Linux-API für die HD-Video-Fähigkeiten von GeForce-GPUs

Nvidia hat die Beta-Version eines generischen API veröffentlicht, über das Unix-artige Systeme das Dekodieren von HD-Filmen und einige andere Aufgaben bei der HD-Video-Wiedergabe auf die Grafikhardware auslagern können.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Nachdem praktisch alle neueren Grafikkarten und Mainboardchipsätze mit integrierter Grafik mittlerweile Funktionen zum Dekodieren der bei Blu-ray Discs gängigen Video-Codecs bieten, will Nvidia diese nun auch unter Linux nutzbar machen. Dazu haben Nvidia-Entwickler auf der X.org-Entwicklermailingliste erste Informationen zum eigens entwickelten Video Decode and Presentation API for Unix (VDPAU) veröffentlicht und parallel eine ausführliche Dokumentation der Programmierschnittstelle im Internet bereitgestellt.

Mit Hilfe des API sollen sich mit MPEG-1, MPEG-2, H.264 und VC-1 kodierte Filme auf den meisten der neueren GPUs und mGPUs (Motherboard GPUs) dekodieren lassen, die eine der verschiedenen Pure-Video-HD-Einheiten mitbringen; zudem soll die GeForce-Hardware auch Post-Processing wie Deinterlacing, IVTC (Inverse Telecine) oder Noise Reduction übernehmen können. Mit Beta-Versionen der proprietären Nvidia-Grafiktreiber soll sich das Ganze in Kombination mit von den VDPAU-Entwicklern bereitgestellten Patches für libavcodec, libavutil, ffmpeg und mplayer bereits testen lassen; die Patches will Nvidia an die Entwickler der genannten (und eng miteinander verzahnten) Open-Source-Software zur Integration übermitteln.

Die Nvidia-Entwickler weisen allerdings darauf hin, dass sich VDPAU nicht um "content protection" kümmert. Ein nicht ganz unwesentliches Detail für die Wiedergabe von Blu-ray Discs unter Linux, ist doch schon das Abspielen von geschützten DVDs für Linux-Anwender nicht selten ein legal schwierig zu lösendes Problem, weil man über den Einzelhandel zumeist nur schwer an einen der raren DVD-Player für Linux herankommt. Deren Hersteller haben zudem oft Schwierigkeiten, mit der Weiterentwicklung von Kernel, X.org und Hardware Schritt zu halten, was ein legales DVD-Abspielen mit Linux erheblich weiter verkompliziert.

Nvidia lädt auch andere Hardware-Hersteller ein, sich an der Entwicklung von VDPAU zu beteiligen; das Design von VDPAU sei so ausgelegt, dass sich Backends für unterschiedliche Hardware zur Laufzeit einklinken lassen. Letztendlich ist Nvidia aber eigentlich der letzte der drei den Markt dominierenden GPU-Hersteller, der sich mit HD-Wiedergabe unter Linux beschäftigt. AMDs neuste Versionen der proprietären Treiber sollen bereits seit Wochen einige Funktionen zur HD-Video-Wiedergabe bieten – Patches für Open-Source-Anwendungen hat das Unternehmen allerdings nicht bereitgestellt. Intel hingegen hat noch nichts fertig, arbeitet aber bereits seit mehreren Monaten daran, die HD-Funktionen neuerer Intel-Chipsätze auch unter Linux nutzbar zu machen; dabei arbeitet das Unternehmen eng mit der Open-Source-Gemeinde rund um X.org zusammen, um einen Nachfolger für das mittlerweile veraltete und für HD-Video unzureichende XvMC-Interface zu etablieren. (thl)