LoveFrom: Ex-Chefdesigner Jony Ive über sein Leben nach Apple

Jony Ive ist bei Apple ausgestiegen, um mit einer eigenen Firma weiterzumachen. In einem Gespräch gibt er einige Einblicke in sein heutiges Tun.

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Ein Foto aus seiner Zeit bei Apple: Jony Ive (links) im Gespräch mit Apple-CEO Tim Cook

(Bild: Apple)

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Er gehörte zu den am meisten verschlossen wirkenden Führungskräften. Doch jetzt gewährt Apples früherer Chefdesigner Jony Ive in einem Gespräch mit dem Wall Street Journal Einblicke in sein Leben nach Apple. Ive hat zusammen mit seinem Geschäftspartner und langjährigen Freund Marc Newson in San Francisco die Designfirma Lovefrom ins Leben gerufen. Seit seinem Ausstieg bei Apple war es zunächst ruhig um ihn geworden.

Einen ersten größeren öffentlichen Auftritt nach seiner Zeit bei Apple hatte Ive im September, als er im Andenken an Apple-Mitbegründer Steve Jobs zusammen mit dessen Witwe, Laurene Powell Jobs, und dem amtierenden Apple-CEO Tim Cook gemeinsam auf einer Konferenz auftrat.

In dem jetzigen Gespräch, das in Ives neuer Firma in den Pacific Heights von San Francisco geführt wurde, geht es vor allem um seine Arbeitsweise und seine Ansichten. Ive verabscheue Disruption, sagt er, obwohl diese in der Technikwelt doch gerade als erstrebenswert gilt. "Ich bin nicht daran interessiert, Dinge kaputt zu machen", plädiert der 55-Jährige hingegen dafür, gute Designs zu pflegen. Einst von Fans der Marke gefeiert, war einigen Käufern der Hang Ives zum Minimalismus auch ein Dorn im Auge. Sie beklagten etwa den Wegfall von Anschlüssen an den Geräten oder dass diese vor allem darauf getrimmt wurden, immer dünner zu werden.

Ive, der mit Jobs eng befreundet war, hat die Optik von Apples Produkten maßgeblich geprägt. Sein Wirken reichte von den Produkten wie iPhone, iPad und AirPods bis hin zu den Apple-Einkaufstauschen und den Eichenholz-Tischen in den Apple Stores.

Auch die neuen Büroräume seiner Firma tragen die Design-Handschrift des gebürtigen Briten. Sie muteten mit ihrer Schlichtheit und Offenheit wie eine verkleinerte Version des Apple Park an, heißt es in dem Artikel. Inzwischen habe das Designbüro mehr als 30 Mitarbeiter, darunter viele alte Weggefährten aus Apple-Zeiten. LoveFrom arbeite für bekannte Unternehmen wie Airbnb und Ferrari.

Ive gibt in dem Interview Einblicke in seine Philosophie. So sei Sprache mächtig und wer sich bei Ideen zu früh auf bestimmte Begriffe festlege, schließe damit zu viel aus. Seine Freude, Designs zu beschreiben, wurde seinerzeit an den Produktvideos deutlich, in denen er Details und Herstellungsprozesse umschrieb.

Auch geht er in dem Gespräch darauf ein, dass er zuweilen obsessiv sei. So soll sich Ive bei der Gestaltung der Apple Watch seinerzeit Lederproben aus aller Welt angesehen haben, um das aus seiner Sicht perfekte Produkt herstellen zu können. Gegenüber dem Wall Street Journal erklärt der frühere Chief Design Officer, auch nach Asien geflogen zu sein, um bei Apples Auftragnehmern in den Fabriken sicherzustellen, dass die nötige Präzision bei den Produkten erreicht wird. Im Juli wurde bekannt, dass eine zuletzt noch bestehende Kooperation Apples mit Ive eingestellt wird.

Über Ives Ausscheiden bei Apple gibt es ein Buch namens "After Steve". Darin wird sein Weggang damit begründet, dass er und der eher zahlenorientierte Tim Cook nicht die gleiche Verbindung zueinander fanden wie Ive und Jobs. Zwar ermöglichte es Cook Ive, Wunschprojekte wie die Apple Watch umzusetzen. Auch bei der Realisierung des Apple Park, des neuen Ufo-förmigen Hauptquartiers, habe Cook Ive weitgehend freie Hand gelassen. Dennoch habe sich Ive am Ende ausgebrannt gefühlt und schied schrittweise aus. Erst ließ er sich von den Management-Pflichten befreien. Später schied er ganz aus, blieb aber dem Unternehmen zunächst als Berater verbunden.

(mki)