LinuxWorld 2003: Vielfalt und Offenheit

Die Veranstalter der LinuxWirld Conference & Expo in Frankfurt zeigen sich mit dem Start der Messe sehr zufrieden.

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Von
  • Oliver Diedrich

Die Veranstalter zeigen sich zufrieden: Die Liste der Aussteller -- darunter mit Dell, Fujitsu-Siemens, HP, IBM, SAP und Sun viele große Namen der IT-Branche -- um 50 Prozent gewachsen, das Besucherinteresse am gestrigen Eröffnungstag größer als erwartet, gute Stimmung bei den Ausstellern. Es sieht so aus, als würde die diesjährige LinuxWorld Conference & Expo (LWE), die vom 27. bis 29. Oktober auf dem Messegelände Frankfurt stattfindet, ein Erfolg. Das rege Interesse an der LWE spiegelt das Wachstum von Linux und Open Source insgesamt wider, wie es Luis Leamus, Vizepräsident der META Group, in seiner Keynote konstatierte. Eine der treibenden Kräfte für die Linux-Adoption in Europa seien dabei die Behörden.

Bundesinnenminister Otto Schily wies in seinem Grußwort dann auch ausdrücklich darauf hin, dass immer mehr Behörden ihre EDV ganz oder teilweise auf Open Source umstellen. Eine vielfältige Softwarelandschaft ohne Abhängigkeit von einzelnen Herstellern, offene Standards, Interoperabilität und nicht zuletzt die Möglichkeit, die Software eigenen Bedürfnissen anpassen und diese Änderungen weitergeben zu können: Das mache Open Source im Behördenumfeld und bei der Schaffung einer Infrastruktur für E-Government so attraktiv, betonte Staatssekretär Göttrik Wewer vom Innenministerium (BMI) bei der Eröffnung der Messe. Die Behörden seien sich dabei ihrer Vorreiterrolle durchaus bewusst. Vielfalt heißt für das BMI freilich nicht, proprietäre Software aus den Ämtern zu verbannen: Auch mit Microsoft hat das Innenministerium einen Rahmenvertrag zur Softwarelieferung abgeschlossen. Das Interesse an Open Source sei dennoch sehr groß: Der im Sommer vorgestellte Migrationsleitfaden sei mittlerweile über 30.000-mal herunterlgeladen worden.

Welchen Status Linux in der IT-Welt mittlerweile hat, will HP demonstrieren. Hier läuft der Itanium-Server mit Linux nicht mehr als Demonstrationsobjekt, sondern mit SAP R/3 und der verteilten Datenbank Oracle 9i Real Application Clusters. Serverkonsolidierung mittels VMware auf x86-Hardware ist hier ebenso Thema wie ein mit dem Datenschutz-Gütesiegel zertifizierter Krypto-Fileserver. Der garantiert, dass ein Unberechtigter selbst bei physischem Zugriff auf die Serverplatten keinen Einblick in die gespeicherten Daten nehmen kann, berechtigte Benutzer jedoch mit differenzierten Rechten und von verschiedenen Clients aus auf die Dateien zugreifen können.

Ebenfalls ein deutliches Zeichen: Das Software Solutions Village musste kurzfristig ausgebaut werden. Hier führen Softwarehersteller und Systemhäuser Unternehmensanwendungen vor. Zu sehen gibt es ERP-Software, technische Anwendungen (CAD, CAM, CAE) und Branchenlösungen für Banken, Handel, Chemie, Automobilindustrie oder Gesundheitswesen. Ein eigener .org-Pavillon ist den Open-Source-Projekten gewidmet. Hier findet man unter anderem das Debian-Projekt, eGroupware, KDE, OpenOffice, Samba und natürlich einen Stand der Free Software Foundation (FSF). Das Linux Professional Institute (LPI) bietet eine Linux-Zertifizierung für den ermäßigten Betrag von 30 Euro pro Prüfung.

SuSE zeigt an einem der größten Stände der Messe unter anderem sein SuSE Linux 9.0 sowie den OpenExchange-Server 4.1. Wichtigste Neuerung in der Groupware: Outlook-Anwender können jetzt direkt auf den Datenbestand des Exchange-Konkurrenten zugreifen, die bislang nötige regelmäßige Synchronisierung entfällt. Ebenfalls neu ist ein Modul zur Projektverwaltung. Novell führt am SuSE-Stand seine Nterprise Services für Linux vor. Dabei handelt es sich um eine Portierung der Datei-, Druck-, Mail- und Verzeichnisdienste aus Netware, die auf den Server-Versionen von SuSE und Red Hat laufen.

Bei Red Hat geht es natürlich im erster Linie um das vor einer Woche vorgestellte Red Hat Enterprise Linux 3. MySQL, ebenfalls mit eigenem Stand vertreten, zeigt nicht nur die neue Version 4.1 der eigenen Datenbank. Thema ist auch die SAP DB, die -- von MySQL übernommen -- zur nächsten Release in MaxDB umbenannt werden und letztlich mit MySQL zu einem Produkt verschmelzen soll. Auch die klassischen Unix-Firmen präsentieren sich ganz Linux-freundlich: Sun zeigt StarOffice, den Java Desktop und die x86-Linux-Server, bei SGI geht es vor allem um Maschinen mit vielen Prozessoren -- das Unternehmen will schon jetzt bis zu 256 CPUs in einem Linux-Server bei akzeptabler Skalierung betreiben können. Aber das ist vielleicht schon bald gar nichts so Besonderes mehr: 16 Prozessoren, so die allgemeine Ansicht, dürften mit dem anstehenden Kernel 2.6 kein Problem mehr sein; SuSE arbeitet bereits an 64 CPUs. (odi)