Lycos Europe weiter in den roten Zahlen

Der kriselnde Portalbetreiber blieb auch im zweiten Quartal 2008 in der Verlustzone. Unterdessen hegt Miteigentümer Telefónica offenbar Zweifel am Geschäftsmodell des Unternehmens.

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Der Portalbetreiber Lycos Europe ist in der ersten Hälfte des Geschäftsjahrs 2008 tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) habe sich der Verlust von 7,6 Millionen Euro in der Vorjahresperiode auf 10,9 Millionen Euro ausgeweitet, teilte das Unternehmen am heutigen Montag in Haarlem (Niederlande) mit. Der Umsatz ging den ungeprüften Zahlen zufolge von 41,2 Millionen Euro um 19 Prozent auf 33,3 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich verzeichnete Lycos einen Nettoverlust von 9,8 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte der Portalbetreiber nach Beteiligungsverkäufen einen Gewinn von 48,7 Millionen Euro ausgewiesen.

Im abgeschlossenen zweiten Quartal sank der Umsatz von 21,2 Millionen Euro im Vorjahresquartal um 19 Prozent auf nunmehr 17,1 Millionen Euro. Das EBITDA verbesserte sich von minus 5,3 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 4,7 Millionen Euro. Lycos Europe verbuchte einen Quartalsnettoverlust von 3,9 Millionen Euro nachdem das Ergebnis im Vorjahr durch Verkaufserlöse beeinflusst 41,1 Millionen Euro betragen hatte.

Das Unternehmen führt den Umsatzschwund vor allem auf rückgängige Werbeeinnahmen zurück. Lycos will nun weiter die Kosten senken. Durch "straffes Kostenmanagement" hätten die betrieblichen Kosten um 5,5 Millionen Euro gesenkt werden können, teilte das Unternehmen weiter mit. Darüber hinaus setzt Lycos auf eine "Produktoffensive", die den "Traffic stabilisieren" soll, sowie die Einführung von "Behavioural Targeting". Die Hoffnungen ruhen dabei auf Angeboten wie dem Ratgeberportal decido oder Lycos iQ.

Allerdings scheinen nicht mehr alle Eigner unbegrenztes Vertrauen in das Geschäftsmodell zu haben. Wie Lycos am heutigen Montag ebenfalls mitteilte, hat die am Unternehmen beteiligte Telefónica-Tochter LE Holding eine Überprüfung von Unternehmenspolitik und Geschäftsgebaren bei Lycos eingeleitet. Der Antrag sei bei der Unternehmenskammer beim Untersuchungsgericht in Amsterdam gestellt worden. Lycos kündigte an, den Antrag zu prüfen, wollte den Vorgang aber nicht weiter kommentieren.

Keine Neuigkeiten gibt es unterdessen von den Verkaufsplänen. Das Unternehmen steht seit längerem zum Verkauf, ein Käufer wurde jedoch bisher nicht gefunden. Vorstandschef Christoph Mohn, ein Sohn des Bertelsmann-Firmenpatriarchen Reinhard Mohn, hatte erklärt, Lycos könne unter Umständen für Firmen aus dem asiatischen Raum eine günstige Möglichkeit sein, in Europa Fuß zu fassen. Der Prozess solle bis Ende des Jahres abgeschlossen, sagte eine Unternehmenssprecherin der dpa. Was am Ende des Prozesses stehe, sei noch nicht klar. (vbr)