Linux Foundation Europe gründet offiziell Open Wallet Foundation

Die europäische Linux Foundation will gemeinsam mit Industrie und Non-Profit-Organisationen die Engine für interoperable, multifunktionale Wallets entwickeln.

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(Bild: Arnont.tp/Shutterstock.com)

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Von
  • Markus Montz

Die Linux Foundation hat die bereits länger angekündigte Gründung einer Open Wallet Foundation (OWF) für den europäischen Markt offiziell bekannt gegeben. Ziel des Gemeinschaftsprojekts mit einer Reihe von Unternehmen und Non-Profit-Organisationen sei es, eine Open-Source-Engine für Wallet-Anwendungen zu entwickeln. Auf Basis der Engine sollen Menschen in der Zukunft Zahlungen abwickeln können, aber auch ihre Identität nachweisen sowie Referenzen wie Beschäftigungsnachweise, Zeugnisse, Kreditwürdigkeit oder Berechtigungsnachweise wie etwa elektronische Schlüssel oder Krankenkassenkarten hinterlegen.

Die Open Wallet Foundation will demnach selbst kein Wallet entwickeln; es sei auch nicht geplant, neue technische Standards zu erarbeiten. Stattdessen sollen dritte Organisationen und Unternehmen auf Basis der Engine eigene Wallets programmieren und anbieten – ob als Open-Source- oder proprietäre Software, bleibt den Beteiligten selbst überlassen. Die Engine solle aber dieselben Möglichkeiten eröffnen wie bereits am Markt befindliche Wallets, so die OWF. Zudem soll sie interoperabel mit wichtigen supranationalen Projekten wie dem Digital Identity Wallet der EU sein.

Für das Gemeinschaftsprojekt hat die OWF bereits eine Reihe namhafter Unternehmen und Institutionen gewonnen. Je nach finanziellem Beitrag sind diese in unterschiedliche Mitgliedsklassen mit unterschiedlichen Entscheidungskompetenzen innerhalb des Projektes eingruppiert. Als Premiumpartner nennt die OWF das irisch-amerikanische Unternehmensberatungs- und Technologieunternehmen Accenture, die amerikanische IT-Sicherheitsfirma Gen sowie die ebenfalls dort angesiedelte Huawei-Tochter Futurewei und den Zahlungsdienstleistungskonzern Visa.

Unter den „Normalmitgliedern“, deren Beitrag nach Unternehmensgröße gestaffelt ist, finden sich auch Firmen aus dem deutschsprachigen Raum. Dazu zählen die Deutsche Telekom respektive T-Systems, der Schweizer Telekommunikationskonzern Swisscom, die hessische IT-Sicherheitsfirma Esatus sowie das Schweizer ID-Startup IAMX; zu den internationalen Mitgliedern gehört in dieser Kategorie unter anderem der Zahlungsdienstleister American Express sowie eine Reihe kleinerer Unternehmen aus der ID- und Sicherheitsbranche. Hinzu kommen etwa 20 Organisationen aus dem Nonprofit-, Forschungs- und Staatssektor (associate sponsors"), darunter beispielsweise die Johannes-Kepler-Universität Linz oder die OpenID Foundation.

Wallets seien eine kritische Infrastruktur für Zahlungen, Identitätsnachweise und sicheren Zugang, ließ OWF-Gründer Daniel Goldscheider verlauten. Eine gemeinsam von gewinnorientierten Unternehmen sowie Non-Profit-Organisation entwickelte Open Source als Grundlage könne als Vorbild für Infrastrukturen in digitalen Gesellschaften dienen und nutze jedem Menschen. "Mit Open Source im Wallet-Kern, vergleichbar mit den Engines von Webbrowsern, kann jeder ein digitales Wallet entwickeln, das auch mit anderen funktioniert und Nutzern die Freiheit bietet, ihre Identität und prüffähige Nachweise zu verwalten und zu teilen, wann, wo und mit wem sie möchten", so Goldscheider.

Linux Foundation-Geschäftsführerin Gabriele Columbro hob zudem das europäische Umfeld hervor; die EU habe eine Führungsrolle im Bereich von Daten- und Verbraucherschutz inne. Die OWF könne zu einem stetigen und transparenten Rückkanal zwischen Regulierung und regulierter Technologie werden.

In einem begleitenden Bericht heißt es unter anderem, dass 2021 zwar 15,9 Billionen Dollar mit digitalen Wallets transferiert worden seien. Gleichzeitig kranke der Markt aber an einer Vielzahl nicht interoperabler Lösungen, Beschränkungen auf einzelne Anbieter und deren Geschäftsmodell, mangelnder Sicherheit sowie beschränkten Fähigkeiten. Dies wolle man ändern.

Die Linux Foundation hatte sich im Sommer 2022 in Europa konstituiert und dabei als eines ihrer ersten Projekte die Gründung einer Open Wallet Foundation angekündigt. Bereits im November 2022 hatte sie mit „Project Sylva“ eine vergleichbare Gemeinschafts-Engine für Telekommunikationsclouds angekündigt; im Januar zudem die Open Metaverse Foundation. (mon)