Lohnrückstände und Chaos: Apple-Auftragsfertiger Wistron bekommt Bewährung
Der Auftragsfertiger muss Missstände in einer indischen iPhone-Fabrik ausräumen. Arbeiter hatten dort gewaltsam für ausstehenden Lohn demonstriert.
Apple will vorerst keine neuen Aufträge mehr an den Fertiger Wistron erteilen, da es in dessen iPhone-Werk in Südindien zu Zerstörungen durch Mitarbeiter kam. Ersten Ergebnissen von Apples Überprüfung des Vorfalls zufolge wurden Arbeitsstunden in der Fabrik nicht richtig erfasst, was bei "manchen Arbeitern" zu Verzögerungen bei Lohnzahlungen in Oktober und November geführt habe, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Wistron müsse die Verstöße gegen Apples Verhaltensregeln für Zulieferer nun ausräumen.
Missstände rund um Lohnzahlungen
In dem iPhone-Werk in der Nähe von Bengaluru war es Mitte Dezember zu gewaltsamen Protesten gekommen: Rund 2000 Arbeiter zerstörten laut Berichten Inventar und Montageanlagen, nachdem sie immer geringere Löhne erhalten hatten. Über 100 Arbeiter wurden im Anschluss festgenommen. Wistron sprach anfangs von Schäden in Höhe von 60 Millionen US-Dollar und verwies auf "unbekannte Individuen von außerhalb mit unklaren Intentionen" als Auslöser – später wurde die Schadenssumme auf rund 7 Millionen US-Dollar korrigiert. Wistron räumte am Wochenende gegenüber Reuters ein, dass Arbeiter nicht pünktlich bezahlt wurden. Man habe Fehler bei der schnellen Expansion des noch jungen Werkes gemacht und werde deswegen auch den Top-Manager des Indien-Geschäftes feuern.
Laut einer Untersuchung lokaler Behörden hat sich die Zahl der Arbeiter in dem erst seit September einsatzbereiten Wistron-Werk innerhalb kurzer Zeit von 5000 auf über 10.000 mehr als verdoppelt, bei einem Großteil davon soll es sich um Zeitarbeiter handeln. In dem Werk werde unter anderem das iPhone SE gefertigt. Die Personalabteilung vor Ort habe sich mit Arbeitsrecht nicht richtig ausgekannt, heißt es in dem Bericht. Es gibt Vorwürfe über weitere Verstöße – neben Lohnrückständen sei es auch zu Unterbezahlung gekommen – und insgesamt schlechte Arbeitsbedingungen. Man werde das Werk weiter prüfen und wolle sicherstellen, dass alle Arbeiter "vollständig bezahlt" werden, betonte Apple.
Unabhängiger von China werden
Der Vorfall könnte Apples Pläne für einen schnellen Ausbau der iPhone-Fertigung in Indien verzögern. Um den riesigen indischen Smartphone-Markt zu erschließen und die Abhängigkeit von China zur iPhone-Endfertigung zu verringern, baut Apple seit mehreren Jahren Produktionskapazitäten in Indien auf und setzte dazu hauptsächlich auf Wistron. Auch Apples Auftragsfertiger Foxconn und Pegatron wollen die Fertigung in Indien in Kürze aufnehmen, so die Nachrichtenagentur.
(lbe)