Lindows-Chef zankt sich mit Bill Gates

Eine spezielle Homepage will kalifornische Microsoft-Kunden mit vergünstigter Software dazu animieren, Entschädigungsansprüche gegen den Redmonder Konzern zu erheben. Daran stört sich Microsoft.

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Michael Robertson ist anscheinend nichts zu dumm, um von sich reden zu machen und dem großen Rivalen Microsoft auf die Füße zu treten. Jetzt antwortet der Chef von Lindows.com in einem öffentlichen Brief an den Microsoft-Gründer und Chief Software Architect Bill Gates auf das Verlangen der Microsoft-Anwälte, die Homepage MSfreePC.com vom Netz zu nehmen. Die Seite will kalifornische Microsoft-Kunden animieren, Entschädigungsansprüche gegen die Redmonder geltend zu machen. Robertson zeigt sich enttäuscht, dass Gates die Auflagen der Einigung im Kartellverfahren gegen Microsoft nicht würdige und will MSfreePC.com weiter betreiben.

Hintergrund ist die Einigung in einer kalifornischen Kartell-Sammelklage. Microsoft hat zugesagt, den Beteiligten 1,1 Milliarden US-Dollar in Form von Gutscheinen zu zahlen. Auf MSfreePC.com bietet Lindows.com jedem, der seinen Anspruch dort anmeldet, ermäßigte Lindows-Software an. Den ersten 10.000, die Waren im Wert von über 100 US-Dollar kaufen, verspricht Lindows.com einen kostenlosen PC auf Basis des WebStation PC. In Frage kommen alle Microsoft-Kunden, die zwischen Februar 1995 und Dezember 2001 unter anderem Windows, MS-DOS, Office und Works von Microsoft erworben haben, heißt es auf MSfreePC.com.

Die Microsoft-Anwälte weisen Lindows.com darauf hin, dass die gesammelten Ansprüche nicht rechtswirksam seien, da "digitale Signaturen" nicht berücksichtigt werden. Auch könnten die Beteiligten nur persönlich ihre aus der Einigung im Kartellverfahren abgeleiteten Ansprüche anmelden. Zudem verleite Lindows.com durch irreführende Interpretation der Einigung im Kartellverfahren Personen zu fälschlich erhobenen Ansprüchen.

Robertson versucht nun in seinem Brief, Gates darauf hinzuweisen, "digitale Signaturen" würden MSN, Expedia oder .Net zu Profiten verhelfen. Zudem binde Microsoft die Nutzer durch digitale Signaturen an seine Lizenzvereinbarungen. Beschämend sei es, dass eine derart vermögende Firma für seine Zwecke ein Engagement für Schulen vorschiebe. Microsoft profitiere von jedem nicht erhobenen Entschädigungsanspruch, denn nur ein Drittel der nicht ausgegebenen Gutscheine werde für Schul-Software investiert, während Microsoft einen großen Teil behalten könne. Dadurch würden die Redmonder effektiv erheblich weniger als die 1,1 Milliarden US-Dollar Entschädigung zahlen, meint Robertson. (anw)