Linux-Dienstleister ID-Pro insolvent

Die ID-Pro AG hat einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt und hofft auf eine Kapitalspritze aus den USA.

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Von
  • Oliver Diedrich

Die ID-Pro AG hat beim Amtsgericht Bonn einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Grund sei ein akuter Liquiditäts-Engpass, da eine für den Spätsommer geplante Kapitalerhöhung nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte, teilte der deutsche Linux-Dienstleister mit. Das Unternehmen sei aber noch nicht konkurs. Man stehe bereits in Verhandlungen mit einem US-Investor und sei zuversichtlich, die nötige Kapitalerhöhung bis zum Ende des Jahres realisieren zu können. Der Insolvenzantrag sei vorsorglich gestellt worden, um den Geschäftsbetrieb trotz finanziellen Engpasses während der Verhandlungen aufrecht halten zu können.

Das Geschäft selbst laufe gut, sagte der Vorstandsvorsitzende Daniel Riek. Das Interesse an Linux-Dienstleistungen sei riesig. Die ID-Pro AG gehört mit rund 100 Beschäftigten zu den größten Distributions-unabhängigen Linux-Dienstleistern in Deutschland. Das Unternehmen ist vor allem im Bereich Consulting tätig, bietet jedoch auch Linux-Produkte wie einen hochverfügbaren Fileserver und einen Intranet-/Internet-Server an. Die Geschäftstätigkeit konzentriert sich auf Open-Source-Software; das Unternehmen möchte seinen Kunden "die Vorteile dieses revolutionären Ansatzes" zugänglich machen.

Der an der ID-Pro beteiligte Venture-Capital-Geber pre-IPO sieht die Lage des Unternehmens weniger optimistisch: Vorsichtshalber habe man das Unternehmen bereits im letzten Geschäftsbericht Ende September dieses Jahres abgeschrieben. Dennoch schätzt man den Linux-Markt weiterhin als sehr interessant ein: Das Darmstädter Linux-Unternehmen Frontsite, an dem pre-IPO ebenfalls beteiligt ist, entwickle sich sehr gut, so eine Sprecherin. Dass die Kapitalerhöhung der ID-Pro im Spätsommer gescheitert sei, führt man darauf zurück, dass "weitere Kapitalgeber ... von den Erfolgaussichten des Geschäftsmodell der ID-Pro nicht überzeugt werden" konnten. Zu konkreten Mängeln im Geschäftsmodell des Linux-Dienstleisters wollte man sich jedoch nicht äußern.

Hingegen hält Hans-Joachim Kirchhoff, über eine private Investorengruppe an verschiedenen "jungen" Unternehmen wie ID-Pro beteiligt, das Geschäftsmodell der ID-Pro für durchaus erfolgversprechend. Das Unternehmen habe sich hervorragend am Markt platziert und stehe in Verhandlungen mit mehreren großen Unternehmen der deutschen Industrie, wobei es auch um großvolumige Aufträge gehe. Hauptproblem sei, dass sich der Linux-Dienstleister bei der bisherigen Finanzierung an die falschen Partner gebunden habe. Kirchhoff sieht das Unternehmen noch keineswegs am Ende und räumt den aktuellen Kapitalverhandlungen gute Chancen auf Erfolg ein. (odi)