LinkedIn ändert nach Empörung in Brasilien seine Richtlinien für Stellenanzeigen

Das Netzwerk war von den Behörden ermahnt worden, weil es Stellenanzeigen entfernt hat, die ausschließlich für schwarze und indigene Fachkräfte bestimmt waren.

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LinkedIn

(Bild: PK Studio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Knobloch
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LinkedIn hat seine globalen Richtlinien für Stellenausschreibungen geändert, nachdem das Unternehmen in Brasilien wegen der Löschung von Stellenanzeigen, die sich an Schwarze richteten, heftig kritisiert wurde.

Die bereits einige Tage zurückliegende Bekanntgabe der Änderung der Richtlinien folgt auf die Löschung einer Stellenausschreibung des Centro de Análise da Liberdade e do Autoritarismo, kurz LAUT (deutsch: Zentrums für die Analyse von Freiheit und Autoritarismus). In der Jobanzeige hatte die brasilianische Organisation erklärt, dass schwarze und indigene Kandidaten im Auswahlverfahren bevorzugt würden.

Nachdem die Stellenausschreibung entfernt wurde – mit der Begründung, dass die LinkedIn-Richtlinie die Diskriminierung bei Stellenausschreibungen aufgrund von Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Behinderung, ethnischer Zugehörigkeit, Rasse und sexueller Orientierung verbietet –, erhielt die Plattform eine Flut von Kritiken von ihren brasilianischen Nutzern und musste den Behörden Erklärungen liefern.

"Wir haben unsere globale Stellenausschreibungspolitik aktualisiert, um die Veröffentlichung von Anzeigen zu erlauben, die eine Präferenz für Fachkräfte aus historisch benachteiligten Gruppen bei der Einstellung in Ländern ausdrücken, in denen diese Praxis als legal angesehen wird", sagte das Unternehmen in einer Presseerklärung. "In Brasilien sind nun affirmative Stellenausschreibungen erlaubt, einschließlich [Stellenausschreibungen] für Schwarze und indigene Menschen. Wir sind dankbar für das Feedback, das wir von unserer Gemeinschaft in Brasilien erhalten haben", so das Unternehmen weiter.

Neben dem Druck der Zivilgesellschaft äußerten sich auch Unternehmen wie der brasilianische Kosmetikkonzern Natura & Co. öffentlich empört über die Politik der Online-Plattform. Dem Kosmetikriesen schlossen sich später Dutzende großer brasilianischer und internationaler Unternehmen an, die sich öffentlich gegen die Praktiken des zu Microsoft gehörenden Unternehmens aussprachen. Auch die US-Tageszeitung New York Times berichtete über den Fall.

Die Praxis von LinkedIn, bestätigte Stellenangebote zu entfernen, veranlasste auch die brasilianischen Behörden, in dieser Angelegenheit tätig zu werden. Das Unternehmen wurde von der Staatsanwaltschaft mit der Begründung angezeigt, dass die Entscheidung der Plattform im Widerspruch zu den Bemühungen steht, die in der Verfassung verankerte Einbeziehung von historisch unterrepräsentierten Gruppen durch positive Maßnahmen zu unterstützen.

Die brasilianische Staatsanwaltschaft setzte LinkedIn am 25. März eine Frist von 10 Arbeitstagen, um die Regeln für die Streichung der Stelle von LAUT zu erklären. LinkedIn wurde auch von der Verbraucherschutzbehörde Procon-SP benachrichtigt, die das berufliche Netzwerk aufforderte, den Prozess der Stellenausschreibung zu erläutern.

Im Gespräch mit der brasilianischen Tageszeitung O Estado de S. Paulo sagte der brasilianische Ländermanager von LinkedIn, Milton Beck, dass die Änderung der globalen Richtlinien des Unternehmens "ein evolutionärer Prozess" sei und dass es sich nicht um einen einfachen Schritt handele. "Wir erkennen an, dass [die Änderung der Richtlinien] ein wichtiger Schritt ist, um benachteiligten Gruppen eine stärkere Einbeziehung in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen, aber es ist ein Prozess, der ein höheres Maß an Komplexität mit sich bringt", so Beck.

Zu der Tatsache, dass einige positive Stellenausschreibungen auf der Plattform verfügbar blieben, während andere gelöscht wurden, sagte Beck gegenüber der Zeitung, dass das System des Unternehmens auf Algorithmen und künstlicher Intelligenz sowie auf menschlichen Kontrollen basiere, was die Unstimmigkeiten erkläre.

Anders als im vorliegenden Fall von LinkedIn geraten Tech-Unternehmen in der Regel wegen der Diskriminierung bei Jobausschreibungen in die Kritik. Im Oktober vergangenen Jahres zahlte Facebook eine Millionenstrafe wegen der Diskriminierung von US-Arbeitern. Das Soziale Netzwerk hatte für bestimmte lukrative Jobs bevorzugt Ausländerinnen und Ausländer gesucht. Eine Untersuchung vom Mai zeigte zudem, dass die Zielgruppen-Algorithmen von Facebook Frauen nicht alle Stellenanzeigen anzeigen. Für weniger Bias bei der Jobsuche ordnen die weltweit größten Jobseiten die Stellenangebote Bewerbern mit KI-Hilfe zu. Aber die Algorithmen sind nicht immer fair. Gesichtserkennung, Kontaktverfolgung und soziale Medien können Minderheiten benachteiligen.

(akn)