmagazin Nature. Eine Expertin erkennt dort an, dass das Ergebnis eine wirkliche Herausforderung für die Entdecker und Entdeckerinnen des ursprünglichen Signals seien, aber komplett entkräftet sei deren mutmaßlicher Fund damit nicht.

Angeblich entdeckt hatte das ursprüngliche Signal ein Team um den Astronomen Judd Bowman von der Arizona State University. Mit dem in Australien installierten Experiment to Detect the Global Epoch of Reionization Signature (EDGES) hatten sie nach eigener Überzeugung Spuren des Lichts der allerersten Sterne gefunden. Die waren Theorien zufolge sehr massiv, kurzlebig und strahlten blaues Licht aus. Auf ihrem langen Weg zu uns sind die Signale ins Spektrum der Radiowellen verschoben, irgendwo zwischen 65 MHz und 95 MHz sollte es demnach einen kleinen Abfall hinterlassen. Dabei handelt es sich aber um einige der meistgenutzten Frequenzen auf der Erde, auf denen auch noch viel natürliche astronomische Quellen senden. Bowmans Team war trotzdem sicher, das Signal bei 78 Megahertz gefunden zu haben – und dann auch noch deutlich stärker als angenommen.

Genau diese überraschende Stärke des Signals habe theoretische Physiker und Physikerinnen danach vor Probleme gestellt, schreibt Nature jetzt. Die hätten verschiedene exotische Mechanismen vorgeschlagen, um den Fund zu erklären. Subrahmanyan und sein Team haben sich dagegen dem Versuch gewidmet, das Signal mit eigenem Equipment nachzuweisen. Auf verschiedenen Seen in Indien installierten sie demnach ihre Antenne SARAS (Shaped Antenna Measurement of the Background Radio Spectrum), um einen gleichförmigen Untergrund zu haben. Auf einem Reservoir des südwestindischen Flusses Sharavati hätten sie dann die perfekten Bedingungen gefunden, aber kein Signal. Das sei nicht astrophysikalischen Ursprungs gewesen, gibt sich Subrahmanyan sicher und spekuliert über einen Instrumentenfehler.

Kollegen und Kolleginnen erkennen gegenüber Nature die Bedeutung des Experiments und die Konstruktion der Antenne an. Komplett anschließen wollen sie sich den Schlussfolgerungen aber offenbar noch nicht. Auch Bowman, der ursprüngliche Entdecker, erkennt lediglich an, dass die Ergebnisse eine Herausforderung seien. Einen abschließenden Beweis dafür, dass die ursprüngliche Entdeckung gar keine war, sieht er in ihnen aber noch nicht. Die sind wohl erst von anderen Experimenten und Messungen zu erwarten, die gegenwärtig noch durchgeführt werden. Die ganze Studie von Subrahmanyan und seinem Team wurde in Nature veröffentlicht.

(mho)