zurück zum Artikel

Linux-API für die HD-Video-Fähigkeiten von GeForce-GPUs

Thorsten Leemhuis

Nvidia hat die Beta-Version eines generischen API veröffentlicht, über das Unix-artige Systeme das Dekodieren von HD-Filmen und einige andere Aufgaben bei der HD-Video-Wiedergabe auf die Grafikhardware auslagern können.

Nachdem praktisch alle neueren Grafikkarten und Mainboardchipsätze mit integrierter Grafik mittlerweile Funktionen zum Dekodieren der bei Blu-ray Discs gängigen Video-Codecs bieten, will Nvidia diese nun auch unter Linux nutzbar machen. Dazu haben Nvidia-Entwickler auf der X.org-Entwicklermailingliste erste Informationen zum eigens entwickelten Video Decode and Presentation API for Unix (VDPAU) veröffentlicht [1] und parallel eine ausführliche Dokumentation der Programmierschnittstelle im Internet bereitgestellt [2].

Mit Hilfe des API sollen sich mit MPEG-1, MPEG-2, H.264 und VC-1 kodierte Filme auf den meisten der neueren GPUs und mGPUs (Motherboard GPUs) dekodieren lassen, die eine der verschiedenen Pure-Video-HD-Einheiten [3] mitbringen; zudem soll die GeForce-Hardware auch Post-Processing wie Deinterlacing, IVTC (Inverse Telecine) oder Noise Reduction übernehmen können. Mit Beta-Versionen der proprietären Nvidia-Grafiktreiber soll sich das Ganze in Kombination mit von den VDPAU-Entwicklern bereitgestellten Patches für libavcodec, libavutil, ffmpeg und mplayer bereits testen lassen; die Patches will Nvidia an die Entwickler der genannten (und eng miteinander verzahnten) Open-Source-Software zur Integration übermitteln.

Die Nvidia-Entwickler weisen allerdings darauf hin, dass sich VDPAU nicht um "content protection" kümmert. Ein nicht ganz unwesentliches Detail für die Wiedergabe von Blu-ray Discs unter Linux, ist doch schon das Abspielen von geschützten DVDs für Linux-Anwender nicht selten ein legal schwierig zu lösendes Problem, weil man über den Einzelhandel zumeist nur schwer an einen der raren DVD-Player für Linux herankommt. Deren Hersteller haben zudem oft Schwierigkeiten, mit der Weiterentwicklung von Kernel, X.org und Hardware Schritt zu halten, was ein legales DVD-Abspielen mit Linux erheblich weiter verkompliziert.

Nvidia lädt auch andere Hardware-Hersteller ein, sich an der Entwicklung von VDPAU zu beteiligen; das Design von VDPAU sei so ausgelegt, dass sich Backends für unterschiedliche Hardware zur Laufzeit einklinken lassen. Letztendlich ist Nvidia aber eigentlich der letzte der drei den Markt dominierenden GPU-Hersteller, der sich mit HD-Wiedergabe unter Linux beschäftigt. AMDs neuste Versionen der proprietären Treiber sollen bereits seit Wochen einige Funktionen zur HD-Video-Wiedergabe bieten – Patches für Open-Source-Anwendungen hat das Unternehmen allerdings nicht bereitgestellt. Intel hingegen hat noch nichts fertig, arbeitet aber bereits seit mehreren Monaten daran, die HD-Funktionen neuerer Intel-Chipsätze auch unter Linux nutzbar zu machen; dabei arbeitet das Unternehmen eng mit der Open-Source-Gemeinde rund um X.org zusammen, um einen Nachfolger für das mittlerweile veraltete und für HD-Video unzureichende XvMC-Interface [4] zu etablieren. (thl [5])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-216965

Links in diesem Artikel:
[1] http://lists.freedesktop.org/archives/xorg/2008-November/040279.html
[2] ftp://download.nvidia.com/XFree86/vdpau/doxygen/html/index.html
[3] http://www.nvidia.com/page/purevideo_hd.html
[4] http://en.wikipedia.org/wiki/X-Video_Motion_Compensation
[5] mailto:thl@ct.de